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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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umrandete Verbotsschild am Waldrand. »Pass auf, da oben!«, schrie er verzweifelt.
    Der Forstweg. Sollten sie es wagen?
    Links die leicht zurückversetzte, aber mit Gittertor versperrte Zufahrt zur Villa.
    Liliane nahm das Gas weg, worauf sich der Wagen an dem Steilstück sofort verlangsamte. Ihr Mann hielt noch immer die Hupe gedrückt. »Was jetzt?«, schrie seine Frau.
    »Rüber«, entschied Korfus und deutete nach links. Es konnte doch, verdammt noch mal, nicht mehr ewig dauern, bis hier irgendwo Lichter angingen, ein Hund bellte oder sich hinter einem der Fenster jemand bemerkbar machte.
    Sie saßen in der Falle. So oder so. Würden sie den Forstweg nehmen, stünden sie nach ein paar 100 Metern mutterseelenallein im Steilhang. Das wäre weitaus schlimmer, als hier im Siedlungsgebiet das Schreckliche abzuwarten.
    Liliane war mit einem kräftigen Linksschwenk vors feuerverzinkte Tor der Unternehmervilla gefahren, weshalb ihr Mann die Hand von der Hupe zurückzog. Der Wagen stoppte abrupt, der Motor wurde abgewürgt. Das Fernlicht blieb eingeschaltet – und Korfus drückte wieder auf die Hupe. Allein schon dieses alles durchdringende Geräusch, so hoffte er inständig, würde den Angreifer von weiteren Attacken abhalten.
    Noch immer spielte der Titel von Vangelis. ›Jariots of Fire‹, Feuerfackeln. Eine dramatische Musik, die im Hupen unterging. Das Ehepaar saß mit pochenden Herzen vor dem Tor, dessen Eisenstäbe im Scheinwerferlicht gespenstische Schatten auf die asphaltierte Hofeinfahrt warfen.
    Je mehr Sekunden verstrichen, desto größer die Chance, den Angreifer in die Flucht geschlagen zu haben. Korfus wandte den Kopf nach links und erkannte im Licht einer von links herüber schimmernden Straßenlampe, was die dumpfen Schläge verursacht hatte: Das linke hintere Seitenfenster war in ein wildes Geflecht von Kristallen zersprungen, die ihren Ursprung in zwei etwa 30 Zentimeter auseinander liegenden, centgroßen Löchern zu haben schienen. Schüsse, durchzuckte es Korfus. Man hatte auf sie geschossen. Von links. Aber man hatte wohl die Fahrbewegung des Autos falsch eingeschätzt. Der Schütze, daran bestand kein Zweifel, hatte auf Fahrer und Beifahrer gezielt, doch als die nacheinander abgefeuerten Kugeln das Fahrzeug erreichten, war es bereits einen halben Meter weiter gerollt, sodass sie nur noch die hintere Seitenscheibe durchschlugen. Korfus glaubte sich zu entsinnen, vier Schläge wahrgenommen zu haben. Vermutlich hatten die anderen das Blech getroffen.
    Seine Frau atmete schwer und war über das Lenkrad gesunken. Vangelis kam zum fulminanten Musikfinale. Korfus hielt immer noch die Hupe gedrückt. Er spürte, dass er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Das Handy, ja, das Handy, durchzuckte es ihn. Er konnte die Polizei rufen. Während er gerade 110 tippen wollte und erschrocken seine zitternden Finger besah, flammten auf der Zufahrt zur Villa die Lichter auf. Gleichzeitig blinkte an der Sprechanlage neben dem Tor eine rote Lampe auf. Korfus erkannte, dass dort auch eine Videokamera angebracht war. Er nahm die Hand von der Hupe, ließ seine Seitenscheibe herabgleiten und rief so laut er konnte: »Hilfe, Hilfe – helfen Sie uns. Überfall.«
    Aus dem Lautsprecher dröhnte blechern eine energische Stimme: »Was ist ’n da los? Was ist passiert?«
    »Hilfe, Hilfe«, rief Korfus noch mal. »Polizei. Rufen Sie die Polizei und machen Sie alle Lichter an.«
    Liliane verfolgte das Geschehen wie in Trance. Sie hatte panische Angst vor dem Sterben. Noch waren sie nicht in Sicherheit. Denn der Angreifer schien zu allem entschlossen. Angst und Panik vermischten sich mit realen Bildern und den Gedanken der vergangenen Tage zu Horrorvisionen. Sie spürte Schüttelfrost. Ihr wurde übel.
    Ihr Mann stellte erleichtert fest, dass der Villenbesitzer sämtliche Gartenlichter angeknipst hatte, sodass nahezu das gesamte Hanggelände hell erleuchtet wurde. Inzwischen war offenbar auch ein Bewohner des unteren Hauses wach geworden, vor dem nun ebenfalls Lampen angingen. »Was ist denn das für ein Spektakel?«, hallte jetzt von dort eine energische Männerstimme über das Gelände. »Ich komm gleich raus – dann ist aber was los.« Die Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass diese Drohung ernst zu nehmen war.
    Korfus lehnte sich zurück. Das Schlimmste war überstanden. Sein Gesicht verzog sich zu einem kurzen Lächeln, als er im Scheinwerferlicht hinter den Gitterstäben des Tores einen Hund anwatscheln

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