Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Beiwerk in diesem Business.
»Was ist los?«, fragte Schöller. Noch war er ruhig, betont gelassen. Der Grund, warum man ihn kontaktierte, hätte jeder sein können. Ein Auftrag, die neue Sachlage zum Thema IK-Chip. Ein Lob für gut geleistete Dienste vielleicht eher nicht?
Rosenthal antwortete zuerst. »Es ist genau das eingetreten, was wir befürchtet haben.«
Eine kleine Pause entstand. Schöller betrachtete das in ernste Falten gelegte Gesicht des designierten Bundeskanzlers. Dieser konnte die Sorgen, die ihn plagten, nicht verbergen. Rosenthal holte Luft und fuhr fort. »In allen Räumen waren Wanzen und Kameras installiert. Das ganze verdammte Hotel war verseucht. Von oben bis unten. Unser Gespräch am Abend im Kaminzimmer, die Sitzungen, einige Zimmer, sogar die Bäder der wichtigsten Leute.«
Schöller sackte in seinem Lehnstuhl zusammen. »Scheiße!«, hauchte er ins Mikro. Das Bewusstsein der Überlegenheit sickerte wie Wasser durch Sand.
»Wir fragen uns natürlich alle, wie das passieren konnte. Sie und Bladeck haben das Hotel ausgesucht. Vor allem aber Sie. Wir haben Ihnen bei dieser Wahl trotz aller Einwände vertraut. In Hamburg, direkt an der Elbe. Gut abzusichern.«
»Wir haben alles gecheckt und …«
»Einen Scheiß haben Sie …«, unterbrach ihn der Fuchs. Zwei der anderen Teilnehmer hatten sich noch gar nicht zu Wort gemeldet. Sie beobachteten wie hungrige Hyänen das Gespräch. Einer von ihnen war Wieland, jemand, von dem er glaubte, ihm blind vertrauen zu können. Dass er jedoch dort saß, auf der Seite der anderen, machte ihn stutzig. Was hatte er dort zu suchen? Warum ließ man ihn an der Konferenz teilnehmen?
Der Fuchs fuhr fort. Seine Laune war kaum mehr zu verschlechtern.
»Noch nie haben wir Probleme gehabt. Nie oder sehr selten ist ein Wort an die Außenwelt gedrungen und jetzt das. Es waren die kleinsten Wanzen, die jemals gefunden wurden, und die Kameras konnten mit herkömmlicher Technologie nicht geortet werden. Wenn jemand all das mitgeschnitten hat, ist alles aus.« Der Fuchs machte eine Kunstpause, die seinem Gesprächspartner Schmerzen bereitete.
»Sie haben gepennt, Schöller!«, brüllte der Fuchs in die Kamera, als er sich vorbeugte. »Erbärmlich versagt!«
Schöller rieb sich die Stirn. Die Angst hatte groteske nasse Zeichnungen auf Brust und Rücken gemalt. Auch seine Stimme wurde lauter, verzweifelter.
»Ich kann mich nur wiederholen. Wir haben das ganze Hotel von oben bis unten gescannt. Jeden Raum, jedes Scheißklo, jede Besenkammer. Leute, den Schuh zieh ich mir nicht an.«
Bladeck meldete sich zu Wort. »Ach, willst du mir den Mist jetzt anhängen? Das funktioniert nicht. Du kanntest diesen Penner, nicht ich.«
»Das heißt doch gar nichts. Nur weil ich den Journalisten von früher kenne, bedeutet das doch nicht, dass ich mit ihm zusammengearbeitet habe.«
»Das hat ja auch niemand behauptet«, beteuerte der Fuchs.
»Aber gedacht habt ihr es«, wehrte sich Schöller. »Ihr denkt, ich sei ein Maulwurf. Seid ihr eigentlich vollkommen bekloppt? Mein Vater hat euren Club gegründet, schon vergessen? Ich bin mit den Bilderbergern aufgewachsen. Seit ich fünf war, wusste ich, wer ich mal sein werde. Wie könnt ihr nur an mir zweifeln?«
»Reißen Sie sich zusammen, Schöller. Ihr Verhalten ist unprofessionell.« Der Fuchs lehnte sich zurück.
Bladeck sprach weiter. Er wollte Schöller beruhigen und gleichzeitig seinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen.
»Hey, wir wissen, dass du ein Profi bist, aber feststeht, dass jemand versagt hat, das verstehst du doch, oder? Hier geht es nicht mehr um persönliche Verdienste in der Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Womit wir im Übrigen bei unserem zweiten Problem wären.«
Schöller rutschte auf seinem Sessel herum. Sein Hintern klebte fest daran, wie ein Saugnapf. Niemand wusste, dass es im Sicherheitsapparat, dessen Chef er war, ein Leck gab, eine undichte Stelle. Irgendjemand schoss ihm seit einiger Zeit beständig zwischen die Augen. Boykottierte seine Position. Er hatte Bladeck schon seit einiger Zeit im Visier und diesen hirnamputierten Carlos, den Bladeck eingeschleust hatte, den Mann fürs Grobe.
Oder war es Wieland? Sein Zögling, den er in alle Geheimnisse der Bilderberger und der Spionage eingewiesen hatte? Der für ihn bald so etwas wie ein Sohn geworden war? Jemand hatte es auf ihn abgesehen und ihn, den Mann, der keinerlei Skrupel kannte, machte dies nervös. Fehler im Sicherheitssystem der
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