Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
Stelle, die etwa anderthalb Meter über dem Boden lag. Nichts. An der nächsten Ecke das Gleiche. An der dritten fand ich endlich, wonach ich gesucht hatte: eine Folge aus Buchstaben und Zahlen.
»Das Ganze folgt einem bestimmten System«, erklärte ich den beiden. Ich zeigte in einen der Tunnel. »Wenn der offen ist, müsste in ungefähr anderthalb Kilometern ein Einstiegsloch sein.«
»Bist du häufig hier unten?«, fragte Flynn.
»Nur wenn ich muss.« Das Licht reichte nicht, um seinen Gesichtsausdruck zu erkennen.
»Und wenn der Tunnel versperrt ist?«, fragte Michael.
»Dann kommen wir hierher zurück und nehmen einen anderen Weg.« Ich hoffte, dass dieser Tunnel offen war, denn der andere führte noch tiefer in die Barrows und in die Zombie Zone. Ich bog in den Tunnel ein.
Hier wuchsen nicht so viele Flechten, und das Gehen war tückisch, denn die Strömung hatte Steine am Boden gelöst. Flynn ging einmal in die Knie und sogar der anmutige Michael wankte ein paar Mal.
Wir stapften immer weiter und wateten gelegentlich durch schier endlos scheinende Röhren.
»Wie lange sind die schon hier?«, fragte Flynn. Seine Stimme klang fast normal. »Diese … Monster. Was sind das für Wesen?«
»Es gab sie schon, als ich noch ein kleiner Junge war«, erklärte Michael leise. »Allerdings nur ein paar. Es gibt keine Bezeichnung für sie. Wir dachten immer, sie kämen aus dem Sumpf. In dunklen Nächten kamen sie hervorgekrochen, um zu fressen. Es waren schreckliche Zeiten damals in den Barrows.«
»Es fällt mir immer noch schwer zu verstehen, warum keiner davon weiß.« Flynn war dichter an mich herangerückt. Am liebsten hätte ich ihn umarmt … trotz des ganzen Drecks und allem anderen.
»Ich stellte gleich am Anfang meine ganzen Fragen, und Abby sagte …« Ich zögerte, denn ich rechnete mit einer scharfen Erwiderung, weil ich Abby erwähnt hatte.
»Was? Sag es einfach. Ich werde es glauben … oder zumindest akzeptieren.« Er klang ergeben.
»Abby sagt, die Erdmutter hätte einen Bann über diesen Ort gelegt, um die Menschen fernzuhalten. Aber er trübt den Geist nur. Je länger man hier lebt, desto weniger empfänglich ist man für den Bann, um es dann irgendwann einfach hinzunehmen. Wie Joe Holey aus der Strip-Bar. Er weiß, was hier unten ist, aber er hält sich fern und tut so, als hätte er keine Ahnung.«
Flynn sagte nichts, aber ich war mir sicher, dass es seine Gedanken beschäftigte oder er alles verdrängt hatte, um nicht gerade jetzt darüber nachdenken zu müssen.
Im Tunnel wurde es heller. Vielleicht war es Licht, das durch ein Loch nach unten fiel, das dem ähnelte, durch das wir nach hier unten gekommen waren.
Als wir uns der Öffnung näherten, konnten wir sehen, dass es sich tatsächlich um ein Loch mit abgeschrägten Seiten handelte, durch das man in einen unwegsamen Keller gelangte. Die Kellerwände waren eingestürzt und in den Abwasserkanal gerutscht. Die Standfestigkeit des Gebäudes darüber bereitete mir Sorge, doch nicht genug, um die Chance auszuschlagen, aus dem Abwasserkanal herauszukommen. Dem Aussehen der Trümmer nach zu schließen gab es diese Öffnung noch nicht lange. Das war leider nichts Ungewöhnliches. Es war eine meiner größten Ängste, dass ich um mein Leben rannte und ein Kanal durch derartige Trümmer blockiert wurde.
Das Licht kam von einer einzelnen Glühbirne, die an einem Kabel hing und so einladend wirkte wie ein Leuchtturm, der dafür sorgte, dass Schiffe nicht zu nah an die Klippen fuhren. Wir hatten es tatsächlich geschafft, aus den Barrows herauszukommen und in eines der Gebäude zu gelangen, die am Rand davon lagen. Hier gab es auch Strom.
Kisten, Kartons und allerlei Metallschrott waren im ganzen Raum verstreut. Vieles davon direkt unter einer Holztreppe, die nach oben zu einer Tür führte. Flynn nahm einen Lappen vom Boden und säuberte damit seine Hände so gut es ging. Dann wischte er auch seine Pistole ab. Unsere Kleidung und Schuhe konnte man nur als Totalschaden bezeichnen.
Wir stiegen die Treppe hinauf, und die Tür oben ließ sich ohne Probleme öffnen.
Ich behielt meine Pistole in der Hand, während Flynn die Tür öffnete. Er hielt seine auch bereit.
Stille empfing uns, als wir einen großen Lagerraum betraten – dann ertönte ein Geräusch, das ich schon mal gehört hatte; das leise Klirren von Metallketten, die Bastinados um den Hals trugen, um damit ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bande anzuzeigen. Sie waren nicht
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