Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
und ein Mann in Uniform begleitete mich durch die schwach beleuchteten Gänge, die die Innereien des Gebäudes bildeten. Ich streichelte Nirah, um sie zu beruhigen. Es ging ihr gut. Ich wünschte mir, jemand würde mich beruhigen.
Meine Eskorte führte mich zu einem Aufenthaltsraum mit einer Bank aus orangefarbenem Kunststoff und ebenfalls orangefarbenen Stühlen. Ein leerer Snackautomat und ein Getränkeautomat, an dem ein Schild mit der Aufschrift Außer Betrieb hing, vervollständigten die Einrichtung. Der Polizist stellte sich an die Wand, als ich mich setzte. Hielt man es tatsächlich für angebracht, mir einen Wächter zur Seite zu stellen?
Der Aufenthaltsraum hatte auf einer Seite einen breiten Durchgang in den Flur, durch den ständig Uniformierte und andere Polizisten liefen. Alle starrten mich an. Es gelang mir, mein Unbehagen zu verbergen, aber mein Wachtposten gab sich nicht die Mühe, irgendetwas zu verstecken. Er sah jeden finster an. Ich nahm an, dass er viel lieber irgendwo anders gewesen wäre. Wieder ging ein Polizist in Uniform vorbei und blieb ruckartig stehen. Insky.
Ich hatte Inskys acht Jahre alte Tochter vor ein paar Jahren zurückgeholt. Seine drogensüchtige Exfrau hatte das Sorgerecht verloren und daraufhin das Mädchen entführt. Sie hatte gemeint, sich in so einem beschissenen Mietshaus in der River Street zusammen mit ihrem dealenden Freund verstecken zu können. Sie machte einen Rückzieher, als ich eintraf, aber ihr Freund war ein Arschloch. Nachdem ich ihn überwältigt hatte, verpasste ich ihm noch ein paar zusätzliche Tritte für Insky, der ein wundervoller Vater und ein netter Kerl war.
»Cass?« Insky kam näher. »Alles in Ordnung?«
Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Flynn hat gesagt, ich müsste herkommen und eine Aussage wegen der Waffen machen. Ich war zufällig dabei, als er sie fand. Wenn die nicht bald kommen, um meine Aussage zu Protokoll zu nehmen, gehe ich wieder.«
Ich schielte zu meinem Wachtposten und stellte fest, dass der sich angespannt hatte und ganz automatisch seine Waffe überprüfte. Er hatte die Anweisung, mich nicht wieder gehen zu lassen. Insky hatte die Reaktion auch bemerkt, und seine Augen wurden ganz schmal. Er setzte sich auf einen der Kunststoffstühle neben mir.
»Ich wusste ja gar nicht, dass Flynn und du so gute Freunde seid«, meinte Insky. Er zog eindeutig neugierig eine Augenbraue hoch, aber ich wollte nicht auf die Frage antworten … zumindest nicht in aller Öffentlichkeit.
»Hast du Flynn gesehen?«, fragte ich ihn.
»Er ist oben und brüllt Krause an.«
Ich stöhnte innerlich. So ein Ärger aber auch. Lieutenant Robert Krause war einer von diesen Eiferern, die den Hellsehern von Duivel vor ein paar Jahren den Krieg erklärt hatten. Er hatte gegen Abby – und mich – »ermittelt«, aber unsere Kunden hatten sich geweigert auszusagen, dass wir etwas Falsches gemacht hätten. Meinem eigensinnigen Charakter getreu, hatte ich ihm immer wieder das Leben schwer gemacht. Ich hatte als private Ermittlerin ein gutes Auskommen gehabt, bis er aufgetaucht war. Vor drei Jahren hatte ich aufgehört, als Privatdetektivin zu arbeiten, und meinen Waffenschein zurückgegeben, wodurch die Schikanen etwas weniger geworden waren.
Roberts Kreuzzug zerschellte auf den Felsen politischer Opportunität, als er eine verdeckte Operation plante und »aus Versehen« ein Gemeinderatsmitglied festnahm, als sie ihren privaten, sehr männlichen Hellseher aufsuchte. Die selbstbewusste und gelassene Abby hatte immer kooperiert, deshalb konzentrierte sich Roberts Abscheu eher auf mich.
»Ich dachte, man hätte den Rechtschaffenen Robert in die Aktenverwaltung strafversetzt«, sagte ich.
»Es waren Wahlen.« Insky seufzte erschöpft auf. »Der neue Bürgermeister ist in derselben Kirche wie Robert. Robert versprach, gut zu sein, und deshalb gaben sie ihm seinen Heiligenschein zurück.«
Ich lachte und sogar mein Wächter lächelte.
Natürlich hätte ich mich anstelle von Robert auch im Verdacht gehabt. Ich mochte zwar auf meine Art ehrenwert sein, doch nach modernen kulturellen Maßstäben lässt meine Moral zu wünschen übrig. Moral ist Flynns Metier. Ich wusste, dass der Umgang mit mir deshalb so schwer für ihn war.
Der Klang von Stimmen, lauten Stimmen, die in unsere Richtung kamen, ließ uns aufhorchen.
»Ich werde veranlassen, was notwendig ist, Detective.« Das war Robert, der knurrte, um einen rangniederen Beamten auf seinen Platz zu
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