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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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dass Landry einfach stehen geblieben war, die Hände in die Hüften gestemmt, und mir nachschaute. Hinter ihm öffnete sich die Tür zur Lounge und Irina kam heraus, in einem eisblauen Pyjama, einen Kaffeebecher in der Hand. Sie warf Landry einen vernichtenden Blick zu, als sie an ihm vorbei zur Treppe glitt, die in ihre Wohnung führte. Landry bemerkte sie nicht.
    Ich saß auf und ritt zur Reitbahn. Ich weiß nicht, wie lange Landry blieb. Als ich die Zügel nahm, verdrängte ich alle anderen Gedanken. Ich atmete den Geruch des Pferdes ein, lauschte der Jazzgitarre von Marc Antoine, die aus den Lautsprechern ertönte. Ich war hier, um mich zu reinigen, um meine Mitte zu finden, um das beruhigende Gefühl aufeinander eingespielter Muskeln und der Schweißtropfen zu spüren, die mir zwischen den Schulterblättern hinunterrannen. Auch wenn ich diesen Augenblick des Friedens nicht verdient hatte, würde ich ihn mir trotzdem nehmen.
    Als ich die Übungen beendet hatte, war Landry nicht mehr da. Jemand anders war zu Besuch gekommen.
    Tomas Van Zandt.

29
    »Sie war also die Tote, die auf dem Turnierplatz gefunden wurde?«
    Landry warf einen seitlichen Blick auf die alte Dame. Sie trug rosafarbene Leggins, einen schulterfreien Pullover und Plüschpantoffeln. In den Armen hielt sie eine überfettete orangefarbene Katze. Die Katze sah aus, als würde sie beißen.
    »Das kann ich wirklich nicht sagen, Ma’am.« Landry schaute sich in dem winzigen Apartment um. Das reinste Dreckloch. Und es sah aus, als sei alles durchwühlt worden. »War seit Freitagabend jemand hier?«
    »Nein. Niemand. Ich war die ganze Zeit zu Hause. Und mein Freund Sid ist bei mir geblieben«, gestand sie errötend. »Seit ich herausgefunden habe, dass die andere verschwunden ist, hab ich mir gedacht, ein Mädchen kann nicht vorsichtig genug sein.«
    Landry deutete mit einer ausholenden Bewegung auf den Raum. »Warum sieht es hier so aus?«
    »Weil sie ein kleines Schwein war, deswegen! Ich will ja nicht schlecht über die Toten reden, aber …« Eva Rosen blickte zu der Nikotin verfärbten Decke hinauf, um zu sehen, ob Gott sie beobachtete. »Sie war auch noch gemein. Ich weiß, dass sie versucht hat, meinen Cecil zu treten.«
    »Ihren was?«
    »Cecil!« Sie hielt den Kater hoch. Er fauchte.
    Landry nahm sich den Kleiderhaufen vor, der auf dem ungemachten Bett lag. Vieles davon sah aus, als sei es zu klein für Jill Morone. Und an vielem hing noch das Preisschild.
    »Ich glaube, sie hat geklaut«, bemerkte Eva. »Wie ist sie denn gestorben?«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Aber jemand hat sie ermordet, stimmt’s? Das kam in den Nachrichten.«
    »Ach ja?«
    »War es ein Sexualverbrechen?« Ihre Augen blitzten erwartungsvoll. Menschen waren doch erstaunlich.
    »Wissen Sie, ob sie einen Freund hatte?«, fragte Landry.
    »Die?« Sie verzog das Gesicht. »Nein. Die andere.«
    »Erin Seabright?«
    »Wie ich der Frau, die neulich hier war, schon gesagt habe. Thad Soundso.«
    »Chad Seabright?«, fragte Landry und ging zum Couchtisch, auf dem sich Bonbonpapiere häuften und ein überquellender Aschenbecher stand.
    Eva war entsetzt. »Sie haben denselben Nachnamen? Sind sie verheiratet?«
    »Nein, Ma’am.« Er sah einen Stapel Zeitschriften durch. People , Play girl , Hustler .Guter Gott.
    »O je. Unter meinem Dach!«
    »Haben Sie hier Leute ein- und ausgehen sehen?«, fragte Landry. »Freunde? Jemanden von ihrer Arbeitsstelle?«
    »Von ihrer Arbeit.«
    »Don Jade?«
    »Den kenne ich nicht. Paris«, erwiderte sie. »Ein blondes, hübsches, sehr nettes Mädchen. Nimmt sich immer Zeit für einen kleinen Schwatz. Erkundigt sich immer nach meinen Babys.«
    »Babys?«
    »Cecil und Beanie. Sie war diejenige, die die Miete bezahlt hat – Paris. So ein nettes Mädchen.«
    »Wann war sie zum letzten Mal hier?«
    »Das ist schon etwas her. Sie ist sehr beschäftigt, wissen Sie. Reitet diese Pferde. Zack! Über die Hindernisse.« Sie schwenkte den dicken Kater in den Armen, als wolle sie ihn hochwerfen. Der Kater legte die Ohren an; aus seiner Kehle kam ein Laut wie eine Sirene.
    Landry trat an den Nachttisch neben dem Bett und öffnete die Schublade.
    Bingo.
    Er nahm einen Kugelschreiber aus der Jackentasche, schob vorsichtig einen knallrosa Vibrator zur Seite und hob den gefundenen Schatz an. Fotos. Fotos von Don Jade auf einem schwarzen Pferd mit einer Siegerschleife um den Hals. Fotos von ihm, wie er auf einem anderen Pferd über ein hohes Hindernis sprang. Ein

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