Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
würde, dann hätte ich genauso gut Poster von Al Capone, Bart Simpson und Tupac Shakur aufhängen können.«
    »Das wäre gar nicht uninteressant«, sagte ich.
    Sie beugte sich vor. »Was ist dem lieben Bruder Timothy zugestoßen? «, fragte sie mit gesenkter Stimme.
    »Nichts Gutes. Das ist alles, was ich sicher weiß. Nichts Gutes.«
    »Eines ist klar: Er hat sich nicht nach Reno davongemacht, um sich dort ins Kasino zu hocken. Sein Verschwinden muss mit der Sache zu tun haben, über die wir gestern Abend gesprochen haben. Mit dem Vorfall, wegen dem die Bodachs hier sind.«
    »Ja, Ma’am, was immer da geschehen wird. Ich habe gerade sieben von denen im Aufenthaltsraum gesehen.«
    »Sieben.« In ihr weiches, großmütterliches Gesicht trat stählerne Entschlossenheit. »Steht die Katastrophe kurz bevor?«
    »Bei sieben noch nicht. Wenn ich dreißig oder vierzig sehe, dann weiß ich, dass es bald kritisch wird. Es ist also noch Zeit, aber die Uhr tickt.«
    »Ich habe mit Abt Bernard über das gesprochen, was du mir
erzählt hast. Da jetzt auch noch Bruder Timothy verschwunden ist, überlegen wir uns, ob wir die Kinder vielleicht woandershin bringen sollten.«
    »Woandershin? Und wohin genau?«
    »Wir könnten sie in die Stadt bringen.«
    »Zehn Meilen weit bei diesem Wetter?«
    »In der Garage haben wir zwei robuste Geländewagen mit Vierradantrieb und Rollstuhllift. Sie haben übergroße Reifen, damit der Bodenabstand höher ist, und natürlich Schneeketten. Beide sind mit einem Schneepflug ausgerüstet. Wir können uns unseren Weg also selbst bahnen.«
    Die Kinder umzuquartieren war keine gute Idee. Zu beobachten, wie Nonnen in Monstertrucks sich ihre Bahn durch einen Blizzard pflügten, fand ich hingegen durchaus attraktiv.
    »In jeden Wagen passen acht bis zehn Kinder«, fuhr sie fort. »Um die Hälfte von uns Schwestern und alle Kinder wegzuschaffen, müssten wir vier Mal fahren, aber wenn wir jetzt anfangen, sind wir in ein paar Stunden fertig, noch bevor es Nacht wird.«
    Schwester Angela ist eine Frau der Tat. Sie ist gern körperlich wie geistig aktiv und immer damit beschäftigt, irgendwelche Projekte zu planen und zu verwirklichen, kurz: etwas zustande zu bringen.
    Ihre praktische, nüchterne Art ist äußerst liebenswert. Zum Beispiel sah sie in diesem Augenblick aus wie eine Großmutter, von der Leute wie George S. Patton die militärischen Gene geerbt hatten.
    Es tat mir leid, die Luft aus ihrem Plan zu lassen, nachdem sie offenbar allerhand Zeit damit verbracht hatte, ihn aufzublasen.
    »Leider, Schwester, wissen wir nicht sicher, dass die Gewalttat sich hier im Internat ereignen wird.«

    Sie sah mich verblüfft an. »Aber es hat doch schon begonnen. Mit Bruder Timothy, Gott gebe seiner Seele Frieden.«
    »Wir meinen , es hätte mit ihm angefangen, aber wir haben noch keine Leiche.«
    Bei dem letzten Wort zuckte sie zusammen.
    »Wir haben keine Leiche«, fuhr ich fort, »weshalb wir auch nicht sicher wissen, was vorgefallen ist. Wir wissen lediglich, dass die Bodachs zu den Kindern hingezogen werden.«
    »Und die Kinder sind hier.«
    »Aber was ist, wenn wir die Kinder in der Stadt in einem Krankenhaus, einer Schule oder einem Gemeindehaus unterbringen, und dann tauchen die Bodachs dort auf, weil die Katastrophe sich dort, nicht hier, ereignen wird?«
    Sie kannte sich mit Strategie und Taktik tatsächlich so gut aus wie einst die Großmutter von Patton. »In diesem Fall hätten wir also den Kräften der Finsternis Vorschub geleistet, während wir dachten, wir würden sie bekämpfen«, sagte sie nachdenklich.
    »Ja, Ma’am, das ist durchaus möglich.«
    Sie betrachtete mich so scharf, dass ich das Gefühl hatte, ihr porzellanblauer Blick könnte den Inhalt meines Gehirns so problemlos durchblättern, als hätte ich eine Aktenschublade zwischen den Ohren.
    »Du tust mir so leid, Oddie«, murmelte sie.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Du weißt gerade so viel, dass du handeln müsstest … aber nicht genug, um sicher zu sein, was du tun musst.«
    »Wenn es hart auf hart geht, wird es klarer«, sagte ich.
    »Aber erst im allerletzten Augenblick, nicht wahr?«
    »Ja, Ma’am. Erst dann.«
    »Das heißt, wenn dieser Augenblick kommt, dann musst du dich immer ins Chaos stürzen.«

    »Tja, Ma’am, egal, was geschieht, es ist immer recht denkwürdig. «
    Sie legte die rechte Hand leicht an das Kreuz auf ihrer Brust, während ihr Blick über die Poster an den Wänden wanderte.
    Nach einer kleinen Weile sagte

Weitere Kostenlose Bücher