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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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darauf bestanden, dass sie nach Hause fuhr und ihm die Sache überließ. Krystal tat so, als hörte sie ihn nicht.
    »In den letzten drei Wochen hat dort überhaupt nichts stattgefunden«, sagte Weiss. »Es ist zwar abgeschlossen, aber nur mit Vorhängeschlössern. Das Gelände wurde nicht bewacht, weil es so abgelegen ist. Aber dort einzubrechen, dürfte nicht schwer sein.«
    »Fingerabdrücke?«, fragte Cathcart.
    »Einige hundert«, erwiderte Landry. »Aber keine auf dem Tonband, keine auf der Videokassette, keine auf der Zeitschaltuhr, keine auf dem Tonbandgerät …«
    »Haben Sie jemanden daran gesetzt, die Stimme auf dem Band wie eine menschliche klingen zu lassen?«
    »Die Techniker arbeiten daran«, antwortete Dugan.
    »Und was ist auf der Videokassette? Schauen wir uns die mal an.«
    Landry zögerte, blickte zu Krystal und der Frau vom Opferschutz. »Da geht’s ziemlich rau zu, Sir. Ich weiß nicht, ob die Familie –«
    »Ich will es sehen«, sagte Krystal, sprach zum ersten Mal.
    »Krystal, um Himmels willen«, blaffte Bruce, der hinter ihr auf und ab gegangen war. »Warum willst du das sehen? Der Detective hat doch gerade gesagt –«
    »Ich will es sehen«, wiederholte sie nachdrücklich. »Sie ist meine Tochter.«
    »Und du willst sehen, wie sie von so einem Tier angefallen wird? Vergewaltigt wird? Das meinen Sie doch damit, nicht wahr, Landry?«, knurrte Bruce.
    Landrys Kiefer mahlte. Seabright knirschte mit den Zähnen. Wenn ich diesen Fall hinter mich bringe, ohne dem Kerl die Fresse zu polieren, ist das ein Wunder, dachte Landry.
    »Ich sagte, es geht ziemlich rau zu. Keine Vergewaltigung, aber Erin wird verprügelt. Ich würde Ihnen nicht empfehlen, sich das anzuschauen, Mrs. Seabright.«
    »Es gibt keinen Grund, Krystal –«, setzte Bruce an. Seine Frau unterbrach ihn.
    »Sie ist meine Tochter.«
    Krystal Seabright stand auf, hielt ihre zitternden Hände vor sich verschränkt. »Ich will es sehen, Detective Landry. Ich will sehen, was mein Mann meiner Tochter angetan hat.«
    »Ich?« Bruce wurde knallrot und stieß einen erstickten Laut aus, als hätte er einen Herzanfall. Er sah zu den Polizisten im Raum. »Ich bin bei der ganzen Sache nur ein Opfer!«
    Krystal drehte sich zu ihm um. »Du bist genauso schuldig wie die Leute, die sie entführt haben.«
    »Ich bin nicht derjenige, der die Cops hinzugezogen hat! Sie haben gesagt, keine Polizei.«
    »Du hättest überhaupt nichts unternommen«, sagte Krystal bitter. »Du hättest mir noch nicht mal gesagt, dass sie verschwunden ist!«
    Seabright sah verlegen aus. Sein Mund zitterte vor Wut. Er trat dicht vor seine Frau und senkte die Stimme. »Krystal, hier ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für diese Diskussion.«
    Sie ignorierte ihn, sah stattdessen zu Landry. »Ich möchte das Band sehen. Sie ist meine Tochter.«
    »Als ob du dich je um sie gekümmert hättest«, murmelte Bruce. »Eine Katze ist eine bessere Mutter als du.«
    »Ich glaube, es ist wichtig für Mrs. Seabright, zumindest einen Teil des Bandes zu sehen«, mischte sich die Frau vom Opferschutz ein. »Sie können jederzeit verlangen, dass man das Band anhält, Krystal.«
    »Ich will es sehen.«
    Krystal trat einen Schritt vor, schwankte auf ihren Stöckelschuhen mit Leopardenaufdruck. Sie sah so zerbrechlich aus wie eine Glasfigur, als würde ein Schubs sie in eine Million bunter Splitter zerspringen lassen. Landry griff nach ihrem Arm. Die Frau vom Opferschutz erhob sich endlich von ihrem breiten Hintern, kam zu Hilfe, stellte sich neben Krystal Seabright und bot ihr ihren Arm als Stütze an.
    »Ich kann dem nur wider besseres Wissen zustimmen, Mrs. Seabright«, sagte Dugan.
    Krystal starrte ihn mit hervorquellenden Augen an. »Ich will es sehen!«, brüllte sie. »Wie oft muss ich das noch sagen? Muss ich schreien? Muss ich mir einen Gerichtsbefehl besorgen? Ich will es sehen!«
    Dugan hielt abwehrend die Hand hoch. »Wir zeigen Ihnen das Band. Sagen Sie nur Bescheid, wenn wir anhalten sollen, Mrs. Seabright.«
    Er nickte Weiss zu, und Weiss steckte die Kassette in den Videorecorder, der zusammen mit einem Fernseher auf einem Rollwagen weiter hinten im Raum stand.
    Alle schwiegen, als auf dem Bildschirm ein Schlafzimmer auftauchte, das sich offenbar in einem Wohnwagen befand. Das Fenster verriet es: ein billiger Aluminiumrahmen um eine dreckige Scheibe. Jemand hatte mit dem Finger das Wort HILFE an die Scheibe gemalt, in Spiegelschrift, damit man es von

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