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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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mich auf, sodass ich erst nach zwei in den Barrows und bei der Mission ankam. Der Leiter der Mission, Reverend Victor Payton, hatte mir bei der Suche nach ein paar Kindern erfolgreich helfen können. Er ist anders als Pater Jacob, der ältere Priester, der die Mission bis zu seinem Tod letztes Jahr leitete. Jacob war ein freundlicher, praktisch veranlagter Mensch gewesen. Er hatte Suppen aufgetragen, Betten gemacht, Wäsche gewaschen … alles Dinge, für die Reverend Victor nie auch nur einen Finger krumm machen würde.
    Victor ist nett, legt aber manchmal eine kalte Effizienz an den Tag; außer wenn er mit den Kindern zu tun hat. Er sitzt mit ihnen zusammen, liest ihnen Geschichten vor und hört ihnen wirklich zu, wenn sie etwas erzählen. Und die Kinder hören auf ihn. Ihre Augen strahlen vor unbegrenztem Vertrauen. Er ist ein Meister im Organisieren.
    Die Mission verteilte mittags Lunch-Pakete und gab einmal am Tag um halb sechs eine warme Mahlzeit aus. Jetzt, am frühen Nachmittag, würden nicht viele dort sein. Ich öffnete die Tür zur Mission und rümpfte die Nase, als mir der schwache Geruch von Desinfektionsmitteln in die Nase stieg, mit denen die Angestellten Boden und Wände bis auf den blanken, grauen Stein geputzt hatten.
    Ich erinnerte mich an die guten Dinge, für die Victor gesorgt hatte, seit er die Verantwortung übernommen hatte. Pater Jacob hatte wirklich jeden aufgenommen, und häufig waren Leute Nutznießer geworden, die es gar nicht verdient hatten. Victor dagegen überprüfte jeden, dem er half, gründlich. Penner oder Junkies wurden nicht eingelassen. Trotz der Tatsache, dass er sagte, es wäre nie genug Geld da, sonderten Victors Mitarbeiter jene aus, die medizinisch versorgt werden mussten, und brachten sie nach Uptown ins Krankenhaus. Frauen mit Kindern konnten immer über Nacht bleiben und in der Mission schlafen. Die saubere und effiziente Mission unter neuer Leitung erfüllte zwar noch ihren wohltätigen Zweck, strahlte aber nicht mehr die heimelige Wärme von früher aus.
    Die Frau hinter dem Empfangstresen plusterte sich auf und runzelte die Stirn, als ich eintrat. Sie wollte mich schon nach draußen bitten, denn es war nicht erlaubt, dass die Kundschaft zwischen den Mahlzeiten in der Mission herumhing. Doch dann erkannte sie mich und sagte nichts, aber ihr missbilligender Blick folgte mir, während ich den Empfangsraum durchquerte und die Treppe zu Victors Büro hochstieg. Ich hatte heute mehr als meinen gerechten Anteil an unsympathischen Frauen gehabt.
    Die Bürotür stand offen, und ich konnte Victor an einem zweckmäßigen Schreibtisch vor einem Schreibblock und mehreren Stiften sitzen sehen. Mehrere Aktenschränke standen an der Wand. Pater Jacobs Ablage, die aus Hunderten von Papierstapeln bestanden hatte, passte nicht zum neuen Leiter der Mission und dessen obsessivem Ordnungsfimmel.
    »Cassandra.« Victor begrüßte mich mit einem kurzen Lächeln und deutete auf den Stuhl, der neben seinem Tisch stand. Die abgetragene Kleidung des schlanken, hoch aufgeschossenen Mannes mit dem erschöpften Gesicht stammte aus einem Secondhandladen, der ein bisschen weiter die Straße hoch lag. Sein Haar wurde erst von ein paar grauen Strähnen durchzogen. Aber noch ein Jahr, und das Grau würde die Oberhand gewinnen.
    »Hallo, Vic.« Ich setzte mich auf den unbequemen Stuhl und reichte ihm die Fotos von Selene und Richard.
    Er sah sie sich einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf und legte die Fotos auf den Tisch. »Tut mir leid, meine Liebe, aber ich habe die beiden nie gesehen.« Er klang traurig.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Du meinst außer mit dieser gottvergessenen Gegend? Die Barrows … in der unsere Jugendlichen verspeist, benutzt und dann weggeworfen werden.« Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen. Das kam überraschend, denn er zeigte selten Emotionen.
    »He, ganz ruhig, Vic. Rede mit mir. Ich werde was tun, wenn ich kann.«
    Er entspannte sich, und ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Die liebe Cassandra, die Barrows-Ausgabe des edlen Ritters in der schimmernden Rüstung.«
    Ich wartete, ob er noch mehr sagen würde.
    »Es tut mir leid, Cass.« Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und richtete sich auf. »Letzte Woche hatte ich ein junges Mädchen hier. Vierzehn. Sie kam zu mir und bat mich um Hilfe. Sie hatte sich auf einen Bastinado eingelassen, einen von den Butcher Boys, und er hatte sie geschlagen. Sie wollte nach Hause. Die Mission

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