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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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und tausend Leute schienen um mich herum zu tanzen … Alles drehte sich, immer schneller und schneller, die bunten Farben vermischten sich zu einem Einheitsbrei, erst lila, dann braun, dann schwarz … und dann nichts mehr … Ich war mir sicher, dass ich dabei war zu sterben.
     

Kapitel 40
     
    „Sie kommt zu sich. Schnell.“ Die Stimme erscholl dicht an meinem Ohr. Dann entfernte sie sich wieder. In meinem Kopf dröhnte es. Vor mir waberten dunkle Flecken. Irgendwann kapierte ich, dass es Gesichter sein mussten. Ich wurde durchgeschüttelt. Blitze tauchten auf und verschwanden wieder. Jemand schrie und jemand weinte. Ich hörte das Schluchzen.
    „Ich habe sie. Mehr dunkle Energie. Mehr!“ Diese Stimme kannte ich. Das war Marco, das neue Ratsmitglied.
    „Ihr müsst euch beeilen“, sagte jemand anders.
    „Doktor Labot ist informiert. Er wartet.“
    Etwas klapperte. Dann wurde ich hochgehoben, ziemlich hoch. Ich war in der Luft.
    „Nicht so schnell, Jolly.“
    „Sie braucht noch mal Wasser. Bis Neukölln ist es zu weit.“ Diese Stimme gehörte Sulannia.
    „So schaffen wir das nicht. Es ist einfach zu riskant.“ Der tiefe, melodische Bass von Janus. Er war ebenfalls da und das beruhigte mich ungemein. Gleichzeitig tauchte die dringende Frage auf, wo ich mich überhaupt befand und was mit mir los war? Dicke dunkle Nebelwolken umgaben mich. Wenn ich wenigstens die Augen aufmachen und etwas sehen könnte! Aber das ging nicht. Stattdessen hüllte mich der Nebel ein. Dann sackte ich nach unten wie ein Flugzeug, das in Turbulenzen geraten war.
    „Ihr Herz, es flammt wieder auf! Lasst mich noch einmal.“ Die beherrschte Stimme von Kim, aber gleichzeitig immer noch das Schluchzen.
    Dann sprach Marco: „Wir nehmen Charlies Auto. Es ist einfach sicherer, dann können Sulannia, Jolly und Kim sie weiter versorgen. Ich fahre und Janus kümmert sich um …“
    „… Charlie“, ergänzte Janus.
    Charlie … wiederholte ich innerlich, während das Rauschen in meinen Ohren wieder stärker wurde und die Stimmen immer weiter in den Hintergrund rückten. Charlie schluchzte, warum auch immer. Aber weshalb war sie hier, zusammen mit dem Rat? Grete war doch in die magische Welt gelangt und nicht Charlie. Janus sollte bei mir bleiben und sich nicht um Charlie kümmern, wollte ich sagen, aber es ging nicht.
    „Sie sackt wieder weg, los!“ Das war das Letzte, was ich mitbekam.
     
    Es war dieser ganz bestimmte Duft, den ich als Erstes wahrnahm, bevor ich die Augen öffnete. Ich versuchte ihn in Gedanken zu beschreiben. Er war männlich und blumig und irgendwie fröhlich. Janus war hier, ganz in meiner Nähe. Ein seltsamer Frieden legte sich über mich und sagte mir, ich konnte ruhig wieder in den Schlaf des Vergessens sinken.
    Doch statt erneut wegzudämmern, ging ein Ruck durch meinen Körper. Nein, ich wollte nicht wieder schlafen, ich wollte sehen, wo ich mich befand. Um Himmels Willen, irgendwas war geschehen, etwas Einschneidendes. Langsam übernahm mein Bewusstsein das Ruder. Neben dem Duft, der zuerst nur völlig geräuschlos und exklusiv zu mir vorgedrungen war, wurden jetzt Pieptöne laut. Ein gleichmäßiges beständiges Piepen.
    Ich blinzelte und schloss die Augen sofort wieder. Um mich herum schien die Welt ziemlich hell zu sein, gleißendes Licht, das blendete. Ich versuchte es noch mal. Meine Lider fühlten sich an, als würden Gewichte darauf liegen. Beim zweiten Mal gelang es mir, die Augen offenzuhalten. Und dann sah ich ihn, seinen dunklen Lockenkopf, direkt vor mir.
    Ich lag in einem weißen Raum in einem weiß bezogenen Bett und Janus saß daneben auf einem Stuhl, die Arme auf der Bettkante verschränkt und darauf seinen Kopf gebettet. Dicht neben seinem Haar lag mein Arm, so weiß, als würde er zu einer Porzellanpuppe gehören. In meinem Handrücken steckte eine Kanüle. Ich folgte dem dünnen Schlauch mit meinem Blick und drehte dabei leicht den Kopf. Sofort wurde mir schwindelig und ich schloss die Augen wieder. Nur ein paar Augenblicke, bis sich in meinem Kopf alles wieder beruhigte.
    Ich lag in einem Krankenhaus und war an diverse Apparaturen angeschlossen, soviel war klar. Charlie, ein riesiger Raum, flimmernde Bildschirme, der Rat – Bruchstücke von Erinnerungen flogen durch mein Gehirn wie Puzzleteile, von denen ich nicht wusste, wie sie zusammengehörten.
    Janus. Ich spürte sein Haar an meiner Hand. Er bewegte sich. Mit größter Anstrengung öffnete ich noch einmal die Augen und blickte

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