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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie standen Roland Ballencoa zum ersten Mal Auge in Auge gegenüber. Mitte dreißig, gebräunte Haut, große dunkle Augen mit schweren Lidern. Glatte, schulterlange braune Haare, frisch gewaschen und in der Mitte gescheitelt. Ein sorgfältig gestutzter Schnauzer und Kinnbart. Er hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit John Lennon, dachte Mendez, oder, wie Danni Tanner gemeint hatte, mit einem Statisten in einem Film über das Leben Christi.
    Mendez hielt seine Marke in die Höhe. »Mr. Ballencoa, Sie sind schwer aufzuspüren.«
    »Und warum wollen Sie mich aufspüren, Detective?«, fragte Ballencoa, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Dürfen wir reinkommen, Mr. Ballencoa?«, erwiderte Hicks. »Wir hätten ein paar Fragen an Sie.«
    »Vielleicht ist es Ihnen aber auch egal, wenn Ihre Nachbarn mitbekommen, dass zwei Detectives vor Ihrer Tür stehen«, sagte Mendez.
    »Nein, Sie dürfen nicht reinkommen«, sagte Ballencoa. »Ich habe nichts Unrechtes getan. Sie haben keinen Grund, mein Haus zu betreten.«
    Er war vollkommen ruhig. Keiner von denen, die nervös wurden und sich beinahe überschlugen, um sie davon zu überzeugen, dass sie aufrechte Bürger waren. Genauso wenig würde er sie unter irgendeinem Vorwand in sein Haus lassen.
    Mendez kürzte die Sache ab. »Können Sie uns sagen, wo Sie gestern Abend zwischen halb zehn und zwei Uhr waren?«
    Lauren Lawton war zwar am späten Nachmittag nach Hause gekommen, aber man sollte davon ausgehen, dass ihr Besucher die Dunkelheit abgewartet hatte, um das Foto an ihrer Windschutzscheibe zu hinterlassen.
    Ballencoa sah ihn an. »Ich war in meiner Dunkelkammer und habe gearbeitet. Hat irgendjemand etwas anderes behauptet?«
    »Kennen Sie eine Frau namens Lauren Lawton?«
    »Ich bin sicher, das wissen Sie bereits.«
    »Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen?«
    »Wohnen die Lawtons nicht in Santa Barbara?«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Mendez. »Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein«, sagte Ballencoa, »und ich hoffe, dass ich sie nie wiedersehe. In Santa Barbara musste ich eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirken. Die Frau ist psychisch labil. Mit ihren Nachstellungen hat sie mir das Geschäft ruiniert. Ich musste wegziehen.«
    »Sie hat Ihnen das Geschäft ruiniert?«, sagte Mendez. »Meinen Sie nicht, Ihr Geschäft könnte vielleicht darunter gelitten haben, dass Sie in dem Verdacht standen, ein sechzehnjähriges Mädchen entführt zu haben?«
    »Ein Verdacht ist keine Verurteilung«, sagte Ballencoa gelassen. »Es gab keinen Beweis, dass ich dem Mädchen etwas angetan habe.«
    Hicks und Mendez wechselten einen Blick. Es war ihnen nicht entgangen, dass Ballencoa nicht abstritt, Leslie Lawton etwas angetan zu haben, sondern lediglich erklärte, es gebe keinen Beweis dafür. Mendez’ Nackenhaare stellten sich auf.
    »Lauren Lawton und die Polizei von Santa Barbara hatten in der Presse eine Hetzkampagne gegen mich gestartet«, sagte Ballencoa.
    In Mendez’ Wange begann ein Muskel zu zucken. Sein Blick war so kalt wie der eines Hais. »Sie Ärmster. Ich will Ihnen mal was sagen, Mr. Ballencoa. Wir wissen über ihr Vorstrafenregister und ihre Geschichte Bescheid. So jemanden wie Sie wollen wir hier nicht haben.«
    »Wollen Sie mir etwa drohen, Detective?«
    »Ich sage Ihnen nur, wie es ist. Bei der leisesten Beschwerde, dass Sie eine junge Frau eine Sekunde zu lange angesehen haben oder sich irgendwo herumtreiben, wo Sie nichts verloren haben, haben wir Sie schneller am Wickel, als Sie bis drei zählen können.«
    Ballencoa blieb völlig ungerührt. »Ich bin ein gesetzestreuer Bürger und zahle pünktlich meine Steuern, Detective. Solange ich nicht gegen das Gesetz verstoße, haben Sie kein Recht, mich zu belästigen oder mich zu verfolgen oder mein Haus zu betreten. Und sonst auch niemand.«
    Mit diesen Worten schlug ihnen Ballencoa die Tür vor der Nase zu, und sie hörten, wie drinnen ein Riegel vorgeschoben wurde.
    »Ich glaube, der mag uns nicht«, sagte Hicks.
    Mendez zuckte mit den Schultern. »Ich finde, ich war ausgesprochen charmant. Du nicht?«
    »So charmant, wie man es mit der Brechstange eben sein kann.«
    »Na gut. Dann werde ich mich nächstes Mal noch mehr bemühen.«
    »Jedenfalls wissen wir jetzt, dass er hier ist«, sagte Hicks, als sie wieder in ihr Auto stiegen.
    »Und er weiß, dass wir hier sind«, sagte Mendez und ließ den Motor an.
    Doch auch wenn es ihm gelungen war, Ballencoa mit seiner Drohung

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