Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
Vom Netzwerk:
gemeinsame Wohnung mit der Frau seiner Träume.
    Und, verdammt, er musste den Rechner durchsuchen, sichten, was Jerome gemeint haben konnte.

    *

    Den Rückweg von der Kneipe nach Hause schaffte Martin in acht Minuten. Er schloss die Haustür auf, sah sich wieder im Flur um und holte den Fahrstuhl ins Erdgeschoss zurück. Das Warten machte ihn wahnsinnig. Was, wenn Catherine an ihrem Rechner saß und angebliche Fotos von nackten Kindern dort fand? In seinem Stockwerk angekommen, schloss er die Wohnungstür auf, rief einen flüchtigen Gruß, behielt die Jacke an und ging in sein Arbeitszimmer. Catherine sah ihm nach. Sie saß allein vor einem Teller, auf dem noch erkaltete Reste ihrer Kochkünste lagen.
    Martin verriegelte die Tür hinter sich. Der Deckel vom Laptop stand offen. Nie wieder würde er ihn offen stehen lassen, nahm er sich vor. Er klickte ihn an und wartete erneut. Obwohl der Rechner mit neuester chinesischer Technologie ausgestattet war und es das Brummen und Rattern der Festplatte, wie er es von früher her kannte, nicht mehr gab, verging ihm noch viel zu viel Zeit. Wie sollte er die Fotos suchen? Kinderpornos. Oh mein Gott, fuhr es ihm durch den Sinn, und er biss sich auf die Unterlippe. Wenn Catherine die finden würde  … Schweißperlen traten auf der Stirn unter dem Haaransatz hervor. In welchem Ordner würde sie Jerome versteckt haben?
    Er drückte auf den Startbutton und überlegte, welchen Begriff er in das vorgesehene Suchfeld eingeben könnte. Er probierte es plump mit dem Begriff, der die Sache im weiteren Sinne umfasste: ›Porno‹.
    Das Gerät fing an zu arbeiten. Seitenlange Einträge ließen seinen Atem stocken. Er drehte sich um.
    Catherine stand vor der Tür. »Martin? Alles in Ordnung?«
    Unruhig rutschte er auf dem Stuhl hin und her. »Ja, ja. Ich komme gleich.«
    Der Rechner sammelte Informationen und rotzte sie Martin höhnisch ins blasse Gesicht. Präsente aus der Hölle auf dem Rechner eines himmlischen Wesens, die ein Kind von ihm, dem Hüter von Recht und Ordnung, erwartete. Nach zwei Minuten fasste Martin das Grauen zusammen: 189 Dateien, bestehend aus Fotos und Videoclips. Mit zittriger Hand fuhr er mit dem Cursor über die Dateien und öffnete eine davon. Er war weder ein Moralist noch ein Verächter von gutem, mit einer hübschen Frau genossenem Sex, doch was er in diesem Augenblick zu sehen bekam, ließ ihn leise, die Faust vor den Mund gepresst, wimmern. Das Kind auf dem Monitor war nicht älter als sechs oder sieben und der Kerl zehnmal so alt. Er drückte auf die rechte Maustaste und klickte auf Löschen, doch die Datei blieb, wo sie war, auf dem Bildschirm, auf dem Rechner, vor seinen Augen und noch viele Tage in seiner Erinnerung.
    Er versuchte, alle Dateien zu markieren, sie erneut zu löschen, doch nichts passierte. Sie ließen sich noch nicht einmal schließen. Martin fluchte und krallte die Nägel seiner Finger in die Handballen. Pure Verzweiflung stieg in ihm auf – Catherine rief ihn schon wieder–, die Haare klebten auf seiner Stirn. Er wollte einfach den Rechner ausschalten, erwarten, dass dann das Problem aus der Welt geschafft sei. Kindliches Hoffen: Was ich nicht sehe, ist auch nicht da. Was würde helfen? Den Rechner ins Präsidium mitnehmen, die Festplatte ausbauen lassen, die Daten analysieren lassen, das Schwein Jerome für Jahrzehnte hinter Schloss und Riegel bringen? Das Problem war nur, dass er nicht erklären könnte, wie die Daten dorthin gekommen waren. Logisch, er würde den Besitz der Fotos klarstellen, doch würde man ihm glauben?
    Martin stützte den Kopf in seine Hände, während vor ihm die perversen Szenen abliefen, die sich nicht stoppen ließen. Dann, als er einer abgrundtiefen Verzweiflung am nächsten war, übernahm jemand anderes plötzlich die Kontrolle. Stirnrunzelnd blickte er auf, denn der Cursor huschte ohne sein Zutun über den Bildschirm. All die widerlichen Dateien wurden markiert und mit einem fröhlich geschwungenen ›Bye Bye‹ verschwanden sie. Wie aus einem Fenster dahinsegelnde Luftschlangen huschten sie nicht nur von dem Bildschirm, sondern komplett vom Rechner. Er gab zwanzig verschiedene Suchbegriffe in die Leiste ein und durchforstete den PC nach allem, was auch nur entfernt mit dem zu tun hatte, was er gerade gesehen hatte. Er fand nichts. Der Laptop von Catherine war wieder sauber wie ein weißer Slip im Dessousladen.
    Er schaltete ihn aus und ließ den Deckel hörbar in die Verriegelung klicken. Dann zog er

Weitere Kostenlose Bücher