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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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außen lesen konnte.
    Es war Nacht. Eine einzelne Glühbirne beleuchtete die Szene.
    Erin Seabright saß nackt auf einer schmutzigen, fleckigen Matratze ohne Laken, mit einem Handgelenk an den rostigen Bettrahmen gekettet. Sie war kaum mehr als das Mädchen zu erkennen, das Landry nur auf einem Foto gesehen hatte. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt und Blut verkrustet. Wimperntusche hatte dunkle Ringe um ihre Augen gebildet. An Armen und Beinen hatte sie rote Striemen und Blutergüsse. Sie saß mit angezogenen Knien da, bemüht, so viel wie möglich von ihrer Nacktheit zu verbergen. Sie schaute direkt in die Kamera, Tränen liefen ihr über das Gesicht, die Augen waren glasig vor Angst.
    »Warum hilfst du mir nicht? Ich hab dich gebeten, mir zu helfen! Warum machst du nicht einfach, was sie dir sagen?«, fragte sie mit leichter Hysterie in der Stimme. »Hasst du mich so sehr? Weißt du nicht, was er mir antun wird? Warum willst du mir nicht helfen?«
    »Oh, mein Gott«, flüsterte Krystal. Sie schlug die Hand vor den Mund. Tränen traten ihr in die Augen und rannen über ihre Wangen. »Oh, mein Gott, Erin!«
    »Wir haben Sie gewarnt«, sagte die metallische Stimme, die Worte lang gezogen, tief, langsam und etwas verzerrt. »Sie haben die Regeln gebrochen. Das Mädchen wird bestraft werden.«
    Eine von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete Gestalt trat hinter der Kamera hervor ins Bild – schwarze Maske, schwarze Kleidung, schwarze Handschuhe – und ging auf das Bett zu. Erin begann zu wimmern. Sie zog sich so weit wie möglich auf dem Bett zurück, kauerte sich gegen die Wand, wollte sich verstecken, versuchte ihren Kopf mit dem freien Arm zu bedecken.
    »Nein! Nein!«, schrie sie. »Ich kann nichts dafür!«
    Die Gestalt schlug sie mit einer Reitgerte. Landry merkte, wie er bei dem Geräusch der Gerte auf der nackten Haut zusammenzuckte. Die Gerte schlug mit bösartiger Kraft immer und immer wieder zu, auf Erins Arme, ihren Rücken, ihre Beine, ihren Hintern. Das Mädchen schrie und schrie, ein entsetzlicher, durchdringender Schrei, der Landry durch Mark und Bein ging.
    Dugan hielt das Band an, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    »Mein Gott«, murmelte Bruce Seabright. Er wandte sich ab und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    Krystal Seabright sackte gegen die Frau vom Opferschutz, wollte weinen, aber aus ihrem offenen Mund kam kein Geräusch. Landry nahm ihren einen Arm, Weiss den anderen, und zusammen führten sie Krystal zu einem Stuhl.
    Bruce Seabright bewegte sich nicht von der Stelle, der Drecksack, starrte die Frau an, die er geheiratet hatte, sah aus, als fragte er sich, ob er diese Ehe nicht hier und jetzt beenden könnte.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass es dich nur aufregen würde«, meinte er.
    Krystal saß auf dem Stuhl, sank vornüber, das Gesicht in den Händen, der rosafarbene Rock halb über ihre Oberschenkel hochgerutscht.
    Landry wandte ihr den Rücken zu, baute sich vor Bruce auf und sagte mit leiser Stimme: »Wenn Sie auch nur für drei Sekunden mal aus Ihrem Arschloch rauskriechen könnten, wäre ein bisschen vorgetäuschtes Mitgefühl jetzt wohl angesagt.«
    Seabright besaß die Frechheit, beleidigt auszusehen.
    »Ich bin hier nicht der Bösewicht! Ich bin nicht derjenige, der Ihre Leute gerufen hat, obwohl die Entführer mich davor gewarnt hatten.«
    »Nein.« Krystal hob den Kopf. »Du hast niemanden gerufen! Du hast überhaupt nichts unternommen!«
    »Erin wäre längst wieder zu Hause, wenn dieser Detective seine Nase nicht da reingesteckt hätte«, knurrte Bruce wütend. »Ich hatte die Sache voll im Griff. Sie hätten sie gehen lassen. Sie hätten gewusst, dass ich mich nicht auf ihren Terrorismus einlasse, und hätten sie gehen lassen.«
    »Du hasst sie!«, kreischte Krystal. »Du willst, dass sie stirbt! Du willst sie nie wieder sehen!«
    »Ach um Gottes willen, hör auf, Krystal. Du doch auch nicht!«, brüllte Seabright. »Sie ist nichts als ein fieses kleines Stück weißer Abschaum, genau wie du, bevor ich dich gefunden habe! Das heißt doch nicht, dass ich ihren Tod will!«
    »Das reicht!«, verkündete Landry. »Machen Sie, dass Sie hier rauskommen.«
    »Ich habe dir ein Leben gegeben, das du sonst nie bekommen hättest«, fauchte Seabright seine Frau an. »Du wolltest nicht, dass Erin es dir verdirbt. Du hast sie selbst rausgeworfen.«
    »Ich hatte Angst!«, weinte Krystal. »Ich hatte Angst!«
    Schluchzend fiel sie vom Stuhl und rollte sich auf dem Boden

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