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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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ihren Augen auftat. Das ganze Tal war für das Fest geschmückt. Jedes Haus leuchtete in einer anderen Farbe. Die Steinchen, die die Wege zwischen den Häusern bedeckten, glitzerten silbrig. Die Akademie selbst strahlte gleißend weiß von innen heraus. Alle Fenster waren geöffnet. Auf dem großen Platz davor waren die vier großen Schalen aufgebaut worden. In einer tanzten flammende Feuersalamander, in der zweiten, mit dunkelblau glitzerndem Wasser gefüllten, führten Undinen einen Reigen auf. In der dritten gaben Erdgnome eine archaische Aufführung, die an Breakdance erinnerte. In der vierten sangen pausbäckige Sylphen, während sie auf- und abschwangen. Engel des Äthers schwebten vor einem riesigen Regenbogen, der sich über das ganze Tal spannte.
    Über allem lag Musik, die sich aus den Tönen von herabfallenden Blüten und Sternen harmonisch zusammenfügte. Augenblicklich musste ich an Tom denken und mir wurde bewusst, warum mich seine Musik so angezogen hatte. Seine Komposition hatte etwas Magisches, etwas, das die Essenz der magischen Welt einfing, ohne dass er das Geringste davon ahnte.
    Während wir einfach am Waldrand stehengeblieben waren und staunten, war Pio, ohne sich umzudrehen, weitergegangen. Er hatte uns hierhergebracht. Seine Aufgabe war erfüllt. Auf einmal stürmte Kira auf mich zu und wir fielen uns in die Arme.
    „Gott sei Dank! Janus hat mich informiert, dass du – oder ihr“, sie schaute zu Grete hinüber, die auf die Knie gesunken war und wie hypnotisiert in das Tal starrte, „hier seid. Immer mehr Leute verirren sich im Wald. Pios Aufgabe ist es inzwischen, sie zu finden und nach Hause zu bringen. Er hat diese einmalige Begabung, sich von den Verschiebungen nicht irritieren zu lassen. Er ist ein wandelndes Navigationsgerät. Muss mit seinem Autismus zusammenhängen.“
    Ich nickte erschöpft. „Mir tun so die Füße weh …“
    Grete drehte wie in Zeitlupe den Kopf zu Kira. „Du bist aus meiner Schule“, stellte sie fest, dann schloss sie die Augen und kippte zur Seite.
     
    Kurze Zeit später lagen wir, jede auf einer gut gepolsterten Liege von einigen Kissen gestützt, in der ersten Etage der Akademie und schauten durch das offene Fenster hinaus ins Tal. Ranja hatte uns einen Kräuterdrink gemixt und ich fühlte mich um einiges besser.
    Zwischen uns war ein Tisch mit lauter kleinen Broten und Kuchen aufgebaut, die Else jedes Jahr für das Fest buk. Sie waren alle mit Blüten aus Zuckerguss, mit Buttercreme oder mit Kräutercreme geschmückt. Else hatte uns so viele Köstlichkeiten gebracht, wie wir in einer Woche nicht aufessen konnten.
    Ich sah, dass Grete einen Kuchen in der Hand hielt, von dem sie ein winziges Stück abgebissen hatte. Wahrscheinlich war sie einfach zu überwältigt, um richtigen Hunger zu haben. Ich nahm ein kleines Brot und biss hinein. Es war das erste Mal, dass ich die Köstlichkeiten des Festes genoss, und ich verschlang das Brot in Nullkommanichts. Nein, heute war auf keinen Fall der Tag, um mit dem Engelsein wieder zu beginnen.
    Vor den vier Schalen der Elemente befand sich ein Podest, auf das jetzt die Mitglieder des Rates traten. Ich lehnte mich selig zurück. Ich war hier, pünktlich zum Fest der Elemente und zusammen mit Grete.
    Über den Schalen verharrten fünf Ätherwesen. Ich erkannte Lilonda, die mich voller Stolz anstrahlte. Sie nahm zum ersten Mal an diesem Fest teil.
    Vor dem Podest hatten sich alle Bewohner der magischen Blase, ehemalige Studenten der Akademie, die jetzt auf der ganzen Welt verstreut lebten, und weitere Gäste versammelt. Feierliche Stille breitete sich aus.
    Sulannia trat hervor und begann zu sprechen:
     
    „Aus Wasser entsteht und besteht das biologische Leben.
    Erde bildet die Materie und gibt den Dingen ihre Form.
    Luft ist der Sauerstoff, den wir atmen.
    Er ist die Grundlage des Lebens.
    Feuer repräsentiert den zündenden Lebensfunken, das Licht und die Wärme, die Lebensenergie.
    Und Äther ist die geistige Essenz, die alles miteinander verbindet.
    Ich begrüße euch alle zum Fest der Elemente. Das zurückliegende Jahr war ein besonderes Jahr, das uns in Aufruhr versetzt hat. Doch alle Gefahren konnten gebannt werden, und …“
     
    Ich hörte Sulannia nicht weiter zu, weil sich plötzlich jemand neben mich hockte und mich anlächelte.
    „Janus!“
    „Noch nicht mal richtig gesund, schon stürzt du dich wieder in Abenteuer.“
    „Du bist hier …“
    „Na, du bist ja Heiligabend nicht ins Absturz

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