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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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tot und zu nichts mehr zu gebrauchen, also musste ein anderer in dessen Fußstapfen treten, gleichgültig, wie es für denjenigen ausgehen würde. Einen Preis muss jeder zahlen, dachte Jerome. Manche einen hohen, andere einen kleinen. Wie hoch der Preis für Pohlmann aussehen würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen. Schlimmstenfalls würde er Schöller in der Alster Gesellschaft leisten oder in der Grube eines Zementwerks für die Nachwelt ein Bullenfossil abgeben. Jerome war es egal. Pohlmann war nur einer von vielen, die in dieser Scharade mitwirkten.
    »Okay. Ich muss Schluss machen. Seien Sie nicht bescheuert und lassen Hartleib das Ding alleine durchziehen. Er hat nicht Ihr Format.«
    »Schleimer.«
    »Und keine Sorge. Die Fotos kommen nicht wieder auf Ihren Rechner. Ich hab da einen anderen im Sinn.«
    »Wen?«
    Jerome lachte.
    »Jemanden, den ich nicht mag, ist doch klar. Jemanden, der seine Hausaufgaben nicht macht, nur an sich, seine Karriere und seinen Profit denkt. Jemanden, dem die Menschen eigentlich scheißegal sind. Und vor allem, der scheinheilig ist und das kann ich auf den Tod nicht ab. Lesen Sie die Zeitung in den nächsten Tagen, dann wissen Sie, wen ich meine. Und dann reden wir weiter. Dann werden Sie das Spiel verstanden haben. Denn so wie ich es mache, machen es andere auch. Nur noch fieser, noch brutaler, noch endgültiger. Kriege werden nicht auf dem Schlachtfeld geführt, mein lieber Herr Kommissar. Kriege werden am Schreibtisch geführt, auf Konferenzen, am Computer. Die Menschen, die sich gegenseitig abschlachten, wissen gar nicht, warum sie es tun. Sie glauben, sie tun es für eine gerechte Sache, in Wirklichkeit sind sie nur ausführende Spielpuppen. Das große Spiel spielen andere.«
    »Ihre ominöse Schattenmacht.«
    Martin betrachtete sein Handy. Es war warm geworden an seinem Ohr. Der Anrufer hatte das Gespräch beendet. Auch Martins Akku hauchte sein Leben aus, so wie die Blumen auf dem Beifahrersitz.

Kapitel 12
    April 2010, Hamburg

    Eines der Telefone in Reinhard Schöllers Haus klingelte. Es war das Gerät mit der sicheren, verschlüsselten Leitung. Eine Nummer, die nur sehr wenige Menschen kannten. Der Ton schellte eindringlich, fordernd, beinahe schmerzhaft und schrill in seinen Ohren. Wenn dieses Telefon zum Leben erwachte, konnte das zu gegebener Zeit nur wenig Gutes bedeuten.
    Schöller erhob sich aus seinem Wohnzimmersessel und eilte ins Arbeitszimmer. Er verschloss die schwere Eichentür hinter sich und nahm ab. Durch diese Tür konnte man nicht mithören, selbst wenn man sein Ohr fest an das Holz presste. Das Gerät stand auf einem kolossalen Schreibtisch aus Nussbaum, deutlich breiter und bulliger als alle handelsüblichen Schreibtische. Wer sich an diesem Monstrum niederließ, demonstrierte Macht und Überlegenheit. Der Rest des Raumes war nicht überladen eingerichtet, dafür aber teuer und geschmackvoll. Attribute, die meistens Hand in Hand gingen. Der handgeknüpfte rotblaue Teppich aus Nepal, ebenfalls handgefertigte Bücherregale aus China, eine blaue Porzellanfigur – ein nach vorn gekrümmt stehender Bettelmönch – auf einem Eckregal, mit einem dünnen Stahlseil gesichert. Zwei seltene Bilder von Salvatore Dali, die Schöller dem Dali-Museum in Figueres an der Costa Brava für eine astronomische Summe abgekauft hatte, sowie eines, das jeder kannte und das im Vergleich billig war: die Uhren, die dahinschmolzen. Zeit, die davonlief. Schöllers Blick fiel auf jenes Bild, das er so liebte. Zeit, die abläuft . Diesmal jedoch schien es seine Zeit zu sein, die ihm durch die Finger rann.
    Schöller hob ab.
    »Ja!«
    »Starten Sie Ihren Laptop. Es ist das Komitee.« Damit war das Gespräch beendet. Schöller tat, wie ihm befohlen wurde. Erste Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Ein Laptop der neuesten Generation bootete zügig, ohne Verzögerung durch überflüssige Hilfs-und Spamprogramme. Er öffnete das Programm für Videokonferenzen und sah sich sogleich vier Männern in vier Windows-Fenstern gegenüber.
    »Hallo, Reinhard. Bist du allein?«
    Schöller sah sich noch einmal um, obwohl er überzeugt war, dass die Tür verschlossen war.
    »Ja, sicher.«
    »Wir haben ein Problem. Diesmal jedoch ein verdammt großes. Vor allem haben Sie ein Problem.«
    Schöller schluckte. Die Stimme des Fuchses echote kalt und unbarmherzig aus dem Lautsprecher. Der Mann machte sich nicht die Mühe, den Klang mit persönlicher Sympathie zu schmücken. Nutzloses

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