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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Jugendlichen hineingeworfen worden waren, zertretene Kippen, eine alte Matratze, auf die mehrfach uriniert worden war, ein Ort, an dem nicht mal ein Köter freiwillig nächtigen würde.
    Martin drehte angewidert den Kopf weg und ging in dem dunklen Flur weiter, mit jedem Meter wuchs die Intensität des Gestanks. Dann, an einer Gabelung, wo er die Stufen nach oben hätte nehmen können, entschied er, noch eine kurze Weile seiner Neugier nachzugeben. Hier, im Erdgeschoss, war, wie Jerome ihm gesagt hatte, die Geschäftsstelle der Versicherung untergebracht gewesen. Der Rest einer Glastür trennte den Eingangsbereich vom Kundenbereich. Abdrücke von Schreibtischfüßen im Linoleum, mit Rigipsplatten abgehängte Decken, über denen die Kabel verteilt worden waren. Ein alter Kalender aus dem Jahr 2002 hing noch an der Wand. Martin ging dichter an den Kalender heran. Das rote Sichtfenster zum Markieren des Datums stand auf dem 13. Dezember 2002. Unten am Rand der Werbebanner der R+S Versicherung mit dem idiotischen Slogan: ›Wir verlängern Ihr Leben‹.
    Martin schüttelte den Kopf und ging weiter. Eine ausgeräumte Küche, eine stinkende Toilettenanlage, getrennt für Kunden und für Mitarbeiter. Auf einer weiteren Tür war ein großer Blitz abgebildet und das beinahe unleserliche Wort ›… VOLT‹ war zu erkennen. Er war wieder an der Tür angekommen, die ins Treppenhaus nach oben führte, und entdeckte eine weitere, die ins Untergeschoss führte. Er legte die rechte Hand auf die Klinke, drückte sie herunter und zog daran. Ein Schwall von süßlich-fauligem Geruch, beißend wie der Rauch von Feuer, stieg in seine Nase. Er wandte sich abrupt ab und begleitete die Bewegung mit einer nach einem heftigen Fluch klingenden, nicht verständlichen Bemerkung. Just in diesem Augenblick, als er in die schwärzeste Finsternis hinabblickte und sich die Hand vor die Nase hielt, legte jemand eine Hand auf seine Schulter und drückte fest zu. Er erschrak, riss Augen und Mund auf, hielt die Luft an und fuhr herum. Er blickte in die schemenhaft zu erkennenden Konturen von Jeromes Gesicht. Kalkweiß wirkte dessen Haut, wie tot. Jeromes blasse Haut, die echte oder künstliche, spiegelte gespenstisch das schwache Licht aus dem Eingangsbereich wider.
    »Was machst du hier?«, rief er unangemessen laut, als habe Martin soeben seinen Banktresor geknackt. Die harten Worte hallten in der Eingangsebene nach.
    Martin keuchte und trat einige Schritte beiseite.
    »Bist du bescheuert, mich so zu erschrecken? Warum schleichst du dich so an?«
    »Weil ich nicht wusste, wer du bist. Ich habe dich nicht erkannt. Scheiße, du trägst die Maske.«
    Martin griff sich an die Brust.
    »Du hast mir noch nicht gesagt, was du hier machst.« Jerome trat vor.
    »Ich wollte dich besuchen, was sonst. Ich muss mit dir reden.«
    »Du weißt doch, dass ich oben wohne, und du weißt, dass ich allergisch darauf reagiere, wenn man hier rumschleicht. Entdeckt zu werden, wäre das Letzte, was ich gebrauchen könnte.«
    »Ja, ja, ist ja schon gut. Komm wieder runter. Ich war halt neugierig.« Martin deutete auf die Tür zum Kellerbereich. »Warum stinkt das hier so? Was ist da unten?«
    »Na, was soll da schon sein? Müll natürlich. Das riecht man doch. Komm, lass uns hochgehen. Fahren oder laufen?«
    Martin fiel der seit 2002 nicht mehr gewartete Fahrstuhl ein.
    »Laufen«, entschied er.
    Oben angekommen, hatte sich Jerome beruhigt. Er war wieder freundlich und lachte.
    »’n Bier?«
    »Quatsch. Ist doch erst Mittag.« Martin hob abwehrend die Hand. »Schon gut. Für mich nichts.«
    »Okay, dann nicht. Also, du wolltest mit mir reden?«
    »Ja, wollte ich.« Martin krempelte sich die Hemdsärmel hoch. Ihm war warm und der Schreck steckte ihm noch in den Knochen. Er beschloss, ohne Umschweife mit der Sache rauszurücken.
    »Kennst du einen Karl-Heinz Lamprecht?«
    Jerome hielt in seiner Bewegung inne und fuhr zu Martin herum. » Das wolltest du mich fragen?« Er schüttelte den Kopf, gespieltes Entsetzen. »Klar kenn ich Karl-Heinz«, erwiderte Jerome mit rotziger Stimme. »War ’n toller Schauspieler. Wieso? Schnüffelst du hinter mir her? Spielst du jetzt wieder Bulle oder was?«
    »Hey, nun mach mal einen Punkt. Ich bin Bulle. Ich spiele ihn nicht und ja, ich schnüffel dir hinterher. Also, was ist mit Lamprecht?« Martin blieb unnachgiebig, rang nach seiner Form.
    Jerome blickte zu Boden. Damit hatte er nicht gerechnet, unvorbereitet auf Lamprecht angesprochen zu

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