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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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er nur noch ein lästiger Zeuge. Sie haben ihn gefoltert, um den Code für die zentrale Aktivierung des Chips aus ihm herauszuholen, doch er hat nicht geredet. Rodrigues hat sogar versucht, ihm die Zunge herauszuschneiden. Ist ihm aber nicht so richtig geglückt.«
    Martin verzog das Gesicht und schob die Schale mit Essensresten von sich weg. »Rodrigues?«
    »Carlos Rodrigues. Ich habe auch Bekanntschaft mit ihm machen dürfen. Ein eiskalter Killer aus Argentinien. Liebt es, Leute zu foltern. Nachdem sie mit ihm fertig waren, haben sie Sokolow noch die Kniescheiben zerschossen und einen steilen Abhang runtergeworfen. Unter normalen Umständen hätte er das nicht überleben können, aber er hatte Glück. Ich wusste, was sie mit ihm gemacht haben, und habe Leute aus seinem Institut angerufen. Sie haben ihn heimlich verarztet und außer Landes geschafft.«
    »Also hat er dir zu verdanken, dass er noch lebt?«
    Jerome wirkte gleichgültig. »Sozusagen. Er ist mein Ass im Ärmel. Er schuldet mir noch einen Gefallen. Er weiß es nur noch nicht. Mein Anruf damals war anonym. Ich werde es ihm sagen, wenn ich mit ihm spreche. Ich werde ihm alle Details nennen, die niemand sonst wissen könnte außer mir. Ich denke, er wird sich drauf einlassen.« Jerome klatschte mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
    »Er will, dass Köpfe rollen, und ich gebe ihm, wonach er verlangt.«
    »Woher wusstest du, was sie mit Sokolow machten?«
    »Ich habe sie belauscht. Lag im Kofferraum, hab mich schlafend gestellt. Da hat Carlos geredet wie ein Wasserfall. Ein profilneurotisches und prahlerisches Arschloch. Er wusste nicht, dass ich wach bin. Danach haben sie mich von der Brücke geworfen.«
    »Seitdem denken sie, dass du tot bist.«
    »Genau.«
    »Warum hast du nicht schon eher zu Sokolow Kontakt aufgenommen?«
    »Ich musste warten, bis er ein Lebenszeichen von sich gibt. Sie haben ihn damals übel zugerichtet. Aber Sokolow ist zäh. Eigentlich hat er nichts mehr zu verlieren, denn leben kann man seinen Zustand nun wirklich nicht mehr nennen.«
    Martin drängte sich das Bild eines misshandelten Mannes auf. Parallelen zu seiner eigenen Folterung durch Lars Dräger quälten ihn. Er wechselte das Thema. »Woher hast du all das Equipment da oben? Die ganzen Geräte kosten doch einen Haufen Geld.«
    »Besser, du weißt nicht zu viel. Ja, okay, es ist nicht alles sauber, was ich mache, und du weißt jetzt, wo ich lebe. Du könntest mich ans Messer liefern, wenn du wolltest, aber ich habe dir geholfen, denen zu entkommen, sonst wärest du jetzt in einer dunklen Zelle oder unterm Rasen. Also, du hast die Wahl. Lange bleib ich sowieso nicht mehr hier. Abgesehen davon, gegen die bin ich ein kleiner Fisch.«
    »Was hast du vor, wenn das vorbei ist?«
    »Keine Ahnung. Abhauen jedenfalls. Noch mal von vorn anfangen. Ins Ausland, denke ich.«
    »Nachdem du was getan hast?«
    »Nachdem ich den ultimativen Artikel über die Bilderberger geschrieben habe. Nachdem wir genug Beweise gesammelt haben, um sie auffliegen zu lassen. Ich arbeite seit zig Jahren an dieser Story und jetzt stehe ich kurz vor einem Durchbruch. Oben in meiner Etage lagern genügend Dokumente, um jedes einzelne dieser Schweine hinter Gitter bringen zu können, und genau das werden wir auch tun. Du wirst der Held der ganzen Abteilung sein.«
    »Dein Optimismus und dein Selbstbewusstsein in allen Ehren, aber im Moment sehe ich nur einen Scherbenhaufen um mich herum. Du tust so, als stünde eine ganze Kavallerie hinter uns.« Martin rieb sich die Wange. Eine neue Woge von Zweifeln überrollte ihn. »Ich muss verrückt gewesen sein, mich auf diesen Mist eingelassen zu haben.«
    »Tja, aber jetzt ist es zu spät. Jetzt hängst du voll mit drin.«
    »Unsinn«, protestierte Martin entschieden. Er verschränkte die Arme wie ein trotziges Kind. »Noch könnte ich hier rausspazieren, nach Hause fahren, den Chip von Klaus und von Renate Lohmeyer holen und sie dem Alten überreichen. Ich würde unbehelligt meinen Job in Salzhausen weitermachen können und mich mit meiner Verlobten vertragen. Wir würden wieder ein Baby machen oder eins adoptieren. Ich muss nicht unbedingt irgendwelchen Hirngespinsten hinterherjagen.« Er ließ den Kopf in die aufgestützten Hände sinken. Sein Blick fiel auf den Dreck, der den Raum dominierte. »Scheiße, ich muss das echt nicht tun«, setzte er nach. »Auf versifften Tischen ekelige Currywürste essen und mit einem von Verschwörungstheorien besessenen

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