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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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jetzt zustechen«, krächzte Jerome unter dem Griff von Martins Hand hervor. Langsam nahm Martin die Hand von Jeromes Hals. Jerome sackte in sich zusammen und hustete. Mit der linken Hand rieb er sich den Hals. Die graue angeklebte Augenbraue löste sich. Er bemerkte es und riss sie ab. Danach die andere auch.
    »Hören Sie, Pohlmann. Ich verstehe Sie ja.« Jerome ordnete seine Kleidung und rückte die Maske zurecht. Dann sprach er wieder ruhig und besänftigend. »Für Sie als Staatsdiener mag das alles befremdlich klingen. Sie glauben immer noch an das Gute im Menschen und dass Sie nur von Leuten umgeben sind, die Sie lieb haben. Aber glauben Sie mir, das ist alles Bullshit. Wir leben in gefährlichen Zeiten. Keine Sau interessiert sich dafür, wie Sie das finden. Es geht um viel höhere Ziele als Ihre kleingeistige, spießige Gerechtigkeit. Also. Seien Sie vernünftig und arbeiten Sie mit mir zusammen. Ich erzähl Ihnen alles, was ich weiß, und wenn Sie den Mörder von Klaus im Sack haben, können Sie mich immer noch verknacken, falls Sie es dann noch wollen.« Jerome klopfte ihm auf die Schulter und lächelte.
    »Und? Was meinen Sie?«
    Martin trat einen Schritt zurück, betrachtete einen Moment den Mann, der das Handwerk der Verwandlung perfekt beherrschte, und drehte sich um. Wortlos schritt er die Treppe hoch, hinter den Zuhörern der Ansprache vorbei an den Tisch, den Werner ihm zuvor gewiesen hatte. Er ließ sich auf einen der Holzstühle nieder und legte die Hände nebeneinander auf den Tisch. Blicke von Werner und Lorenz lasteten erdrückend auf ihm. Seine Hände zitterten.

    *

    »Wo hast du so lange gesteckt? Obwohl …«, Werner schob die Tasse kalten Kaffees weiter von sich weg, »verpasst hast du hier nichts.«
    Lorenz hob den Finger vor die Lippen. »Pst. Seid ruhig.«
    Werner verstummte. Die letzten Worte der Laudatio drangen an ihre Ohren. Einige böse Blicke trafen alle um diesen Tisch Herumsitzenden.
    Unerwartet heftig schob Martin seinen Stuhl zurück, wieder erntete er Unverständnis.
    »Ich muss hier weg.«
    Er stand auf, strebte unverzüglich dem Ausgang zu, vorbei an der Garderobe, riss die Tür auf und atmete frische Luft ein. Zu viele Menschen auf einem Fleck, zu viele Gerüchte, zu viele Lügen, zu viele Lobreden auf Klaus. Martin wurde in diesen Sekunden alles zu viel. Kurze Zeit später folgten ihm Werner und Lorenz, ließen die Eingangstür ins Schloss fallen und fanden Martin desorientiert vor.
    »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Sei froh, dass du dem Alten nicht begegnet bist. Der hätte dich vor versammelter Mannschaft in Stücke gerissen.«
    Lorenz drängte sich zwischen Pohlmann und Hartleib.
    »Ich hätte auch mal gern gewusst, was hier gespielt wird. Ich bin es leid, und wenn ihr mir nicht sofort euer Versteckspiel erklärt, werd’ ich echt sauer.«
    Martin blickte an Lorenz herab, der seit seiner Krankheit noch um weitere zehn Zentimeter geschrumpft zu sein schien. Alles in allem machte Lorenz einen mitleiderregenden Eindruck und in diesem Moment realisierte Martin, wie herzlos er mit Lorenz, dem er viel zu verdanken hatte, umgegangen war. Immerhin war er es gewesen, der ihm die zweijährige Auszeit in Ecuador genehmigt hatte, trotz aller Widerstände im Präsidium. Pohlmanns Körperspannung wich einem Zusammensacken. Er legte die Hand auf Lorenz’ Schulter.
    »Was hat Ihnen Werner denn schon erzählt?«
    »Na, die Vorgeschichte eben. Mir scheint aber, Sie wissen noch einen Haufen mehr, den Sie jetzt loswerden wollen. Also, Martin, hauen Sie es raus.«
    »Okay, aber vielleicht sollten wir von der Tür verschwinden. Gehen wir rüber zum Parkplatz.«
    Nachdem sie einige Schritte gegangen waren, begann Martin ohne besondere Vorankündigung.
    »Punkt eins: Klaus hatte chloriertes Wasser in der Lunge und kein Wasser aus der Alster. Er ist definitiv nicht dort ertrunken, sondern, wie Dr. Schygurski vermutet, in einem Pool. Und zwar nicht in einem großen, öffentlichen Schwimmbad, wo es Normchlorierungen gibt, sondern in einem kleinen, einem privaten vermutlich. Eine ungewöhnlich hohe Chlorkonzentration. Der Alte hat die Obduktion verboten; Klaus sollte so schnell wie möglich unter die Erde. Er hat boykottiert, dass herausgefunden wird, wann genau er gestorben ist, wer alles an ihn Hand angelegt hat, ob er Gifte, Beruhigungsmittel und dergleichen intus hatte und so weiter. Sicher ist nur, dass es kein Unfall war. Und zwar für uns und Schygurski. Keine offiziellen

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