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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Hände, als würde er sich seinem Schicksal ergeben.
    »Ich will nur helfen.«
    »Nein, danke«, sagte Lauren in einem möglichst kühlen, geschäftsmäßigen Ton. »Ich denke, das Beste wäre, wenn wir nichts mehr miteinander zu tun hätten … egal, auf welche Weise.«
    Er war kein guter Verlierer. Er knirschte mit den Zähnen, wie immer, wenn er wütend war, so als kaute er auf einem Stück Leder herum, und schluckte seinen Ärger hinunter. »Wie du meinst«, sagte er. »Aber du sollst wissen, wenn du mich brauchst, bin ich da … egal, wofür.«
    Mit diesen Worten ließ er sie stehen, drückte am Pfosten auf den Knopf zum Öffnen des Tors und trat hinaus.

34
    Lauren lief ins Bad, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche, die sie so heiß aufdrehte, dass sie es gerade noch aushielt. Sie atmete schwer, während in ihr Schuld, Scham und Zorn miteinander stritten. Sie seifte sich von Kopf bis Fuß ein und schrubbte ihre Haut mit einem Luffaschwamm.
    Die Erinnerung haftete jedoch an ihr wie eine ölige Schmutzschicht, die Wasser und Seife widerstand. Ganz gleich, wie fest sie schrubbte, wie heiß sie das Wasser aufdrehte, sie wurde sie nicht los. Als sie schließlich aus der Dusche stieg und sich in ein Badetuch wickelte, war ihre Haut feuerrot.
    Immer wieder lief die Szene vor ihrem geistigen Auge ab. Ein widerlicher Porno in einer Endlosschleife. Egal ob sie die Lider schloss oder öffnete, der Film wurde in ihrem Kopf abgespielt, als wäre sie nicht daran beteiligt, sondern Zuschauerin gewesen. Egal wie sehr es sie ekelte, sie konnte den Blick nicht abwenden.
    Sie sah Greg Hewitt nackt. Sie sah sich selbst nackt. Sie hatte genug getrunken, um ihren schlimmsten Widerwillen zu überwinden. Er hatte genug getrunken, um noch schärfer auf sie zu sein.
    Er umfasste ihre kleinen Brüste und knetete sie. Er nahm ihre Brustwarzen zwischen die Fingerspitzen, drückte so fest zu, dass sie vor Schmerz aufschrie. Er erstickte ihren Schrei mit seinem Mund und seiner Zunge. Er ließ seine Lippen über ihren Körper wandern, spreizte ihre Beine und fiel über sie her wie ein hungriges Tier
    Ihr Körper hinterging sie, reagierte auf das, was Hewitt tat, wurde heiß und feucht. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal von jemandem berührt worden war. Sie war gleichzeitig angewidert und beschämt und erregt. Und als er in sie eindrang, durchfuhr es sie wie ein Feuerstrahl.
    Sie hörte ihn stöhnen, sah den entrückten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er immer schneller und härter in sie stieß. Sie spürte sein Gewicht auf ihr. Sie spürte, wie sich die Muskeln an seinem Rücken unter ihren Händen anspannten. Sie spürte seine Hitze, roch seinen Schweiß.
    Er zog sich aus ihr zurück, sein erigierter Penis glänzte feucht im Schein der Nachttischlampe. Lauren musste würgen, als sie sich selbst dabei zusah, wie sie ihn in den Mund nahm. Sie erinnerte sich an das Gefühl, an den Geschmack, an seinen Gesichtsausdruck.
    Um die Erinnerung und die dadurch in ihrem Körper hervorgerufenen Empfindungen zu vertreiben, stellte sie sich noch einmal unter die Dusche, drehte das Wasser auf und hielt ihr Gesicht in den diesmal eiskalten Strahl. Sie ließ das Wasser laufen, bis sie vor Kälte zitterte und sich nur noch abtrocknen und einen Drink einschenken wollte.
    Sie konzentrierte sich immer nur auf den nächsten Schritt – abtrocknen, Haare kämmen und zurückstreichen, Unterwäsche aus der Schublade nehmen, anziehen, eine Hose und einen Pullover aus dem Schrank nehmen, anziehen, die Treppe hinuntergehen, weiter in die Küche, ein Glas aus dem Schrank nehmen, Eiswürfel aus dem Eisfach holen, Wodka einschenken, mit Tonic auffüllen.
    Sie trank das Glas in einem Zug aus, schenkte sich noch eines ein und ging zurück in ihr Arbeitszimmer.
    Der Zweck heiligt die Mittel.
    Diese Worte sind mein Mantra geworden und meine Rechtfertigung. Sie erlauben mir, Dinge zu tun, die ich niemals zulassen oder billigen würde, wäre ich bei klarem Verstand. Ein Ertrinkender macht sich keine Gedanken über seinen Beinschlag, er will einfach nur ans Ufer, egal wie. Seit dem Tag, an dem Roland Ballencoa meine Tochter entführt hat, bin ich in vielerlei Hinsicht eine Ertrinkende.
    Unmittelbar nach Leslies Verschwinden wurde uns von allen Seiten Hilfe und Unterstützung angeboten. Hunderte von Leuten beteiligten sich an der Suche. Jede verfügbare Polizeibehörde unterstützte die Sondereinheit bei ihren Ermittlungen. Die Medien

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