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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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den Weg zu legen.«
    Linkohr zeigte keine Regung. Fludium hingegen grinste.
    »Und seien Sie froh, wenn es bei Steinen bleibt. Manchmal könnten auch Köpfe rollen.«
    Fludium wurde das zu viel. »Die Zeiten, als diese Herrschaften glaubten, ihre politischen Schienen nutzen zu können, sind längst vorbei.«
    »In welcher Welt leben Sie, Herr Kommissar? Tun Sie nur so naiv oder sind Sie es? Entschuldigen Sie, wenn ich dies so direkt ausspreche. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wo denn die vielen Stasispitzel und informellen Mitarbeiter und wie das alles geheißen hat – wo die alle abgeblieben sind? Da gibt es mehr Netzwerke und Seilschaften, als wir uns vorstellen können.«
    Fludium wollte nichts mehr dazu sagen. Er musste sich eingestehen, dass er sich bisher darüber keine allzu großen Gedanken gemacht hatte. Bisher war er mit keinem Fall betraut gewesen, in dem dies eine Rolle gespielt hätte. Häberle hatte jedoch dieser Tage ähnliche Andeutungen gemacht.
    Linkohr meldete sich zu Wort: »Haben Sie denn Erkenntnisse, wer dieser Holzapfel sein könnte und wo er sich aufhält?«
    »Natürlich nicht. Wir haben uns nur ein paar Akten mailen und faxen lassen – von engagierten Kirchenleuten, die vor der Wende selbst von einem Holzapfel ins Visier genommen worden waren. Sie meinen, dass Holzapfel, wenn er es tatsächlich in eine leitende Position geschafft hat, woran kein Zweifel bestehe, durchaus in der Lage sein könnte, den Ermittlungen einen gewissen Drall zu geben.«
    Fludium zweifelte. »Einer allein wird dies kaum schaffen – bei unserer Bürokratie.«
    »Unterschätzen Sie das nicht. Ich sagte, es gibt Seilschaften und Netzwerke. Unsere Kontaktleute meinen, ein Mann vom Kaliber eines Holzapfels sei auch heute noch in der Lage, Menschen spurlos verschwinden zu lassen. Wozu diese Bande früher fähig war, wird wohl im ganzen Ausmaße nie mehr richtig aufgeklärt werden.« Sie sah Fludium angriffslustig an. »Und wahrscheinlich hat auch die Bundesrepublik Deutschland in manchen Bereichen nicht mal gesteigertes Interesse daran. Bedenken Sie nur, dass die Terroristen der Roten Armee Fraktion zu ihren besten Zeiten angeblich nach ihren Anschlägen Unterschlupf in der DDR gefunden haben. Bei Sonneberg in Thüringen – ich weiß nicht, ob Sie wissen, wo das liegt, ist übrigens die Partnerstadt zu Göppingen – da soll es zu diesem Zweck Tunnels an der innerdeutschen Grenze gegeben haben.«
    »Und wieso sollte heute niemand Interesse daran haben, dies aufzuklären?«, hakte Linkohr nach.
    »Vielleicht, weil dann aufkäme, welche geheimen Beziehungen die beiden deutschen Staaten zueinander gepflegt haben. Denken Sie nur an diesen Schalk-Golodkowski, den sogenannten Devisenhändler, der noch zu Zeiten von Franz-Josef Strauß eine äußerst merkwürdige Rolle gespielt hat und den sich nach der Wende niemand so richtig schnappen wollte. Wenn ich es richtig weiß, fristet er am Tegernsee ein fürstliches Dasein.«
    Fludium nickte. Plötzlich musste er daran denken, dass Häberle die ganze Woche über bemängelt hatte, wie spärlich die Informationen aus Bischofswerda eintrafen. Die eingetretene Stille nutzte Linkohr, sich Sabrina Simbach zuzuwenden: »Entschuldigen Sie, mein Kugelschreiber ist leer. Hätten Sie vielleicht einen für mich?«
    Frau Simbach wurde aus ihrer nachdenklichen Starre gerissen. »Wie? Ja, hier bitte«, reichte sie ihm einen roten Kugelschreiber, den Linkohr dankend entgegennahm. Er drehte ihn beiläufig zwischen den Fingern, während Fludium die Konversation fortzusetzen versuchte: »Sie sind also fest davon überzeugt, dass wir hier in den vergangenen Tagen nur so etwas wie die Folgen eines alten Streits erlebt haben?«
    »Die dramatischen Folgen«, betonte Ursula Schanzel, während Linkohr nun gesehen hatte, was er vermutete: Auf dem Klemmstück des roten Kugelschreibers war ein weißer Werbeaufdruck angebracht: ›Simbach‹.
     
    Die Luft war stickig, es roch nach altem Öl. Die Gestalt, die sich aus dem diffusen Licht des langen Ganges löste und wie ein Scherenschnitt näher kam, irritierte den Kriminalisten für einen Augenblick. Doch dann hörte er eine bekannte Stimme und konnte gleichzeitig die Konturen zuordnen. »Willkommen, Herr Kommissar.« Es war Anton Simbach, dessen Stimme jetzt durch das Erdgeschoss hallte. »Sie sind pünktlich, das freut uns.«
    Er schüttelte ihm die Hand, als hätten sie sich nicht erst vor wenigen Stunden getroffen. »Kommen Sie mit«, forderte

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