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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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weshalb Häberle wieder zur Sache kam: »Und zu Czarnitz hatte Anton auch keinen Kontakt?«
    »Keine Ahnung – wirklich nicht. Denkbar wäre es natürlich. Czarnitz kommt doch auch von drüben, oder?«
    »Frau Simbach«, holte Häberle tief Luft, »es gibt da noch einen Punkt, den ich ansprechen muss.«
    Sie stutzte. »So?«
    »Sie werden verstehen, dass wir in einem Fall wie diesem sehr viele Ermittlungen aufnehmen. Dabei hat sich ergeben, dass Sie am Freitagvormittag ein Telefongespräch mit Herrn Korfus geführt haben … Das heißt, er hat Sie angerufen.«
    Sabrina erbleichte. »Sie hören mein Telefon ab?«
    »Nicht Abhören und auch nicht Ihres«, pflegte Häberle bei solchen Gelegenheiten stets zu sagen. »Wir haben uns nur die Verbindungsdaten von Herrn Korfus’ Telefon besorgt und dabei unter anderem festgestellt, dass er Sie hier im Büro angerufen hat.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Nun, es könnte sein, Herr Korfus ist Kunde bei Ihnen und hat Getränke bestellt.« Er machte eine Pause. »Es könnte aber auch sein, dass es etwas Privates zu bereden gab. Oder dass er Ihren Mann sprechen wollte, der allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits tot war.«
    Sabrina schluckte, während ihre Augen nervös durch den Raum wanderten, um Häberles Blicken auszuweichen. Nach zwei Sekunden hatte sie sich aber wieder im Griff. »Er hat Alexander sprechen wollen. Das kam zwar selten vor, aber wahrscheinlich gings um den Vorabend – wegen dieser Aussprache, die nicht stattfinden konnte.«
    »Sie haben aber nicht konkret gefragt, worum es ging?«
    Sie schüttelte den Kopf und umklammerte mit einer Hand die Schreibtischkante. »Sie kennen Alexander nicht. Er hat sich strikt verbeten, dass sich jemand in seine Angelegenheiten einmischt. Ich nicht und unsere Tochter Silke nicht.«
    »Sie haben ihm dann gesagt, dass Ihr Mann verschwunden ist?«
    »So direkt nicht. Ich hab gesagt, er solls am Nachmittag noch mal versuchen.«
    »Und das wars dann?«
    Sabrinas Gesicht zeigte keine Regung. Sie schien nachzudenken und mit sich zu kämpfen. »Nicht ganz«, sagte sie schließlich. »Er hat sich am Montagnachmittag noch mal gemeldet, wollte etwas wegen der Beerdigung wissen. Und irgendwann am Dienstagabend hab ich angerufen.« Sie hatte sich zu diesem Bekenntnis durchgerungen, weil sie vermutete, dass der Kommissar auch die folgenden Gesprächsverbindungen bereits kannte. »Nachdem die Beerdigung abgesagt war, wollte ich von ihm als Kirchengemeinderat wissen, wie die weiteren Modalitäten sein würden. Wir hatten ja in Todesanzeigen den Beerdigungstermin genannt – und nun musste alles umorganisiert werden.«
    »Aber mehr Kontakte gab es zwischen Ihnen und Herrn Korfus nicht?«
    Sie zögerte und schüttelte langsam den Kopf.
    Häberle räusperte sich. »Dann muss ich Ihnen leider sagen, dass Sie lügen.« Er sagte es, als sei es eine ganz normale Feststellung. Sabrina schien für einen Moment wie elektrisiert zu sein. Sie schauten sich zwei, drei Sekunden wortlos an, worauf Häberle ruhig fortfuhr: »Es kann natürlich für alles auch eine ganz normale Erklärung geben.«
    Sabrina schloss die Augen und atmete schwer.
     
    Linkohr war mit einem weißen Polo zur Wohnung der Gunzenhausers gefahren, die sich im dritten Geschoss eines Gebäudes am Rande der Altstadt befand – nur etwa 200 Meter von der Stadtkirche entfernt. Er stellte den Kleinwagen im eingeschränkten Halteverbot ab und klingelte an der verwitterten Holztür. Der Mann, der öffnete und gut einen Kopf kleiner war als Linkohr und ebenfalls einen Schnauzbart trug, presste ein schüchternes: »Ja?« hervor, erkannte dann Linkohr aber sofort wieder. »Kommat Se mit«, forderte ihn Gunzenhauser auf und stieg vor ihm über ausgetretene und knarrende Holzstufen nach oben. »Mir wohnet ganz oben«, erklärte er unterwegs und es klang, als sei er völlig außer Atem. Im dritten Geschoss führte er den Kriminalisten durch einen dunklen Flur ins Wohnzimmer, das zwischen den alten Möbeln nur wenig Platz bot. Es roch nach Holz und Bohnerwachs. Linkohr ließ sich in einem abgegriffenen Sessel nieder, Gunzenhauser auf der ebenso verschlissenen Couch. Auf dem niedrigen Holztisch vor ihnen lag der Lokalteil der örtlichen Tageszeitung mit dem Bericht über die Verbrechen.
    Linkohr stellte sich vor, wie schlimm es für Gunzenhauser sein musste, nach dem Tod seiner Frau hier allein zu sein, die Stille und Leere um sich, versunken in einer gewissen Hilflosigkeit, die Menschen

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