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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Detective Tanners Partner, hob eine seiner buschigen Augenbrauen. Er sah aus, als wäre er aus einem Wäschesack gekrochen. Sein Hemd war zerknittert, und auf seiner Krawatte prangte ein Fettfleck von der Größe eines Vierteldollars.
    »Ist Detective Tanner da oder nicht?«, fragte Mendez. Schlampigkeit nervte ihn. Schlampige Leute arbeiteten schlampig.
    Obwohl er offiziell nicht im Dienst war, hatte sich Mendez angemessen gekleidet und trug eine gebügelte Baumwollhose und ein schwarzes Poloshirt mit dem auf der linken Brust aufgestickten Wappen der FBI National Academy.
    »Ist sie«, sagte Morino, und forderte ihn mit einer Kopfbewegung auf, ihm zu folgen, als er sich umdrehte. »Sie haben Glück – vorausgesetzt, Sie sind Masochist.«
    »Ihnen gefällt es offenbar nicht, mit einer Frau zusammenzuarbeiten.«
    Morino lachte, während sie in der Ermittlungsabteilung durch ein Meer von Stahlschreibtischen auf den Platz zusteuerten, wo Tanner saß. »Sie ist keine Frau. Sie ist ’ne Vagina mit ’ner Knarre.«
    »Besser als ein behaartes Arschloch mit einer Riesenklappe«, sagte Tanner, die die Respektlosigkeit ihres Partners nicht zu beirren schien.
    »Ach, steck dir doch ’nen Tampon rein«, erwiderte Morino höhnisch.
    Die Antwort von Tanner ließ nicht auf sich warten: »Fick dich, am besten mit einem Besenstiel.«
    »Der, auf dem du hergeflogen bist?«, fragte er und ging an ihr vorbei.
    »Genau der«, rief sie ihm nach. »Ich hab das eine Ende extra für dich angespitzt.«
    Mendez setzte sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. »Macht es Ihnen nichts aus, dass er so mit Ihnen spricht?«
    Tanner verdrehte die Augen. »Ich habe vier Brüder, die Männer in meiner Familie sind alle Hafenarbeiter. Mich haut nichts so leicht um.«
    »Ich finde, er sollte respektvoller mit Ihnen umgehen«, sagte Mendez und ärgerte sich genug für sie beide. »Wo ist Ihr Chef? Er muss ihm mal die Leviten lesen.«
    Sie seufzte ungeduldig. »Ich bin nicht zur Polizei gegangen, weil ich erwartet habe, dass mir dort die Typen die Tür aufhalten und den Stuhl zurechtrücken, Detective«, sagte sie. »Ich wurde bei der Arbeit schon vermöbelt. Und zwar richtig. Morino mit seinen Sprüchen stellt nur dann ein Problem dar, wenn ich es zulasse. Und glauben Sie mir, ich hab wesentlich mehr Grips und eine schärfere Zunge als er. Ich brauch keinen edlen Ritter, der mich rettet.«
    Mendez runzelte die Stirn und sah zu Morino hinüber, der am entgegengesetzten Ende des Raums auf dem Schreibtisch eines anderen Detectives lümmelte. Die beiden wieherten wie zwei Neuntklässler.
    »Trotzdem danke«, fügte Tanner hinzu und stand auf. »Wollen Sie sich die Lawton-Akten ansehen?«
    Er wollte hinübergehen und Morino eine Kopfnuss verpassen. Stattdessen stand er ebenfalls auf und wandte sich Tanner zu. »Ja. Insbesondere interessiert mich alles, was sie über Ballencoa haben«, sagte er und ging neben ihr her. »Mein Partner und ich haben ihn gestern besucht.«
    »In San Luis?«
    »In Oak Knoll. Lauren Lawton hat sich das nicht eingebildet. Er ist tatsächlich dort.«
    »Mann, das ist ja eine richtige Glückswoche für Sie«, sagte Tanner.
    »Wem sagen Sie das. Seinetwegen bin ich vom Dienst suspendiert worden.«
    Überrascht hob sie eine Augenbraue. »Wie hat er das denn geschafft? Sind Sie etwa einen halben Zentimeter vom Dienstweg abgewichen?«
    »Er hat mich provoziert«, bekannte Mendez. »Ich habe etwas gesagt, woraus er eine Drohung konstruiert hat.«
    »Was denn?«
    »Im Grunde nur, dass ich ihn mir vornehme, wenn er in meiner Stadt einen falschen Schritt macht.«
    Tanner lachte und öffnete die Tür zu dem kleinen Raum, in dem sich die Kartons mit den Akten zum Fall Lawton befanden. »Dann sind Sie also nicht die ganze Zeit über so zugeknöpft, Mr. National Academy? Dann kann man Sie also doch aus der Reserve locken?«, zog sie ihn auf. »Das gefällt mir.«
    Mendez tat so, als würde er ihren aufreizenden Blick nicht bemerken. »Ballencoa hatte ein Diktiergerät in der Hosentasche. Er hat meinem Chef das Band vorgespielt.«
    »Autsch«, sagte sie voller Mitgefühl. »Aber das passt zu dem Arschloch. Er ist wie der kleine Scheißer, den es in jeder Schulklasse gibt und den keiner ausstehen kann. Der Scheißer, der dich für einen Kaugummi beim Lehrer verpfiffen und in seiner Freizeit Fliegen die Flügel ausgerissen hat. Gemeingefährlicher Spinner.
    Er ist die Pest«, sagte sie, »ein fieses, hinterhältiges, krankes Arschloch. Hier hat

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