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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Gute Freunde sogar. Dass du ihn vielleicht nicht einfach im Stich …“
    „Pff … Ich habe meine Aufgabe erledigt. So wie immer. Ich kann doch nicht mit allen, denen ich jemals geholfen habe, befreundet sein. Das wären inzwischen mehrere hundert Menschen und von so einigen kenne ich nicht mal den Namen.“
    „Eben. Bei Tom ist das deshalb was anderes. Du hast bei ihm gearbeitet und sogar in seinem Haus gewohnt. Du bist deswegen so lange der magischen Welt ferngeblieben, wie noch nie.“
    „Eben“, gab ich jetzt trotzig zurück. „Das war lange genug. Viel zu lange.“
    „Und was ist mit Grete?“
    „Sie kommt zurecht, denke ich. So war mein letzter Eindruck.“
    Im selben Moment, wo ich diesen Satz sagte, fiel es mir wieder siedend heiß ein. Grete war in die Kneipe gestürmt und wollte mich dringend sprechen, als ich gerade dabei gewesen war, wegen Tom komplett die Nerven zu verlieren. Sie hatte kein bisschen so ausgesehen, als würde sie zurechtkommen. Irgendetwas war geschehen, aber ich war nicht in der Lage gewesen, auf sie einzugehen.
    „Was ist?“ Kira sah mich forschend an. Mir fiel auf, um wie vieles aufmerksamer sie in der letzten Zeit geworden war.
    „Ich … ach nichts. Ich habe nur an Grete gedacht. Und du hast natürlich recht. Kim sollte nach ihr sehen. Ich muss mit Kim reden.“
    „Du bist in letzter Zeit sehr wankelmütig in deinen Entschlüssen. Warst du nicht letztens noch der Meinung, man kann Menschen, derer man sich angenommen hat, nicht einfach anderen übergeben?“
    Ich seufzte.
    „Ja, aber … ich meine … Ich mag Kim eben nicht besonders. Ich komme nicht gut mit ihr klar. Sie ist in allem das komplette Gegenteil von mir. Vielleicht ist es auch nur das.“
    Natürlich war es nicht nur das. Natürlich war es gegen jegliche Überzeugung in mir, Grete im Stich zu lassen. Das konnte ich wirklich nicht tun! Aber ich konnte auch nicht wieder zurück zum Wetterplatz 8. Schon gar nicht sofort.
    „Trotzdem werde ich zu Kim gehen. Am besten noch heute“, versicherte ich Kira, wobei ich ihr nicht verriet, dass es tatsächlich dringend war.
    „Ach, Neve“, sagte Kira und umarmte mich noch einmal. „Jedenfalls, ich bin froh, dass du hier bist und es dir wieder einigermaßen geht. Ich meine, du hättest tatsächlich abstürzen können. Man muss sich konzentrieren, wenn man die Durchgänge passiert.“ Sie sah aus dem Fenster und fuhr fort: „Ich weiß, ich habe noch nicht viel Erfahrung darin, aber ein wenig schon. Und an der Akademie werden sie nie müde, uns die Fälle einzubläuen, die auch noch nach vielen Jahren der Erfahrung ihr Leben in den Durchgängen gelassen haben.“
    „Oft wegen Liebeskummer. Nun weißt du wenigstens, warum ich mit dem Kram nichts zu tun haben will.“
    Plötzlich lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich hatte tatsächlich in Lebensgefahr geschwebt. Und sehr wahrscheinlich hatte ich Lilonda mein Leben zu verdanken, weil sie mir immer so dicht auf den Fersen blieb und rechtzeitig gemerkt hatte, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Meine Hände begannen zu zittern. Erst jetzt ließ ich die ganze Situation und ihre Tragweite in mein Bewusstsein. Ich erhob mich ruckartig.
    „Ich glaube, ich muss mal an die frische Luft …“
    Ich streckte mich und trat vor meinen Schrank. Kira erhob sich ebenfalls.
    „Und ich muss längst los.“
    „Vielleicht gehe ich ein wenig im magischen Wald spazieren, bevor ich Kim aufsuche.“
    „Aber sieh dich vor“, warnte mich Kira. „Das mit den Verschiebungen hat sich verschlimmert und es weiß immer noch niemand, was vor sich geht. Auf unserer Lichtung hier hat es noch keine besonderen Vorkommnisse gegeben, aber im magischen Wald schon. Die Wege zu den Durchgängen sind relativ stabil, auch wenn die Entfernungen nicht mehr stimmen. Bleib am besten im Tal. Das ist am sichersten.“
    Ich sah Kira mit großen Augen an.
    „Es hat sich verschlimmert? Gibt es denn gar keinen Anhaltspunkt? Keinen einzigen?“
    „Noch nicht. Aber bestimmt wird es bald eine Erklärung geben. Pio durchforstet das gigantische Archiv der magischen Welt.“
    „Und er hat immer noch nichts gefunden, was das erklären könnte?“
    Kira schüttelte den Kopf.
    „Ruhe bewahren. Du weißt ja. Regel Nummer eins. Solange es sich nicht auf die Durchgänge auswirkt, besteht keine größere Gefahr. Niemand ist dadurch ernsthaft bedroht. Nur zwei Studenten haben mal drei Tage lang nicht mehr ins Tal gefunden, weil die Wege sie in die Irre geführt

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