Schattennaechte
ihren Tisch und stellte sich mit einem freundlichen Lächeln vor.
»Meine Damen, vielleicht kann ich Ihnen eine kleine Freude machen.«
Er hielt die Zeichnung hoch, sodass alle sie sehen konnten. Sie kicherten entzückt.
Mit schwungvoller Geste signierte er sein Werk. ROB . Sofort nannten sie ihn Rob und bedankten sich bei ihm. Die Junge warf ihm unter gesenkten Wimpern einen schüchternen und zugleich koketten Blick zu. Auf ihrem Namensschild stand Denise Garland.
Nachdem er zu seinem Tisch zurückgekehrt war, zog er sein Notizbuch aus der Tasche und blätterte bis zu einer leeren Seite.
Denise Garland: Krankenschwester, Mercy General Hospital. Nachtschicht. 20 bis 22. Glatte braune Haare, zu einem längeren Bob geschnitten. Braune Augen. Herzförmiges Gesicht. Grübchen in der linken Wange. Kleine Brüste.
Er blies auf die Tinte, damit sie schneller trocknete, dann packte er seine Sachen zusammen und ließ ein üppiges Trinkgeld für Ellen, seine Kellnerin, liegen.
Ellen Norman: 24, Kellnerin, Frühschicht. Haare: rotblond, lockig, hochgesteckt. Hellbraune Augen. Fliehendes Kinn. Adresse 2491 17th Ave, Apartment 514. Auto: weißer 1981er Chevy Corsica, Delle am hinteren linken Kotflügel.
Er ging zu seinem Wagen und wartete.
23
»Das Kennzeichen ließ sich zu Avis zurückverfolgen«, sagte Hicks, als er den Aufenthaltsraum betrat.
Mendez rührte gerade Zucker in seine dritte Tasse Kaffee. Als er von Lauren Lawton nach Hause gekommen war, hatte er sich wieder ins Bett gelegt, aber er hatte nicht mehr einschlafen können und schließlich den Fernseher eingeschaltet, um sich Werbung für aufsprühbare Haare und Küchenmaschinen anzusehen. Um halb sechs hatte er aufgegeben und war Joggen gegangen, gefolgt von fünfzig Sit-ups, hundert Liegestützen und zehn Minuten Training am Sandsack. Jetzt war er müde und hatte Muskelkater, und er grübelte immer noch über Lauren Lawton nach.
»Welches Kennzeichen?«
»Von dem Auto, das Mavis Whitaker vor Ballencoas Haus in San Luis gesehen hat«, sagte Hicks. »Von diesem Typ, der sich als Cop ausgab.«
Er suchte einen Becher aus und schenkte sich Kaffee ein, während er seinem Partner mit hochgezogenen Augenbrauen dabei zusah, wie er einen Doughnut mit Schokoglasur aus der offenen rosa Schachtel auf dem Tisch nahm. »Dir ist schon klar, dass du ein Klischee bedienst, oder?«
»Die gibt’s ja auch nicht ohne Grund.«
»Lange Nacht, heißes Date?«
»Lange Nacht«, murmelte Mendez. »Avis? Das war ein Mietwagen?«
»Ja. Der Mann kann also nicht zu uns gehört haben. Ich hab auch schon bei Avis in San Luis angerufen. Das Auto stand nie bei ihnen auf dem Hof.«
»Wer, zum Teufel, mietet denn ein Auto, um in eine andere Stadt zu fahren und so einem Drecksack nachzuspionieren?«
»Das passt doch«, erwiderte Hicks. »Jemand mietet außerhalb der Stadt ein Auto, um einem Drecksack nachzuspionieren, der in der einen Stadt ein Haus gemietet hat und in einer anderen wohnt.«
Mendez fischte zwei Kopfschmerztabletten aus seiner Hosentasche und schluckte sie. »Allmählich klingt das nach einer dieser langen Mathe-Textaufgaben, die ich schon in der Schule zum Kotzen fand.«
Er setzte sich an den Tisch und richtete den Blick auf den Monitor an der Wand. Detective Trammell verhörte in einem der Vernehmungszimmer einen Mann, dem häusliche Gewalt vorgeworfen wurde.
»Wollen wir wetten, dass er ihn gleich fragt, ob er seine Frau immer noch verprügelt?«
»Nee. Da kann ich das Geld auch gleich zum Fenster rauswerfen.« Hicks drehte den Ton lauter und setzte sich.
Im Vernehmungszimmer lehnte sich Detective Trammell auf seinem Stuhl zurück und musterte den Verdächtigen. Trammell war von der geradlinigen Sorte und folgte bei seinen Verhören einer einfachen Methode. Von Mann zu Mann. Lass uns bei einem Bier Tacheles reden.
»Also, Gary, wie ist das«, sagte er, »verprügeln Sie Ihre Frau immer noch?«
»Ha!« Hicks lachte. »Es ist doch immer wieder schön.«
Der Verdächtige versicherte Trammell wortreich, dass er das nicht tat, nie getan hatte und niemals tun würde, es gar nicht konnte, das sei alles nur ein großes Missverständnis.
»Klar doch«, sagte Hicks verächtlich. »Sie hat ihn falsch verstanden, als er ausgeholt hat, und ist mit dem Gesicht direkt in seine Faust gelaufen.«
»Verdammter Lügner«, knurrte Mendez. »Vor sechs Monaten habe ich ihn aus dem gleichen Grund hierhergeschleift. Die Frau will keine Anzeige erstatten.«
»Das nächste Mal
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