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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Videoteilnehmer wurden geschlossen. Reinhard saß vor einem schwarzen Bildschirm und fühlte sich schlagartig einsam. Er war klatschnass. Er hatte soeben zugesagt, das Schwein, das die Daten missbrauchte, zu finden, nur hatte er nicht einen einzigen Anhaltspunkt, wo und wie er nach ihm suchen sollte. Früher war er der überlegene Jäger, doch nun fühlte er sich in die Enge getrieben. Er musste Beute machen, sonst würde er das Opfer sein. Sonst würde er deshalb beim nächsten Treffen nicht mehr dabei sein. Nicht weil er nicht eingeladen werden würde, sondern weil er nicht mehr leben würde.

TEIL 2

Kapitel 13
    Mai 2011, Lüneburg

    Der gemeinsame Abend von Martin und Catherine gestaltete sich schwierig. Die Gewitterwolken hingen tief, außerhalb und innerhalb ihrer Wohnung.
    Ein Außenstehender hätte womöglich ein Eheseminar empfohlen.
    Die Blumen hatten für Martin nicht den gewünschten Effekt gehabt. Selbst Gerbera konnten Catherine diesmal nicht besänftigen. Angetrocknet, vor Stunden gekauft und im warmen Innenraum des Wagens nur durch die Folie in Form gehalten, wirkten sie so müde wie ihre Beziehung. Catherine war ihm nicht böse gewesen, Überstunden gehörten zum Job, das wusste sie, aber da war noch etwas anderes, das zu ihrer Verstimmung beitrug. Ihre weibliche Intuition flüsterte ihr wie feine Stimmen zu, dass die unbeschwerten Wochen und Monate nach Martins Genesung vorbei sein könnten. Sie wisperten auf ihrer Schulter, dass sie einen Mann an ihrer Seite habe, der nicht für ein Leben in der Komfortzone geschaffen war, sondern dafür, sich lieber mit Mächten und Gewalten anzulegen. Der wie die Blumen, die er ihr geschenkt hatte, eingehen würde, wenn man ihn auf einen Bürostuhl binden würde, um auf zwanzig Jahre jüngere Untergebene aufzupassen, die sich weder ihre grüne Krawatte richtig binden noch den Verkehr ordnungsgerecht regeln konnten.
    In der Nacht hatte Catherine wachgelegen, bis sie ein unruhiger Schlaf heimsuchte. Sie sorgte sich nicht in erster Linie um sich und ihre Beziehung zu Martin, sondern um ihr Kind und um ihren Traum vom ganz normalen Familienglück.
    Auch Martin war bekümmert in dieser Nacht, weniger in Bezug auf seine angehende Familie, sondern weil es schien, dass er auf einen Betrüger hereingefallen war. Schon wieder witterte er einen fauligen Haufen Mist, ein verworrenes Gewirr aus komplexen Intrigen und Verschwörungen und er roch förmlich einen Psychopathen in seiner Nähe. Wer um Himmels willen war dieser Jerome? Ein Mann, der ihm nicht dumm erschien, der offensichtlich ein gewisses technisches Know-how besaß, das er selbst nicht hatte. Der ihm in Sachen Politik und Weltgeschehen um Längen voraus schien. Jemand, der ihm anbot, ja, ihn nötigte, bei der Aufklärung eines Mordfalles behilflich zu sein. Eine Art Spitzel mit detaillierten Kenntnissen aus der Unterwelt.
    Mit Kenntnissen von einer Schattenmacht.

    Früh am Morgen machte sich Martin, nachdem er Catherine einen flüchtigen, schuldbewussten Kuss auf die Wange gegeben hatte, auf den Weg. Mit dem Handy rief er auf der Station in Salzhausen an, bestellte einen kommissarischen Vertreter für diesen Tag und fuhr auf die Autobahn Richtung Hamburg.
    Sein Ziel war der Ort, an dem die taufrischen Toten lagen. Dort, wo die erkalteten, von fetten Maden ferngehaltenen und noch nicht angenagten Körper auf ihre Bestattung warteten. Eine Art Zwischenlager zwischen Büro und Friedhof.
    Martin stemmte die Tür mit halbherziger Entschlossenheit auf und erahnte sein Ziel frühzeitig am Geruch: der unbarmherzige und mahnende Geruch der Endlichkeit.
    Er erwischte den Pathologen im Sektionsraum und sah, zunächst von ferne, wie er seine Handschuhe abstreifte und den Mundschutz unter das Kinn zog. In letzter Sekunde, bevor Martin neben ihm stand, zog er das Laken über die unbekannte Leiche. Martin sah noch, dass es eine Frau war, ihr weißer Fuß mit einem Etikett an einem Zeh, lugte noch hervor. Der Fuß stand vom Unterschenkel ab wie der kleine Finger an seiner Hand.
    Der Mediziner wandte sich Martin zu und grüßte mit einem Hallo, ohne ihm die Hand zu geben. Martin hätte sie auch nicht genommen. Die Hand zu schütteln, die Skalpell und Knochensäge geführt hatte. Es schüttelte ihn.
    Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schielte aus dem Augenwinkel auf den grotesken, blutleeren Fuß. Er wollte so schnell wie möglich wieder raus aus diesem ihm so verhassten Gemäuer. Er sparte sich die üblichen

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