Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
sagte ich. Unter bestimmten Umständen war es gar nicht schwer, mit Bastinados fertigzuwerden. »Okay? Ich werde nach deinem Mädchen sehen.«
Er nickte, und ich ging auf die Tür zu.
»Cassandra?«
Ich drehte mich wieder zu ihm um.
»Der dunkle Mond, deine Erdmutter, Monster über und unter den Straßen … Wie können solche Wesen in der modernen Welt überleben?«
»Keine Ahnung. Für mich gehört es einfach zu meiner Lebensordnung.«
»Ich bin Christ und sollte solche Dinge gar nicht zur Kenntnis nehmen. Aber bitte sei vorsichtig. Dieser gefährliche Michael und der dunkle Mond … ich würde dich so sehr vermissen, wenn dir etwas passiert.«
Ich grinste ihn noch einmal an und stieg dann die Treppe hinunter.
Ich hatte gelogen. Ich konnte Michael sehr wohl als Ungeheuer sehen; nicht wie so einen dreckigen Bastinado, aber als etwas viel Schlimmeres. Michael wäre wunderschön und schrecklich, und diejenigen, die seinem Geheiß folgten, würden ihn lieben, auch wenn er sie vernichtete.
Es ärgerte mich, dass Reverend Vic kein Vertrauen in meine Fähigkeit hatte, Michaels Charme zu widerstehen. Mein Zorn war natürlich pure, unvernünftige Heuchelei.
Kapitel 12
Flynn rief mich an, als ich aus der Mission trat.
»Wo sind Sie?«, fragte er.
»Bei der Mission, auf der 20. Straße, einen halben Block von der River Street entfernt.«
»Bleiben Sie da. Ich bin auf dem Weg.«
Ich ging wieder rein, weil es drinnen ein bisschen kühler war, setzte mich im Speisesaal an einen Tisch und schaute die Regionalnachrichten auf einem Fernseher, der an der Wand hing. Wieder ein Tag mit Rekordtemperaturen und Stromausfällen. Auf dem Bildschirm erschien eine attraktive Frau in einem blauen Kostüm. Langatmig fuhr sie fort, die Wetterlage zu erklären. Über dem Mittleren Westen läge ein Hochdruckgebiet, sodass es bis September keinen Regen geben würde. Bei der würde es bestimmt kein Schweißtropfen wagen, sich auf ihrer perfekten Alabasterstirn zu bilden. Sie schloss ihren Vortrag, und der Sender brachte Werbung, als Flynn hereinkam.
Er setzte sich zu mir an den Tisch.
»Irgendetwas herausgefunden?«, fragte ich.
»Die Akten sind nicht mehr zugänglich. Und von den alten Hasen redet keiner. Aber dann bin ich zu Abraham. Er hat mir viel erzählt.«
»Abraham?«
»Der Hausmeister. Er ist seit mindestens fünfzig Jahren im Präsidium. Ich weiß gar nicht, was wir tun sollen, wenn er sich jemals zur Ruhe setzt. So ein Institutsgedächtnis ist schon Gold wert.«
»So was kenne ich. Man wird ihn wahrscheinlich mit seinem Scheuerbesen begraben müssen.«
»Genau.« Flynn grinste. »Sei’s drum … Er erzählt, dass vor dreißig Jahren, als noch mehr Menschen in den Barrows lebten, eine Reihe von Babys ermordet wurde. Mehr als vier. Einige wurden entführt, einige in ihrem Bettchen getötet. Zehn Jahre später gab es wieder einen Vorfall.«
In mir zog sich alles zusammen, und ich musste mühsam schlucken. »An die Akten sind Sie nicht rangekommen, aber die Cohen vom Avondale gibt uns Informationen preis? Sie muss wütend gewesen sein. Ich weiß nicht, was ich daraus machen soll.«
»Ich auch nicht. Aber ich folge Ihnen ja auch nur … Sie erinnern sich doch?«
»Tragischerweise tue ich das.«
Wir verließen die Mission und betraten einen Backofen aus Asphalt und Zement. Es war drei Uhr am Nachmittag, und jeder Atemzug war mit Schmerzen verbunden. Ich hatte die Fenster von meinem Wagen offen gelassen, um zu verhindern, dass die gesamte Innenausstattung schmolz. Auf dem Rücksitz lagen ein paar Lappen. Damit öffnete ich die Tür und hielt das Lenkrad umfasst. Zumindest waren die Sitze mit Stoff bezogen.
Das Einzige, was ich zu diesem Zeitpunkt tun konnte, war, ein paar meiner Informationsquellen in den Barrows zu überprüfen.
»Ich muss mit ein paar Leuten reden. Wollen Sie wirklich dabei sein?«, fragte ich Flynn.
»Sie wollen nicht, dass ich mitkomme?«
»Mit einem Bullen im Schlepptau bekomme ich unter Umständen gar nichts heraus.« Abby und die Mutter mussten damit aufhören, auf Schritt und Tritt auf meine Arbeit Einfluss zu nehmen.
»Ich bin mir sicher, dass Sie mit dem Problem fertigwerden«, meinte Flynn.
»Vielleicht. Es hängt davon ab, wie schnell Sie mit Ihren Handschellen sind. Meinen Sie, Sie könnten Abstand davon nehmen, Verbrecher wegen kleinerer Delikte gleich festzunehmen?«
»Wie klein?«
»Alles, was weniger schwer wiegt als Mord.«
»Das dehnt die Definition von ›klein‹ doch
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