Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
platzten, und schwefelgelber Glibber spritzte in alle Richtungen. Ich warf das verbrauchte Magazin aus und schob schnell ein neues in meine Pistole.
Das Monster stand immer noch, aber jetzt war es blind, und der Kopf schwankte hin und her.
Flynn stand drei Meter von mir entfernt zu meiner Rechten und ließ das Monster nicht aus den Augen. Michael stand links von mir. Erleichterung wallte in mir auf. Beide Männer lebten.
Ich rückte vor, um der Bestie den Todesstoß zu versetzen. Ich zielte sorgfältig auf eines der zerstörten Augen … und drückte ab. Volltreffer. Das Monster richtete sich auf, wirbelte herum, röchelte und bohrte die Klauen in den Zementboden. Dann brach es tot zusammen. Dabei riss es Flynn um und schleuderte ihn rückwärts in den von Monstern bevölkerten Abwasserkanal.
Kapitel 17
Ich raste zum Loch, doch Michael überholte mich. Im Laufen packte er eine der Bronzestangen und sprang mit den Füßen voran in das Loch. Ich erreichte es kurz nach ihm, und Logik und Vernunft hätten mir sagen müssen, oben zu bleiben und den beiden zu helfen, wieder herauszukommen.
Doch dem Schicksal ist mit Logik nicht beizukommen. Der bröckelnde Rand gab unter mir nach. Michael war bestimmt mit der Anmut eines Turners auf beiden Füßen gelandet. Ich landete auf dem Hintern.
Viele der Abwasserkanäle unter den Barrows sind noch intakt. Bei Unwetter mit starken Niederschlägen brausten tödliche Wassermassen durch sie und reinigten sie bis zu einem gewissen Grad. Aber seit drei Monaten hatte es nicht mehr geregnet, und so milderte mindestens ein halber Meter Monsterkacke meinen Sturz. Ich hielt meine Pistole hoch über meinen Kopf, sodass zumindest sie sauber blieb. Ich richtete mich auf, und das Zeug lief zäh an meinen Beinen herunter. Himmel, was für ein Gestank.
Flynn, der ebenfalls von oben bis unten mit Schlamm bedeckt war, kauerte neben mir an der Wand und reiherte sich die Seele aus dem Leib, wie ich es auch getan hatte, als ich das erste Mal in den Untergrund gegangen war. Michael hielt neben ihm Wache; die Bronzestange in der erhobenen Hand, um eventuelle Monster abzuwehren. Bei ihm ging die stinkende Jauchebrühe natürlich nur bis zu den Knien. Ein mittelgroßes Monster, das auf jeden Fall groß genug gewesen wäre, einen Menschen umzubringen, lag mit zu Brei geschlagenem Schädel neben ihm. Es hätte sich Flynn geholt, hätte Michael ihn nicht beschützt.
Die ganzen kleinen, widerlichen Viecher waren vor Angst davongehuscht, sodass wir allein waren – im Moment. Dieser Abwasserkanal gehörte mit seinen drei Metern Höhe nicht zu den größten, die ich kennengelernt hatte. Nach rechts ging er in einen pechschwarzen Tunnel über, zu meiner Linken war im schwachen Schein von phosphoreszierenden Flechten ein Schacht zu erkennen, der noch tiefer in die Barrows führte.
Ich schaffte es hochzukommen, ohne dabei meine Hände zu Hilfe zu nehmen, doch der Dreck bedeckte mich von der Brust bis zu den Füßen. Ich ging zu Flynn und hockte mich neben ihn. »Bist du verletzt?«
»Nein.« Er würgte das Wort hervor und fing wieder zu spucken an.
»Du hältst dich gut«, erklärte ich ihm. »Als ich das erste Mal hier unten war, konnte ich ein paar Stunden lang nicht sprechen.«
Flynn klammerte sich an der Wand fest und zog sich hoch. Ich sah, dass er mit flachen Atemzügen versuchte, seine Gedärme unter Kontrolle zu bringen. Am liebsten hätte ich die Arme um ihn geschlungen.
Aber als Erstes mussten wir hier raus. »Wenn einer der Herren mir helfen würde, könnte ich das Seil aus meinem Kofferraum holen.«
»Dafür reicht die Zeit nicht mehr.« Michael deutete mit dem Kopf auf das Abwasserloch hinter mir.
Mindestens vier schwergewichtige Bestien waren im schwachen Lichtschein zu erkennen, und hinter ihnen konnten durchaus noch mehr warten. Sie waren zwar nicht so groß wie die Kreatur, die aus dem Loch geklettert war, aber nichtsdestotrotz gefährlich.
Mir war nicht ganz klar, worauf sie warteten, außer sie konnten die Bronzestange spüren, die Michael immer noch in der Hand hielt. Das Monster, welches uns erst in diesen Schlamassel gebracht hatte, war von Bronze wenig beeindruckt gewesen. Wenn sie uns alle auf einmal angriffen, würden sie uns innerhalb weniger Sekunden erledigt haben. Warum griffen sie nicht an? Michael hielt doch nur einen einzelnen Bronzestab in der Hand. Fast schienen sie auf irgendetwas zu warten, auf irgendein Angriffssignal.
Ich schaute in die entgegengesetzte
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