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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Sessel und telefonierte, augenscheinlich mit seiner Frau. »Ja, Schatz, mach ich. … Geht klar. … Besorg ich noch. … Ja, bestimmt. … Nein, heute wird es nicht später. Zur Eheberatung, ja, ich weiß. Ich denk dran. Gut …, dann tschüs. Ich muss jetzt wieder …«
    »Susanne?« Martin setzte sich auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch.
    Werner nickte und presste die Lippen aufeinander. »Es wird immer schlimmer. Es dauert nicht mehr lange und ich bin weg. Eigentlich bleib ich nur noch wegen der Kinder. Sie kontrolliert mich auf Schritt und Tritt. Am liebsten wäre sie auch noch beim Joggen dabei. Stell dir vor, kürzlich hat sie mir den Vorschlag gemacht, wir könnten doch mal zusammen laufen, dann hätten wir mehr Zeit füreinander. Also, ich weiß nicht, wie du das siehst, aber beim Joggen die ganze Zeit zu quatschen, wäre echt das Letzte, womit man mich ködern könnte. Solche Anrufe wie gerade hab ich täglich.«
    Martin nickte nachdenklich. »Heute Abend zur Eheberatung? Bringt das was oder wollen wir lieber ein Bier trinken gehen?«
    Werner lachte. »Wenn ich das täte, könntest du dich bei uns zu Hause garantiert nicht mehr blicken lassen. Obwohl …, vielleicht zieht sie ja dann zu Hause aus. Na ja, wär auch blöd, müsste ich mich alleine um die Kinder kümmern. Wie soll das denn gehen? Ich bin doch die ganze Zeit unterwegs oder im Büro.«
    »Schätze, das Sorgerecht würde sie wohl eher kriegen.«
    »Weil ich so ein mieser Vater bin, oder was? Na, du machst dich ja heute nicht gerade beliebt bei mir. Na gut. Themawechsel. Was gibt’s? Es geht um diesen Typen, stimmt’s? Ich hab mich schon gefragt, wann du hier aufschlägst. Hab eigentlich schon eher mit dir gerechnet.«
    »Hier.«
    Martin reichte Werner den Mikro-Chip.
    »Schöller hat ihn zwar mir gegeben, aber ein Toter kann mich nicht beauftragen, sein Ableben aufzuklären. Und wenn der Alte mich hier sieht, ist sowieso der Ofen aus. Ehrlich gesagt, hab ich die Nase voll von dieser Sippschaft.«
    »Seit wann kneifst du denn? So kenn ich dich ja gar nicht. Aber okay. Ich respektier deinen Wunsch und ja, du hast recht. Du hast dich versetzen lassen, weil du mit Klaus nicht klarkamst und er nicht mit dir. Du hast einen ruhigen Job in diesem Kaff bei Lüneburg und langweilst dich zu Tode. Aber okay. Ich respektiere das. Aber du weißt schon, dass Lorenz dich hier gut gebrauchen könnte, oder?« Werner bedachte Martin mit einem ernsten Blick.
    »Hast du ihn schon getroffen?«, wollte er wissen.
    »Vorhin kurz. Er hat mich an meinem Schritt erkannt, kannst du dir das vorstellen?«
    »Tja, was soll ich sagen? Lorenz war immer auf deiner Seite und hat dich einige Male rausgehauen in der Vergangenheit. Er war ziemlich erschüttert, als er aus der Reha kam und mitkriegte, dass du weg warst. Und du hast ihm kein Wort gesagt. Das war nicht nett.«
    »Scheiße, ja. Ich hatte einfach die Nase voll von Hamburg. Ich habe drei Monate in der Reha gebraucht, um wieder fit zu werden, und der kleine Finger steht immer noch ab. Ein ewiges Andenken an Dräger.«
    Werner lachte.
    »Der Serienkiller aus Hamburgs Unterwelt. Mann, war der Fall lange in den Medien.« Werner jonglierte die schwarze Datenkarte zwischen den Fingern. »Okay, möchtest du bleiben, während ich dem Ding die Geheimnisse entlocke, oder möchtest du lieber abhauen?«
    Martin hielt kurz inne und dachte an Catherine, das Baby, seine schicke Wohnung mit den neuen Hülsta-Möbeln. Ja, er fühlte sich wohl in seiner neuen Existenz, auch ohne die Palmenstrände Ecuadors, wo er immerhin zwei Jahre verbracht hatte. Er hatte sich von dem letzten Fall erholt und genoss die kleine Wache in der Pampa. Er erfreute sich einiger verdienter Annehmlichkeiten, der Sorglosigkeit und des unbeschwerten Alltags, obwohl …, verdammt, Werner hatte recht: Er langweilte sich zu Tode. Martin zwirbelte seinen Schnurrbart. Er hasste die Polarität seiner Gefühle.
    »Okay, aber nur fünf Minuten, dann bin ich weg. Erwarte nicht zu viel. Sehr nette Bilder, aber vermutlich nicht von Bedeutung.«
    Sogleich schob Werner den Chip in den dafür vorgesehenen Slot seines Lenovo Notebooks. Ein Foto nach dem anderen öffnete sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Werner legte ein beliebiges Bild in den Vordergrund und betrachtete es stumm. Es zeigte Klaus Schöller in einer bunten Strandhose und mit einer farbigen barbusigen Schönheit im Arm. Schöller machte mit den Fingern seiner rechten Hand das Victory-Zeichen.

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