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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Spiel.«
    »Sonst war nichts Außergewöhnliches?«
    Stumper zögerte wieder, doch auch diesmal nickte ihm seine Frau aufmunternd zu. »Frau Gunzenhauser hat sich beim Raufgehen gewundert, dass die Tür zum Treppenaufgang nicht verschlossen war.«
    »Und das war ungewöhnlich?«
    Stumper schaute ratlos seine Frau an, doch auch diese zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein«, sagte er, »ich kümmere mich nicht um solche Dinge.«
    Häberle hatte auch nichts anderes erwartet. Er dachte an das Protokoll, das er gelesen hatte. Frau Gunzenhauser hatte demnach am Freitagabend Stumper darauf angesprochen, dass sie sich um den verschwundenen Simbach sorge.
    »Frau Gunzenhauser war ausschlaggebend dafür, dass man spätabends am Freitag in den Turm gestiegen ist – Sie, Herr Faller und die Frau?«, resümierte Häberle fragend.
    »Ja, weil die Frau Gunzenhauser mir gegenüber behauptet hat, sie habe Herrn Simbach im Laufe des Donnerstagnachmittags zu mir zur Empore hochsteigen sehen.« Stumper lächelte verlegen, als halte er dies für völlig absurd. Linkohr blickte auf.
    »Hätten Sie ihn denn sehen müssen?«, fragte Häberle ruhig.
    »Ich sagte doch schon, wenn ich mich auf die Noten konzentriere und die Leselampe eingeschaltet habe – was immer der Fall ist -, dann seh ich nicht, was sich um mich rum in der dunklen Kirche bewegt. Auch nicht auf der Empore. Außerdem interessiert es mich auch gar nicht.«
    »Herr Simbach hätte aber allein nicht in die Kirche reinkönnen«, stellte der Chefermittler fest. »Er hat ja keinen Schlüssel.«
    »So ist es.«
    »Sie haben einen Schlüssel?« Es war eher eine rhetorische Feststellung. Doch Häberle bemerkte ein Zucken in Stumpers blauen Augen und dann wieder ein verlegenes Lächeln, das in einen eher ratlosen Gesichtsausdruck überging.
    »Sie fragen mich nach meinem Kirchenschlüssel?«, zeigte sich Stumper verunsichert und schielte wieder zu seiner Frau, die ihm moralischen Beistand gab: »Mein Mann hat da ein kleines Problem.«
    »Ein Problem?«
    »Nun …«, begann Stumper und es fiel ihm offenbar schwer. »Ich hab ihn verloren, vermutlich gestern oder vorgestern.« Er blickte die beiden Kriminalisten völlig entgeistert an. »Jedenfalls kann ich ihn nicht mehr finden.«
    »Er ist weg? Ihr Kirchenschlüssel ist weg?«
    »Ja, was soll ich Ihnen sagen?«, bedauerte Stumper. »Er ist weg.«
    »Wann haben Sie das bemerkt?«
    »Heut früh, als ich reinwollte.«
    »In die Kirche?«
    »Ja, ich dachte, ich hätt ihn in die Jacke gesteckt.«
    »Sie bewahren ihn einzeln auf – also nicht an einem Schlüsselbund?«
    »Ja.«
    »Haben Sie den Verlust schon gemeldet?«
    »Nein, bis jetzt nicht. Ich weiß, das war ein Fehler.«

27
    Georg Sander hatte an diesem Mittwochvormittag vergeblich versucht, den Polizeipressesprecher ans Telefon zu bekommen. Seine Sekretärin ließ ausrichten, dass er gerade für den Privatradiosender ›Big FM‹ ein Telefoninterview zum aktuellen Stand der Ermittlungen gebe; und sein Vertreter mühe sich zwischenzeitlich mit dem täglichen Pressebericht ab – auch wenn dessen Inhalt, bestehend aus Unfallfluchten und Sachbeschädigungen, an einem Tag wie heute vermutlich keinen interessieren würde. Auch der Versuch, Häberle bei der Sonderkommission direkt zu erreichen, schlug fehl. Zwar hatte ihm der Chefermittler längst seine Handynummer anvertraut, doch wollte Sander sie nur im Notfall benutzen. Er überlegte einen Moment, ob er die neue Kripochefin anrufen sollte, verwarf aber auch diesen Gedanken, zumal es ihr erster großer Fall war.
    Sander blickte durch die Fensterfront über die Fußgängerzone hinweg zum Turm des Alten Rathauses. 10 vor halb 12. Ein trüber Julitag. Kein Sommer mehr in Sicht. Sanders Kollegen saßen im Konferenzraum, um die morgige Ausgabe zu planen, deren erste Lokalseite erneut von den Verbrechen der vergangenen Tage beherrscht sein würde. Seit Menschengedenken hatte es solche Bluttaten in dieser Provinzstadt nicht mehr gegeben. In solchen Fällen, das wusste Sander aus über 30-jähriger Erfahrung in diesem Job, beschritt die Heimatzeitung einen schmalen Grat. Zwar erwarteten die Leser detaillierte Informationen zu dem Verbrechen, das in Stadt und Umland längst alle weltpolitischen Ereignisse in den Schatten stellte. Andererseits aber bekam Sander dann oftmals zu hören, dass er ›schlimmer als die Bild-Zeitung‹ sei, wenn er den Ablauf eines Verbrechens schilderte. Dies machte ihm jedes Mal aufs Neue deutlich, dass

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