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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Atembewegungen bewiesen, dass er nicht tot war.
    Jerome kam näher, sah sich um, die Zeit drängte, er erkannte den Mann zu seinen Füßen und lachte auf.
    »Werner Hartleib, du Flasche, kommst ja wie gerufen.« Er stieß ihn mit den Füßen an, erst zart, dann grob, Werner erwachte. Jerome hielt ihm die Waffe vor die Schläfe, ohne Munition, aber das wusste Werner ja nicht. Zu früh und zu tief die Ohnmacht.
    »Komm hoch, ich brauch dich.«
    Werner fehlte für den Widerstand jegliche Kraft. Sein Gegenüber war kräftig und entschlossen. Werner war schwach und vor Entsetzen gelähmt. Ein Lamm, das mit seinem Schlächter ging.
    Jerome zerrte Werner durch das Fenster hindurch. Eine Scherbe war mit frischem Blut benetzt. Sie eilten durch den Flur. Jerome, als kundiger Führer, schleifte ihn zum Treppenhaus, die Tür zum Untergeschoss stand offen, strenger Geruch stieg auf. Jerome ahnte die Zusammenhänge, es war ihm egal. Es war egal und eh zu spät.
    Sie hasteten die Stufen hinauf, wobei Jerome Werner wie dummes williges Vieh vor sich her trieb. Oben in seiner Etage angekommen, schloss er auf. Der Bund klimperte in seiner zitternden Hand.
    Derweil erreichten Martin und fünf weitere Beamte das Gelände.
    Jerome verriegelte die Tür von innen und ließ Werner auf einen Stuhl sacken. Er hetzte nach nebenan, kam mit einer Spritze zurück und jagte sie Werner in den Arm. Sein Opfer zuckte kaum. Nach kurzer Zeit erschlafften alle Muskeln des wehrlosen Körpers, der Kopf hing wie leblos vor dessen Brust. Werner war mit einem starken Beruhigungsmittel, einer Droge oder Ähnlichem, stillgelegt worden. Sein Gehirn hatte sich wieder abgeschaltet, es ruhte sich aus, es sammelte Kraft, vielleicht für das letzte Gefecht.
    Francis kam aus einem der hinteren Räume um die Ecke geschlichen. Sie schien zufrieden zu sein, nicht hungrig, sie schnurrte. Besuch war gekommen und sie scharwenzelte mit ihrem zarten Körper um Werners Beine herum. Sie strich ihre Ohren und den Nacken an seinen Waden und schaute zu ihm hoch, als keine Reaktion von ihm erfolgte. Dann schlich sie weiter zu Jerome, miaute fordernd und sprang unaufgefordert auf seinen Schoß.
    »Hallo, Fran, meine Süße.« Jerome hieß seine pelzige Gefährtin willkommen. »Na, meine Kleine, hast du dich gelangweilt?« Er strich über ihr Fell, ließ sich vollkommen ablenken von seiner Tätigkeit und schmuste mit ihr. »Nicht böse sein, Süße, aber ich muss arbeiten. Geh solange zum Onkel Werner.«
    Die Katze verließ Jerome schnurrend und bedachte Werner mit einem missmutigen Blick. Sie mochte ihn nicht und verschwand in der Weite der Etage.
    In großer Eile begann Jerome, auf seiner Tastatur herumzuhacken. Wie im Rausch brabbelte er dabei wie ein spielender Junge, die Tonlage hoch, noch vor dem Stimmbruch. Was er dort verrichtete, konnte später nur noch zu einem Teil rekapituliert werden. Er bearbeitete unglaublich große Datenmengen, komprimierte und schickte sie auf den Weg, über den Erdball verteilt, verlieh ihnen Flügel. Er versendete digitale Post an siebenundsiebzig verschiedene Büros. Sie landeten in Vorzimmern, bei Sekretärinnen, auf Polizeistationen, CIA, BKA, FBI, Mossad, den letzten unabhängigen, eher kleineren Zeitungsverlagen. Auch großen Buchverlagen als Vorlage zu einem unglaublichen Thriller, den sie in den Bereich der Fiktion verbannen würden. Er fütterte alle Blogs, postete bei Facebook und verlinkte sie mit zig anderen Seiten im Internet. Die Welt sollte in seinen letzten Minuten auf Erden erfahren, was unter der gemeinsamen Sonne, die gleichsam auf Gutes wie Böses herabschien, gespielt wurde. Irgendjemand würde doch unter ihnen sein, der sich noch nicht hatte kaufen lassen. Reporter, Journalisten, Verleger, Idealisten, Gutmenschen – irgendwo auf diesem Globus würde es sie noch geben und sie würden die Unterlagen verwerten können. Brisante Informationen über eine Schattenmacht, eine unheilvolle Elite, die das digitale Joch der Menschheit anstrebte. Mörder in feinstem Zwirn, die auf einen Knopf drücken wollten, um einen zentralen Code zu aktivieren. Um sich von einem Sessel aus, vor prasselndem Kaminfeuer, mit edlem Branntwein in der Hand, eines unbequemen Gegners zu entledigen. All das würde er nun aufdecken.
    Jerome wiegte sich beim Tippen vor und zurück. Wie von einem unsichtbaren Taktgeber gesteuert, flogen die Finger über die Tasten.
    Werner hob den Kopf und erblickte tief in seinem Rausch flackernde Bilder auf sieben Monitoren.

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