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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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dann hin und streifte ihm die Schutzgamaschen über. Ich sah, wie Landry mit den Füßen scharrte und unruhig seine Haltung veränderte.
    »Die Seabrights haben einen weiteren Anruf bekommen«, sagte er schließlich. »Der Entführer sagte, das Mädchen würde bestraft werden, weil Seabright die Regeln gebrochen hätte.«
    »O Gott.« Ich sank auf die Hacken zurück, fühlte mich plötzlich ganz schwach. »Wann kam der Anruf?«
    »Mitten in der Nacht.«
    Nach meinem Bockmist bei Van Zandt. Nachdem Landry die Durchsuchung ausgeführt hatte.
    »Lassen Sie Van Zandt überwachen?«
    Landry schüttelte den Kopf. »Der Lieutenant hat es nicht erlaubt. Shapiro hat wegen der Durchsuchung sowieso schon was von Belästigung und Schikane geschrien. Wir haben nichts gegen Van Zandt in der Hand, überhaupt nichts. Wie sollten wir eine Überwachung rechtfertigen?«
    Ich rieb mir die Stirn. »Toll. Einfach toll.«
    Van Zandt war frei und konnte tun und lassen, was er wollte. Selbst wenn er das nicht wäre, wussten wir, dass er bei der Entführung nicht allein gewesen war. Einer hatte gefilmt, der andere hatte das Mädchen gepackt. Den Partner hielt nichts davon ab, Erin zu quälen, selbst wenn Van Zandt rund um die Uhr bewacht wurde.
    »Sie werden ihr was antun, weil ich Sie in die Sache reingezogen habe«, sagte ich.
    »Erstens wissen Sie genauso gut wie ich, dass das Mädchen längst tot sein kann. Zweitens wissen Sie, dass Sie das Richtige getan haben. Bruce Seabright hätte gar nichts unternommen.«
    »Das ist momentan kein großer Trost.«
    Ich stemmte mich hoch und lehnte mich gegen den Schrank, schlang die Arme fest um mich. Ein weiterer Schauder überlief mich, von innen nach außen, als ich an die Konsequenzen dachte, die Erin Seabright wegen meiner Einmischung erleiden musste. Falls sie nicht bereits tot war.
    »Die Entführer haben eine neue Übergabe vereinbart«, sagte Landry. »Mit etwas Glück haben wir den Komplizen bis heute Abend geschnappt.«
    Mit etwas Glück.
    »Wo und wann?«, fragte ich.
    Er sah mich nur an, die Augen hinter der Sonnenbrille verborgen, seine Gesichtszüge versteinert.
    »Wo und wann?«, fragte ich erneut, trat auf ihn zu.
    »Sie können nicht dabei sein, Elena.«
    Einen Moment lang schloss ich die Augen, wusste genau, wie dieses Gespräch enden würde. »Sie können mich nicht ausschließen.«
    »Ich hab das nicht zu bestimmen. Der Lieutenant zieht die Show durch. Sie glauben doch nicht, dass der Sie mitfahren lässt? Und selbst wenn ich das Sagen hätte, glauben Sie, dass ich Sie nach dem Bravourstück, das Sie sich gestern Abend geleistet haben, mitnehmen würde?«
    »Bei dem Bravourstück ist ein zerrissenes, blutiges Hemd eines Mordverdächtigen rausgekommen.«
    »Das wir nicht haben.«
    »Was nicht meine Schuld ist.«
    »Sie sind erwischt worden.«
    »Das wäre nicht passiert, wenn Sie gestern Abend nicht den großen Macker gespielt und Van Zandt vorzeitig zum Verhör geholt hätten«, gab ich zurück. »Ich hätte beim Essen was aus ihm rauskitzeln können. Sie hätten ihn später haben können, nach der Autopsie. Sie hätten ihn festhalten, sich den Durchsuchungsbefehl besorgen und das Hemd selbst finden können. Aber nein. Sie mussten ja Ihren Kopf durchsetzen, und jetzt läuft der Kerl frei herum –«
    »Ach, ich bin also schuld daran, dass Sie in das Haus eingebrochen sind«, unterbrach Landry. »Und es war wahrscheinlich Ramirez’ Schuld, dass er sich direkt vor die Kugel gestellt hat.«
    Ich hörte mich nach Luft schnappen, als hätte er mich geschlagen. Rein instinktiv wollte ich einen Schritt rückwärts machen. Irgendwie gelang es mir, stehen zu bleiben.
    Wir starrten uns einen endlosen, entsetzlichen Moment lang an, während die Worte schwer in der Luft hingen. Dann wandte ich mich sehr bedächtig ab, ging zu D’Artagnon und streifte ihm die zweite Gamasche über.
    »Mein Gott«, murmelte Landry. »Es tut mir Leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.«
    Ich reagierte nicht, konzentrierte mich darauf, die Gamaschenriemen zu schließen und perfekt auszurichten.
    »Es tut mir Leid«, wiederholte er, als ich aufstand. »Sie machen mich nur so gottverdammt wütend …«
    »Hängen Sie mir das nicht an«, erwiderte ich, drehte mich zu ihm um. »Ich trage schon genug Schuldgefühle mit mir rum, ohne mir auch noch Ihre aufhalsen zu müssen.«
    Verlegen schaute er weg. Den kleinen Sieg hätte ich nicht gebraucht. Der Preis dafür war zu hoch.
    »Sie sind ein Hundesohn, Landry«,

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