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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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hingeschickt. Inzwischen ist sie wieder zu Hause und wird von der Haushälterin ihres Vaters gepflegt. Mehr kann ich dir nicht sagen.“
    Janus klang resigniert und ich war mir sicher, dass es meinetwegen war und nicht wegen Charlie.
    „Bestimmt bist du müde“, sagte ich und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Das klang, als würde ich ihn wegschicken wollen. Dabei wollte ich doch das ganze Gegenteil.
    „Ja, das bin ich“, antwortete Janus und nahm auf einmal seine Jacke und das Buch. Ein Stich ging durch meine Mitte.
    „Morgen kommst du ja raus, vielleicht auch schon heute Abend. Bis dahin …“ Janus beendete den Satz nicht, stand auf und ging zur Tür. Oh nein, er sollte nicht gehen.
    „Janus“, rief ich. Aber als er sich umdrehte, sagte ich nur: „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.“
    „Keine Ursache. Das war ich dir schuldig. Schließlich war ich es, der dir Charlie auf den Hals gehetzt hat.“
    „Aber … Nein, was mit mir passiert ist, das ist doch nicht deine Schuld!“, begehrte ich erschrocken auf.
    Janus seufzte. „Wie auch immer. Jedenfalls, sonst ist niemand gekommen in den zwei Tagen.“
    Das war eine Anspielung darauf, ob ich nahe Angehörige hätte.
    „Nein“, antwortete ich.
    In Janus’ Gesicht zuckte es kaum merklich. Er atmete tief ein und legte die Hand auf die Türklinke.
    „Schön jedenfalls, dass es dir wieder gut geht. Ich werde mich jetzt ein paar Stunden hinlegen.“ Er öffnete die Tür, sagte „Bis bald“ und schloss sie leise hinter sich.
    Ich starrte auf die Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte. Dann ließ ich mich in die Kissen zurücksinken und fixierte die Zimmerdecke. Ich strengte die Muskeln meiner Augen an und versuchte mit aller Gewalt zu verhindern, dass mir die Tränen kamen.
    Ich hatte Mist gebaut, weil ich Charlie und mir und Janus etwas klar machen wollte. Janus hatte den Rat alarmiert, sonst wär ich jetzt tot, und dann Tag und Nacht an meinem Bett gewacht. Aber jetzt war irgendwas völlig schief gelaufen. Ich hatte jedes Mal das Gegenteil von dem gesagt, was ich eigentlich wollte. Warum bloß? Warum war ich so ein Idiot?
    Vielleicht hatte Charlie irgendwas begriffen. Hoffentlich, damit das alles überhaupt einen Sinn gehabt hat! Aber ich selbst hatte wohl überhaupt nichts gelernt, gar nichts. Und zu allem Überfluss fühlte sich Janus auch noch schuldig. War er nur deswegen die ganze Zeit bei mir gewesen? Hoffentlich nicht. Die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten und kullerten über meine Wangen. Ich musste das in Ordnung bringen mit Janus, sobald ich hier raus war.
     

Kapitel 41
     
    Doktor Labot untersuchte mich noch einmal gründlich. Er vollzog die üblichen Tests wie Herz abhören und Puls messen im Beisein einer Schwester, die keine Ahnung davon hatte, was wirklich mein Problem gewesen war.
    Dann, als wir alleine waren, führte er noch ein paar Spezialuntersuchungen durch. Er tastete meine Arme, meine Beine, die Wirbelsäule und besonders alle Organe in meinem Bauch ab.
    „Hat alles wieder die richtige Konsistenz. Sehr gut.“
    Er erklärte mir, dass Röntgenstrahlen Stoffe dazu bringen, Licht abzugeben. Ein normaler Mensch konnte das vertragen. Auch magisch begabten Menschen, die ansonsten ganz Materie waren, machte das nichts aus. Ätherbegabte mussten jedoch vorsichtig sein, besonders wenn sie ihre Vitalität so zurückgeschraubt hatten, wie ich.
    Er fragte mich, ob ich von der Gefahr nichts gewusst hatte. Ich schüttelte den Kopf.
    „Heißt das, ich hätte mich komplett in Licht aufgelöst?“
    „Ja, wie ein Komet, der in die Atmosphäre eintritt und verglüht.“
    Er erzählte mir, dass ich in der Röhre angefangen hatte zu flimmern und zu leuchten, die Haut, das Skelett und alle Organe. Die Mitglieder des Rates waren gerade noch rechtzeitig eingetroffen, um den Vorgang zu stoppen.
    „Das hat natürlich auch erst mal deine Fähigkeit gestoppt, mit den Augen selbst Licht zu erzeugen.“
    Doktor Labot nahm jetzt eine gewöhnliche Diagnostikleuchte und schaute in meine Augen. „Diese Fähigkeit ist immer noch nicht zurückgekehrt. Wir werden sehen, ob sie es wieder tut.“
    Ich sah ihn erschrocken an, aber er besänftigte mich. „Keine Sorge, ich denke, sie wird zurückkehren, da alles andere auch gut aussieht.“
    Zum Schluss leuchtete er mir in die Ohren. „Das Innere deiner Ohren phosphoresziert wieder. Um deine besondere Hörkraft brauchst du dir schon mal keine Sorgen mehr zu machen.“
    „Ich habe

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