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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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jetzigen Leben und der magischen Welt.
    Als er in seinen Träumen einen Waldweg entlanglief, klinkte ich mich ein. Meine Kräfte gehorchten mir wie gehabt, ein Glück.
    Ich lief neben Jerome.
    ‚Wir müssen Haruto Tanaka finden‘, sagte ich zu ihm und er wandte sich mir zu.
    ‚Neve, ich habe dich lange nicht gesehen.‘
    Ich erschrak ein wenig, weil er sich so mühelos an mich erinnerte. ‚Ich kann dir nicht trauen‘, gab er hinterher und begann schneller zu laufen.
    Ich sah eine dunkle Nebelwand vor uns aufsteigen. Das bedeutete, ich musste mich beeilen, weil er kurz davor war, in eine andere Traumszene zu wechseln. Er hatte nicht dagegen protestiert, dass der ihm bekannte Haruto mit Nachnamen Tanaka heißen sollte. Ich war mir sicher, auf der richtigen Spur zu sein.
    ‚Ich werde dafür sorgen, dass die Mieter am Wetterplatz 8 alle ausziehen‘, versuchte ich es ins Blaue hinein.
    Jerome blieb abrupt stehen. ‚Das nützt nichts, solange das Haus nicht in Tanakas Besitz gelangt.‘
    Wow, das musste Jeromes letzter Stand gewesen sein, bevor seine Erinnerungen an die magische Welt gelöscht wurden! Ich wollte ihm weitere Fragen stellen, doch ein gellender Schrei riss mich aus der Versenkung, hüllte Jerome in die nahende dunkle Wolke ein und katapultierte mich in meine Gegenwart zurück.
    Ranja erschien in der Tür und knipste das Licht an. Jerome saß im Bett und hielt sich den Kopf. Er hatte geschrien und tastete jetzt nach dem Knopf, um eine Nachtschwester zu rufen. Von mir und Ranja nahm er keine Notiz.
    „Komm!“ Ranja zerrte mich aus dem Zimmer und dann um die Ecke in eine Besuchertoilette. Sekunden später hörten wir die Schwester nebenan.
    „Wasser“, rief Jerome.
    „Ruhig, hier haben Sie Wasser.“ Die Schwester schloss die Zimmertür hinter sich und wieder herrschte die typische nächtliche Krankenhausstille.
    „Ob er uns bemerkt hat?“, fragte ich ängstlich.
    „Ich glaube nicht. Und wenn, er ist in einem Zustand, wo er Wirklichkeit und Traum nicht auseinanderhalten kann.“ Ich sah, wie ein leiser seelischer Schmerz über ihr Gesicht huschte.
    „Ist es wegen … damals?“, fragte ich und biss mir gleichzeitig auf die Lippen. Das war meine typische Neugier in Bezug auf Menschen, aber Ranja war ein Ratsmitglied, vor dem ich viel zu großen Respekt besaß.
    „Nein … Es ist wegen der Löschungen. Die Folgen sind zu schlimm. Aber das ist ein anderes Thema.“ Sie straffte sich und sah mir fest in die Augen. „Konntest du etwas erreichen?“
    Ich erzählte ihr, was sich ereignet hatte. Ranjas Fazit daraus war auch meins: Haruto Tanaka und Jerome kannten sich. Jerome musste also schon lange über das Haus am Wetterplatz Bescheid gewusst haben.
     

Kapitel 42
     
    Ich liebe Janus.
    Ich liebe Janus!
    Immer wieder ging mir dieser eine Satz durch den Kopf. Manchmal flüsterte ich ihn auch und wenn grad keiner dicht an mir vorbeiging, sagte ich ihn noch ein wenig lauter.
    Beschwingt lief ich durch die Straßen von Berlin, als wäre Frühling. Die Januarluft war tatsächlich erstaunlich mild. Ausrangierte Tannenbäume lagen am Straßenrand. Auf den Gehwegen entdeckte ich Überreste des alljährlichen Feuerwerks. Silvester hatte ich im Krankenhaus komplett verschlafen. Ein kleiner Hund sprang freudig auf mich zu, jeder lächelte mich an, aber vielleicht war das nur, weil ich jeden anlächelte. Bei einem Straßenhändler wollte ich eine Apfelsine kaufen, aber er schenkte sie mir.
    Ich hatte mich mit Ranja noch bis in die frühen Morgenstunden unterhalten, weil wir beide nicht schlafen konnten. Sie hatte mir erzählt, wie sie in die magische Welt gelangt war vor fünfhundert Jahren. Es war eine atemberaubende Geschichte.
    Und dann hatte sie folgende Worte zu mir gesagt: „Weißt du was? Du hast vielleicht keine Angst mehr vor dem Tod oder dem Leben. Aber immer noch vor der Liebe.“
    „Vor der Liebe? Wieso? Wieso sollte ich denn …“
    „Nicht?“, fragte Ranja mit gespielt hochgezogener Augenbraue. Ich hatte sie verständnislos angesehen und gleichzeitig verstand ich sie sehr wohl.
    „Du liebst Janus, und du weißt es schon lange. Wann hast du denn vor, dir das einzugestehen, hm?“
    „Ich …“
    Ranjas Direktheit war so was von entwaffnend. Ich merkte, wie meine Wangen zu glühen begannen. Sie grinste zufrieden.
    „Na los! Gesteh es dir endlich ein.“
    „Ich …“ Mehr kam wieder nicht heraus.
    „Gut, das ist ein Anfang“, neckte sie mich.
    „Aber nur eingestehen ist eigentlich ein

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