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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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»Hinsichtlich der Brandursache wird ermittelt werden. Haben Sie Namen und Telefonnummer hinterlassen? Man wird bestimmt noch Fragen an Sie haben.«
    »Ja.« Vic klang so, als hätte er sich wieder etwas mehr unter Kontrolle.
    Es gab immer Fragen, und viele davon waren meine.
    Wir fuhren Vic zur Mission zurück. Er hatte seinen Wagen auf dem Gelände von Avondale geparkt und würde eine Zeit lang darauf verzichten müssen. Ich fragte ihn nicht nach Michael, aber auf der Rückfahrt zu Abby erzählte ich Flynn, dass die beiden Männer Brüder waren. Er hörte zu, ohne einen Kommentar abzugeben.
    Als wir bei Abby ankamen, ging Flynn in den Wald, um spazieren zu gehen. Ich ließ ihn gehen, denn ich wusste, dass er über einiges nachdenken musste. Nofretete war ihm gefolgt, und er hatte ihr fürsorglich die Fliegengittertür aufgehalten. Vielleicht würde er ja ein bisschen Ruhe im Wald finden.
    Abby rief mich in ihr Wohnzimmer und schloss die Tür. »Möchtest du reden, Cass?«
    Ich nickte.
    Ich setzte mich auf ihr Sofa und ließ mich von der beruhigenden Aura des Raums einhüllen. Manchmal duftete es nach Zitrone, dann wieder nach Lavendel oder Sandelholz. Sie ließ sich neben mir nieder, und ich lehnte mich an ihre starke Schulter, während ich versuchte, etwas von ihrer Kraft abzuschöpfen.
    Ich erzählte Abby bis ins Detail, was Nahtod und die Rückkehr ins Leben bei mir bewirkt hatten. »Abby, es tut mir leid, aber ich glaube, ich hasse sie. Es ist ja nicht so, dass ich sterben wollte, aber als ich einmal auf dem Weg war, hätte sie mich gehen lassen sollen. Es fühlt sich falsch an. Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.«
    Abby streckte die Hand aus und wischte mir die Tränen von den Wangen. Ich hatte seit Jahren nicht geweint.
    »Cass, du hast alles Recht, sie zu hassen. Ich habe sie auch schon gehasst. Die Jägerin vor dir starb in meinen Armen. Sie war so schwer verletzt, dass ich sie nicht mehr retten konnte.« Abbys Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Es bereitete ihr sichtlich Mühe, sich wieder zu entspannen.
    Was war aus jenen geworden, die vor mir da gewesen waren? Wie viele hatte Abby zu Grabe getragen? Wie viele waren in die Barrows gegangen und nie zurückgekehrt? Ich fragte nicht. Ich konnte mir vorstellen, dass es ihr wehtat, daran erinnert zu werden. Sie hatte mir einmal erzählt, dass jede Jägerin eine andere Aufgabe gehabt hätte. Auch dazu hatte sie sich nicht näher ausgelassen.
    Dann erzählte ich Abby von Hammer und der Vision, die ich gehabt hatte. »Sie war so schön, meine Tochter. Hätte ich es tun können?« Ich rieb mir die Augen, in die schon wieder Tränen getreten waren.
    »Die Erdmutter hat nie irgendeine Art von Kult verlangt. Sie ist keine Göttin. Die Menschen in alten Zeiten verdrehten die Dinge in ihrem Namen. Erst opferten sie ihr Tiere, dann ihre Feinde und schließlich ihre eigenen Kinder.« Abby streckte die Arme nach mir aus und umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. Sie sah mir tief in die Augen. »Cassandra, Jägerin der Erdmutter, du würdest deinem eigenen Kind niemals etwas tun – egal, aus welchem Grund. Warum glaubst du den Lügen des Schattendämons?«
    Sie hatte recht. Die Erinnerung – ob nun wahr oder falsch – hatte mich gefährlich geschwächt.
    »So«, erklärte Abby in ihrer praktischen Erdhexenart. »Hast du einen Plan? Wie kann ich dir helfen?«
    »Ich habe keinen Plan … nur einen Ort.« Ich zog die Luftaufnahme aus meiner Tasche und gab sie ihr.
    Abbys Augen wurden ganz groß, als ihr genau wie mir die Bedeutung dessen, was sie da sah, bewusst wurde. »Menschenopfer. Sie werden beim dunklen Mond Kinder opfern. Bei diesem dunklen Mond. Bei dieser Konstellation. Oh, Mutter, was wird passieren? Du kannst nicht hingehen …«
    »Ich muss. Frag mich nicht, warum oder wie, aber mein ganzes Leben lief immer auf diesen einen Tag hinaus – auf diese Nacht. Wenn du willst, dass ich das Ganze lebend überstehe, erzähl mir alles, was ich über Opferungen wissen muss.«
    Abby nickte. »Laut der Überlieferung, den ältesten Mythen, gibt es drei Arten sogenannter Opferungen: Entweder man opfert einen mächtigen Feind, einen Unschuldigen oder sich selbst … vermutlich in dieser Reihenfolge. Diese Mythen beinhalten einen schrecklichen Fehler; denn das einzig wahre Opfer ist, sich selber darzubringen. Dem Akt, sich selbst zum Wohle anderer zu opfern, wohnt eine große Macht inne. Ich bin der Meinung, dass du es immer wieder im Dienste der Kinder

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