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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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auch fleißig«, stimmte er mir zu.
    »Deshalb möchte ich Sie um einen Gefallen bitten, der so groß ist, dass ich mich schäme, ihn auszusprechen.«
    Ozzie strahlte vor Freude. »Du lässt doch sonst nie zu, dass man etwas für dich tut! Dabei bist du wie ein Sohn für mich. Wem soll ich das ganze Geld denn hinterlassen? Terrible Chester kann es bestimmt nicht alles auf den Kopf hauen.«
    Terrible Chester war sein Kater, der mit diesem Namen nicht geboren worden war, ihn sich jedoch redlich verdient hatte.
    »Im Internat lebt ein kleines Mädchen.«
    »Da, wo du gerade warst?«
    »Ja. Ihr Name ist Bertha Bodenblatt.«
    »Ach, du lieber Himmel.«

    »Sie hat gelitten, aber sie ist ein wunderbarer Mensch.«
    »Also, was möchtest du?«
    »Könnten Sie wohl ein Treuhandvermögen für sie stiften? Ich denke an den Betrag von einhunderttausend Dollar, nach Steuern.«
    »Ist schon so gut wie erledigt.«
    »Damit sie einen guten Start ins Leben hat, wenn sie einmal das Internat verlässt, und einen Beruf ergreifen kann, in dem sie mit Hunden arbeitet.«
    »Ich werde meinem Anwalt sagen, er soll es genau so formulieren. Soll ich mich denn auch persönlich darum kümmern, dass sie sich gut in der Außenwelt zurechtfindet, wenn es so weit ist?«
    »Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar, Sir.«
    »Na«, sagte er und nahm die Hände gerade lange genug vom Lenkrad, um sie kräftig zusammenzuschlagen, »das war ja so leicht wie ein Happen Sahnetorte. Für wen sollen wir als Nächstes ein Treuhandvermögen einrichten?«
    Der schwere Hirnschaden von Justine konnte mit so etwas nicht beseitigt werden. Geld und Schönheit stellen einen Schutz gegen den Kummer dieser Welt dar, aber die Vergangenheit können sie nicht ungeschehen machen. Nur Zeit besiegt die Zeit. Der Weg vorwärts ist der einzige Weg zurück zur Unschuld und zum Frieden.
    Eine Weile fuhren wir dahin und plauderten über Weihnachten, als ich urplötzlich von einer Intuition erfasst wurde, die wesentlich stärker war als alles, was ich in dieser Richtung bisher erlebt hatte.
    »Sir, können Sie bitte irgendwo halten?«
    Beim Tonfall meiner Stimme verzog Ozzies großmütiges, gut gepolstertes Gesicht sich zu einer Grimasse aus sich überlappenden Schichten. »Ist etwas nicht in Ordnung?«

    »Ich weiß auch nicht. Vielleicht geht es gar nicht darum, dass etwas nicht in Ordnung ist. Aber da ist etwas … sehr Wichtiges.«
    Er lenkte den Cadillac auf einen kleinen, von majestätischen Kiefern beschatteten Parkplatz und stellte den Motor ab.
    »Oddie?«
    »Lassen Sie mir einen Augenblick Zeit, Sir.«
    Schweigend saßen wir da, während Flügel aus Sonnenlicht und die gefiederten Schatten der Kiefernzweige auf der Windschutzscheibe flatterten.
    Meine Intuition wurde so stark, dass ich sie endgültig nicht mehr ignorieren konnte, ohne zu leugnen, wer und was ich war.
    Mein Leben gehört nicht mir selbst. Ich hätte es gerne verschenkt, um das meiner Stormy zu retten, aber dieser Handel entsprach nicht dem Plan des Schicksals. Nun lebe ich ein Leben, das ich nicht brauche, und weiß, dass der Tag kommen wird, an dem ich es für die richtige Sache dahingeben werde.
    »Ich muss hier aussteigen, Sir.«
    »Wie – fühlst du dich nicht gut?«
    »Ich fühle mich ausgezeichnet, Sir. Es ist mein Magnetismus. Von hier aus muss ich zu Fuß weiter.«
    »Aber zu Weihnachten kommst du doch nach Hause!«
    »Ich glaube nicht.«
    »Zu Fuß? Wo willst du denn hin?«
    »Das weiß ich nicht, Sir. Ich werde es beim Gehen herausfinden. «
    Erneut weigerte er sich, am Lenkrad sitzen zu bleiben, und als ich nur eine meiner Taschen aus dem Kofferraum holte, sagte er: »Du kannst doch nicht bloß damit losziehen!«
    »Da ist alles drin, was ich brauche«, beruhigte ich ihn.
    »In was für ein Schlamassel wird dein Weg dich wohl wieder führen?«
    »Vielleicht ist es gar kein Schlamassel.«

    »Was sollte es denn sonst sein?«
    »Schon möglich, dass es einer ist, aber es könnte auch etwas ganz Friedliches sein. Das kann ich noch nicht sagen, aber es ruft mich, das ist klar.«
    Ozzie war untröstlich. »Aber ich habe mich doch so gefreut …«
    »Ich ebenfalls, Sir.«
    »Du wirst in Pico Mundo so vermisst.«
    »Und ich vermisse alle dort. Aber es ist so, wie es sein muss. Sie wissen ja, wie es mit mir ist, Sir.«
    Ich klappte den Kofferraumdeckel zu.
    Ozzie wollte einfach nicht wegfahren und mich dort stehen lassen.
    »Ich hab doch Elvis und Boo«, sagte ich. »Da bin ich nicht allein.«
    Er ist nicht

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