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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Erde zu bringen.«
    Pawel hob die buschigen Brauen. Es vermittelte ihm eine Spur Entschlossenheit. Für Autorität reichte es noch nicht.
    »Und damit eins klar ist: Damit sind wir quitt. Kein Wort mehr von den Geschichten damals. Ich bin ein verheirateter Mann. Das ist Erpressung, das ist dir schon klar?«
    Martin nickte und grinste. Seine Lippen würden versiegelt sein. Fehltritte von Pawel, die er nun zu den Akten räumen könnte.
    »Okay, ich ruf dich an. Und lass dich nicht erwischen, sonst petz ich beim Chef.«
    Pawel nahm ein Handtuch vom Haken, knüllte es zusammen und warf es Martin hinterher. »Mach bloß, dass du rauskommst!«
    »Nichts lieber als das.« Martin hob die Hand und verschwand.

    *

    Martin hockte in Salzhausen an seinem langweiligen Schreibtisch und schrieb ein langweiliges Unfallprotokoll. Das Tippen lag ihm nicht und er kam nur mühsam voran.
    Ein junger Heißsporn war auf den Wagen einer älteren Dame aufgefahren, dieser bestritt natürlich die Schuld an dem Unfall, meinte, die Frau wäre unvermittelt, quasi aus heiterem Himmel, ohne einen Schimmer von Grund, auf die Bremse gelatscht. Die Dame hingegen wollte einem Hund, der auf die Straße hechtete – einem Border Collie mit schwarzweiß geschecktem Fell und treuem Blick – ausweichen und als sie merkte, dass dies nicht möglich war, weil sie sonst Passanten gefährdet hätte, sei sie auf die Bremse getreten. Der Hund war inzwischen schwanzwedelnd verschwunden und die angeblichen Passanten hatten sich ebenfalls aus dem Staub gemacht. Im Zweifelsfall hatte natürlich der Auffahrende Schuld, das wussten alle, doch das gegenseitige Herumgezicke war Martin mehr als zuwider.
    Er schielte auf die Uhr und gähnte. Es war Zeit anzurufen. Mit wenigen Sätzen beendete Martin das Protokoll, vermachte die Rechtschreibfehler dem, der sie finden mochte, und riss das Blatt aus der Schreibmaschine, einer der wenigen, die in Deutschland noch benutzt wurden. Martin wählte die Nummer von Pawel und wartete. Es klingelte fünf, zehn, fünfzehn Mal, bis Pawel sich endlich meldete.
    »Tut mir leid, hat länger gedauert. War bei der Arbeit.«
    Martin wollte sich nicht vorstellen, mit welchem Körperteil Pawel gerade beschäftigt gewesen war.
    »Und? Wie sieht es aus?«
    »Schätze, wir haben ein Problem«, entgegnete der Pole.
    Martin wartete. Jetzt nachzufragen, war unnötig.
    »Klaus hat kein Wasser aus der Alster in der Lunge. Nicht einen einzigen Tropfen. Auch nicht im Magen. Er muss schon tot gewesen sein, als man ihn reingeworfen hat.«
    »Was hat er denn in der Lunge, Herrgott?«
    »Nicht fluchen, Mensch. Chlor.«
    »Bitte, was?«
    »Er hat stark chloriertes Wasser in beiden Lungen. Hohe Konzentration. Ich hab ihn durchlöchert wie ein Sieb, weil ich es selbst nicht glauben konnte, aber die Wasserproben stammen definitiv nicht aus der Alster, sondern, keine Ahnung, eher aus einem Pool. Irgendeinem Swimmingpool mit chloriertem Wasser oder so.«
    Martin richtete sich auf. »Okay, nur um das mal zusammenzufassen. Klaus ist nicht am Ufer ausgerutscht und wie ein schlechter Schwimmer ertrunken, sondern in einem Pool, mit Joggingklamotten. Au Mann, Kacke, wir haben wirklich ein Problem. Was machen wir jetzt? Er muss obduziert werden.«
    »Vergiss es. Ich hab schon mehr gemacht, als ich durfte. Das mit Klaus wissen nur wir beide und ich werde es gleich ganz schnell wieder vergessen. Sieh zu, was du damit anstellst, aber halt mich da raus. Tu, was du willst, aber von mir hast du diese Info nicht. Morgen wird Schöller beerdigt und du und ich wissen, dass es vermutlich Mord war. Vielleicht hat ihn vorher jemand betäubt oder vergiftet, obgleich ich im Magen nichts dergleichen gefunden habe. Vielleicht hat man auch nur seinen Kopf in einem Pool unter Wasser gedrückt, bis er sich nicht mehr gerührt hat – ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Das ist dein Job, mein Lieber. Ich ärgere mich schon jetzt, dass ich mich von dir hab erpressen lassen.«
    »Mensch, Pawel, nun mach dir nicht ins Hemd. Du bist doch Arzt. Hab doch nicht so einen Schiss vor Schöller. Ich versprech dir, ich halt dich da raus. Aber Werner muss ich es erzählen.«
    »Wie gesagt, tue, was du willst, aber mich erwähnst du mit keiner Silbe, okay?«
    Martin schnaubte in den Hörer. »Hat er noch andere Blessuren? Schläge auf den Hinterkopf oder so was?«
    »Eine kleine Beule am Kopf, ja, vorne an der Stirn, aber die kann er sich sonst wo geholt haben.«
    Martin war resigniert.

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