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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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die Langeweile in Person. Das braune Haar, das keinen Zentimeter der Kopfhaut freigab – echt oder künstlich-, war korrekt gescheitelt, nicht zu lang oder zu kurz. Der Typ Buchhalter oder Bankangestellter stand plötzlich vor Martins Tisch und setzte sich ohne Aufforderung. Martin blickte in ein Gesicht, geschminkt oder ungeschminkt – er konnte es nicht sagen – um die vierzig, beinahe faltenfrei, maskenhaft, aber Übermut und Unbekümmertheit versprühend. Ein zierliches Bärtchen, nicht blond, nicht schwarz, sondern etwas in der Mitte, umrahmte den Mund, auf exakt drei Millimeter gestutzt. Ein makelloses Gebiss, echt oder falsch, grinste ihn an.
    »Hallo, Herr Pohlmann. Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen.« Jerome bemühte sich eines Dialektes, der zu seinem Vornamen passte, wie ein Franzose, der recht gut Deutsch gelernt, aber bestimmte falsche Betonungen beibehalten hatte.
    Martin antwortete nicht gleich und sah im Augenwinkel sein Bier auf einem Tablett auf ihn zukommen. Die junge Frau machte einen Strich auf den Deckel und verschwand, nachdem der Fremde eine weitere Bestellung abwinkte.
    Martin hob das kühle Glas sogleich an und trank einen großen Schluck. Er stellte es wieder ab und ein vernehmliches Stöhnen entwich ihm. Er bemühte sich weder zu einem Lächeln noch zog er die Mundwinkel nach unten, um sein Missfallen auszudrücken. Er suchte verkrampft nach Professionalität mit einem Pokerface.
    »Also. Was ist mit meiner Verlobten?«, eröffnete er das Gespräch. Wut dominierte seine Stimme.
    Der Fremde, der sich Jerome nannte, schüttelte fragend den Kopf, als höre er diesen Namen zum ersten Mal in seinem Leben.
    »Wieso? Was soll mit ihr sein?«
    Martin presste die Lippen aufeinander. »Sie haben am Telefon Andeutungen über sie gemacht! Also! Was ist mit ihr?«
    Jerome hob die Hände. »Gar nichts. Was soll mit ihr sein? Sie ist süß.«
    Martin bearbeitete sein Kinn und fluchte in die Hand hinein.
    Der Fremde lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    »Wirklich. Es ist nichts mit ihr. Es war ein Joke. Sonst nichts. Ein Jonny.«
    »Sie wollen mir erzählen, Sie haben mich verarscht? Soll ich Ihnen gleich hier eine verpassen oder erst draußen?«
    Jerome wiegelte lächelnd ab, als müsste er einen Jungenstreich zugeben. Mit der Kuppe des rechten Mittelfingers hämmerte er wie ein Specht auf der Tischplatte herum. Als er es bemerkte, nahm er die Hände unter den Tisch.
    »Okay, okay. Schon gut. War fies von mir, aber Sie wären sonst nicht gekommen. Etwas anderes hätte Sie kaum hierhergebracht.«
    Martin nahm einen Schluck Bier und rückte den Stuhl ab. Er suchte in seiner Brieftasche nach einem Fünf-Euro-Schein und wollte aufstehen.
    »Bleiben Sie sitzen. Ich lad Sie ein. Geben Sie mir nur fünf Minuten. Danach können Sie gehen, wenn Sie dann noch wollen.«
    Martin warf einen Blick auf seine Uhr. Fünf Minuten. Mehr wollte er sowieso nicht opfern. Im Fernsehen wurde das Spiel HSV gegen Bayern München übertragen und Catherine wartete auf ihn. Fünf Minuten seiner kostbaren Zeit.
    »Na schön. Legen Sie los. Und das nächste Bier geht auch auf Sie.«
    Der Fremde nickte. Er gab sich Mühe, sich zu konzentrieren. Er dachte daran, seine Informationen nach Prioritäten zu ordnen. Immerhin saß ihm ein Bulle gegenüber, dessen Interesse er nach seinem Fauxpas mit seiner Verlobten neu wecken musste. Er entschied sich, ihn mit einer Frage zu fesseln.
    »Woher wusste ich, was Sie gerade taten, als ich anrief? Ich wusste von Dingen, die ich gesehen, beobachtet haben müsste. Hab ich Sie aus den Häusern von gegenüber bespitzelt, mit einem Feldstecher in der Hand, oder geht das auch eleganter?«
    Martin verengte die Augen zu einem Schlitz. Er hasste es wie jeder normale andere Mensch auch, beobachtet oder verfolgt zu werden. Und er hasste es, wie ein Schuljunge vorgeführt zu werden.
    »Und? Wie haben Sie’s gemacht?«
    »Elektronik«, erwiderte sein Gesprächspartner schlicht. »Überall in jedermanns Wohnung ist Elektronik, die ich mir zunutze machen kann. Am leichtesten war es natürlich mit dem Notebook in Ihrem Arbeitszimmer. Dem neuen Powerbook von Ihrer süßen Maus.«
    »Hallo?« Martin schüttelte den Kopf. »Haben Sie meine Wohnung verwanzt?« Zügellose Empörung stieg in ihm auf.
    »Nö. Musste ich gar nicht. Veraltete Techniken. Im Grunde ist es ganz einfach, wenn man weiß, wie es geht.«
    »Ist immer so, Schlaumeier.«
    »Genau. Ich hacke mich in Ihren PC

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