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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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sagen oder tun sollte. Denn was Michaels Menschlichkeit betraf, spielte das keine Rolle mehr, seitdem ich Flynn kennengelernt hatte und wusste, wie sehr ich ihn begehrte. Michael konnte so viel Mensch sein, wie er wollte, aber er würde trotzdem versuchen, mich zu besitzen. Etwas, das Flynn nie tun würde.
    Wir taten das Einzige, was wir tun konnten: Stehen und beobachten. Ich zuckte zusammen, als eine Explosion zu hören war. Keine große, aber in letzter Zeit hatte ich solche aus allernächster Nähe miterlebt.
    Flynn kam über die Straße auf uns zugerannt und wartete kurz auf dem Mittelstreifen, um weitere Feuerwehrautos passieren zu lassen. Seine grimmige Miene war vielsagend, doch als er mit Michael redete, tat er dies mit der neutralen Stimme eines Cops, der eine schlechte Nachricht überbringt.
    »Ihre Mutter wird vermisst. Das gesamte Rauchmeldesystem war ausgefallen. Die Sprinkleranlage ging zwar irgendwann an, aber es war zu spät … die Belegschaft, die Patienten … Es ist schlimm. Es wird mehrere Tage dauern, bis alle identifiziert sind. Es tut mir leid.«
    »Danke.« Michael klang nicht dankbar … oder traurig oder sonst etwas, was das betraf. Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss auf die Wange, dann öffnete er die Tür vom Jaguar, stieg ein und ließ den Motor an. »Ich rufe dich an.«
    Flynn und ich sahen ihm nach, als er wegfuhr.
    »Da ist noch etwas anderes«, sagte er. »Man hat die Leiterin von Avondale gefunden.«
    »Cohen?« Ich hatte sofort die vertrocknete, säuerliche Frau in ihrem grauen Anzug vor Augen.
    Flynn nickte. »Sie lag mit gebrochenem Genick in ihrem Büro. Dort hat es nicht gebrannt, aber es gibt Spuren für einen Kampf. Sie hat sich gewehrt … heftig gewehrt. Das wird alles immer komplizierter. Es gibt zu viele Geheimnisse.«
    »Was ist mit Selene? Hast du sie abgeschrieben?«
    »Nein, aber bleibt mir eine andere Wahl?« Er packte mich an den Oberarmen und schüttelte mich, nicht stark, aber eindringlich. »Wenn Michael etwas herausfindet, kann ich …«
    »Ich brauche Michael nicht, Flynn. Ich weiß zwar nicht, wo sie sind, aber ich habe eine Vorstellung davon, wo sie heute Abend sein werden. Und wir werden auch da sein.«
    Er umschlang mich mit seinen Armen und hielt mich fest, als könnte ihm der Kontakt zu meinem Körper Trost schenken.
    Ich wünschte mir, ihn trösten zu können. Schicksal und Pflicht beherrschten den Tag wie der dunkle Mond die Nacht.
    Erstaunt sah ich über Flynns Schulter hinweg, dass Reverend Victor über die Straße auf uns zuwankte. Flynn ließ mich los, als er die Schritte hörte.
    Victor stolperte und sackte auf dem Bürgersteig auf die Knie. Flynn und ich rannten zu ihm hin. Wir packten jeder einen Arm, zogen ihn hoch und führten ihn von der Straße weg. Er gab keinen Laut von sich, aber sein magerer Körper zitterte, und er keuchte in schnellen, kurzen Zügen. Tränen und Ruß hatten sein Gesicht verschmiert. Schließlich wurde er ruhiger, und seine Atemzüge wurden leichter.
    »Danke.« Wie aus einem Impuls heraus umarmte er mich plötzlich, um mich genauso schnell wieder loszulassen.
    »Was ist passiert, Vic?«
    Vic sah Flynn an, und ich stellte die beiden einander vor.
    »Ich war auf Besuch da.« Vics Blick hing an Avondale wie Michaels noch vor ein paar Minuten. »Das Feuer brach aus. Ich versuchte zu helfen. Die Türen ließen sich nicht öffnen.« Er schüttelte den Kopf. »Zwei Krankenpflegern, riesigen Kerlen, gelang es schließlich, eine Tür aufzubekommen. Aber die Patienten waren zu verängstigt.« Er schluchzte auf. »Die paar, die wir fanden, gerieten in Panik und liefen vor uns weg … manche direkt ins Feuer hinein. Diejenigen, die in ihren Zimmern eingesperrt waren, hatten gar keine Chance.« Er erwähnte Elise nicht mit Namen. Seine Mutter. Michaels Mutter.
    »Sie hatten keinen Fluchtplan«, erklärte Flynn mit harter, kalter Stimme.
    »Bei so einer teuren Anstalt sollte man eigentlich das Beste erwarten.« Vic fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht.
    Ja, aber mit Geld konnte man sich nicht immer Sicherheit kaufen. Hatte der Komplettausfall eines lebenswichtigen Systems Patienten und Belegschaft von Avondale ins Verderben gestürzt? Flynn sah mich an. Oder hatte mit dem Feuer ein Mord vertuscht werden sollen? Er hatte recht. Alles wurde immer komplizierter. Aber was für eine Verbindung gab es da zu Richard und Selene?
    »Es tut mir leid, Reverend«, sagte Flynn.

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