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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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künstliches Lächeln erinnerte mich an das gemalte Gesicht einer Puppe. Ich folgte dem knackigen, in eng anliegende Shorts gehüllten Hintern die Treppe hoch in ein elegantes Büro mit großen Spiegelglasfenstern, durch die man in den Trainingsbereich schauen konnte.
    Das Büro war eine Kopie der Räumlichkeiten unten: modernes Design, das von ein paar Topfpflanzen aufgelockert wurde. Der Schreibtisch hatte eine Glasplatte, auf der ein schnurloses Telefon stand – und sonst nichts. Kein Papier, keine Stifte, nur ein leerer, perfekt positionierter Schreibtischstuhl deutete an, dass es sich hier um einen Arbeitsplatz handelte. Der Raum verfügte über eine kleine Bar mit Stühlen und einer safrangelben Ledercouch, die an der Wand stand.
    Ich trat in den Raum, und der Angestellte schloss die Tür hinter mir – zögernd. Sein bewundernder Blick hing, solange es ging, an Michael.
    Der wunderschöne, vollkommene Michael.
    Das weißblonde Haar floss wie flüssige Perlen über seine Schultern und umrahmte sein makelloses, völlig symmetrisches Gesicht. Er war groß und besaß den Körper einer klassischen griechischen Statue. Das seidene Hemd schmiegte sich an seine golden schimmernde Haut. Er besaß einen Körper, bei dem ich die Hände zu Fäusten ballen musste, um dem Drang zu widerstehen, sie über ihn gleiten zu lassen. Ein göttlicher Körper.
    Aufgrund der Art und Weise, wie Michael Menschen manipuliert, wie er sie in seinen Bann zieht, war ich davon überzeugt, dass er nicht völlig menschlich sein konnte. Es ist nicht nur sein Aussehen. Seine Stimme, wie er sich bewegt, allein seine Gegenwart rufen Bewunderung und Verehrung hervor. Ich weiß, dass manche Film- und Rockstars in dieser Form verehrt werden, doch wenn man ihnen persönlich gegenübersteht, schwindet das. Nicht so bei Michael. Er bleibt auch dann unwiderstehlich und engelgleich.
    Da ich so viel Zeit in den Barrows verbrachte, war es unvermeidlich, dass ich Michael kennenlernte. Vor fünf Jahren spürte ich einen meiner Ausreißer bei ihm auf, wo er in der Küche arbeitete. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung. Ich prügelte einen seiner Türsteher windelweich. Und als Michael Einwände dagegen erhob, schlug ich ihn ebenfalls zu Boden. Ich hatte ihn überrascht. Noch einmal würde es mir nicht gelingen. Ob es einen weiteren Grund gibt, warum ich an Michaels Menschsein zweifle? Ja, er ist außerordentlich stark. Stärker als ich sogar, deren Kräfte doch von der Mutter gesteigert worden waren.
    Michael schwor damals, er hätte nicht gewusst, dass das Mädchen eine Ausreißerin wäre, und überredete sie sehr wirkungsvoll dazu, wieder nach Hause zu gehen. Danach lud er mich auf einen Drink ein, und ich nahm an. Wir unterhielten uns. Ich erzählte ihm, dass ich Privatdetektiv wäre – damals hatte ich noch meine Lizenz – und verschwundene Kinder aufspürte. Er schien nicht uninteressiert, doch als er in mich drang und erfahren wollte, warum ich so stark wäre, ging ich. Seitdem schaue ich gelegentlich bei ihm vorbei und zeige ihm Bilder von Ausreißern; einige der wichtigsten Hinweise kamen von seinen Mitarbeitern. Michael eilte ein furchterregender Ruf voraus. Die Leute wurden schon nervös, wenn sie nur von ihm redeten – aber keiner sagte mir, warum.
    Ich weiß nicht genau, wann es anfing, dass er mich unbedingt verführen wollte. Oder warum. Ich nehme an, ich stelle eine Herausforderung für ihn dar, weil ich gegen seine mächtige Ausstrahlung teilweise immun bin. Ich weiß nicht, warum ich gegen ihn immun war, aber nachdem er mich eines Abends gepackt und geküsst hatte, blieb ich auf Distanz.
    Michael sah mich mit seinen strahlend blauen Augen an. Er lächelte und mir brach der Schweiß aus.
    »Die Jägerin ist mal wieder auf der Pirsch«, meinte er. »Sie ist nicht hergekommen, weil sie sich nach meiner Gesellschaft sehnt.« Seine Stimme hatte so einen sanften, melodischen Klang, bei dem sich Frauen und auch einige Männer unwillkürlich nach vorn beugten, um noch besser zu hören.
    Ich wich vor ihm zurück. »Ich habe so eine Ahnung, wohin es führen würde, wenn ich mich tatsächlich nach deiner Gesellschaft sehnen würde.« Mein Körper reagierte so, wie er es immer in seiner Gegenwart tat. Das Ganze war rein körperlich. Meine Haut fing an zu kribbeln, als Begehren in mir aufstieg. Meinem Körper war es egal, dass er unter Umständen kein Mensch war.
    »Wäre es denn so schlimm?« Michael rückte näher. Zu nah.
    »Nein. Nicht schlimm.

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