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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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stehende Russe jeden davon abhielt, herauszukommen und die Tat mit anzusehen, hatte Kulak persönlich ein breites Stück Isolierband über Van Zandts Mund geklebt und ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie schoben ihn auf den Rücksitz von Lorindas Mietwagen, den sie dann durch ein offenes Tor auf den Schrottplatz hinter der Bar fuhren. Dort parkten sie das Auto in einer höhlenartigen, dreckigen Garage und zerrten Van Zandt heraus.
    Natürlich versuchte er wegzulaufen. Behindert durch die Arme auf dem Rücken und voller Panik, die wie Wasser an seinen Beinen herunterrann, schien die Tür nicht näher zu kommen. Die Schläger packten ihn mit groben Händen und schleppten ihn zurück zu einer großen schwarzen Plane, die auf dem Betonboden ausgebreitet lag. Werkzeuge waren daneben aufgereiht wie chirurgische Instrumente: ein Hammer, ein Brecheisen, Zangen. Tränen traten ihm in die Augen, und seine Blase entleerte sich in einem warmen, feuchten Strom.
    »Brecht ihm die Beine«, ordnete Kulak ruhig an. »Damit er nicht weglaufen kann wie der Feigling, der er ist.«
    Der größere der Schläger hielt ihn fest, der andere griff nach einem Vorschlaghammer, Van Zandt trat um sich und wand sich. Der Russe holte aus und traf daneben, fluchte laut, als der Hammer auf den Boden prallte. Der zweite Schwung war genauer, traf die Innenseite der Kniescheibe und zerschmetterte den Knochen wie eine Eierschale.
    Van Zandts Schreie wurden durch das Isolierband gedämpft. Der Schmerz explodierte in seinem Hirn wie eine weiß glühende Nova. Er durchfuhr seinen Körper wie ein Tornado. Sein Darm entleerte sich, und der eklige Gestank ließ ihn würgen. Der dritte Schlag traf das Schienbein direkt unter seinem anderen Knie, die Wucht ließ den Knochen zersplittern und trieb den Hammerkopf durch das weiche Gewebe darunter.
    Jemand riss ihm das Isolierband vom Mund, und er kippte zur Seite und übergab sich krampfartig, immer und immer wieder.
    »Mädchenschänder«, sagte Kulak. »Mörder. Vergewaltiger. Die amerikanische Justiz ist zu gut für dich. Dies ist ein wunderbares Land, aber zu freundlich. Die Amerikaner sagen bitte und danke und lassen Mörder aus Formgründen frei rumlaufen. Du bist schuld an Saschas Tod. Jetzt hast du ein Mädchen ermordet, und die Polizei kann dich noch nicht mal ins Gefängnis stecken.«
    Van Zandt schüttelte den Kopf, verschmierte damit das Erbrochene in seinem Gesicht. Er schluchzte und keuchte. »Nein. Nein. Nein. Ich hab nicht … Unfall … nicht meine Schuld.« Die Worte kamen abgehackt und stockend heraus. Schmerz durchpulste ihn in brennenden, weiß glühenden Wellen.
    »Du verlogenes Stück Scheiße«, blaffte Kulak. »Ich weiß von dem blutigen Hemd. Ich weiß, dass du versucht hast, das Mädchen zu vergewaltigen, genau wie du Sascha vergewaltigt hast.«
    Kulak verfluchte ihn auf Russisch und nickte den Schlägern zu. Er trat zurück und beobachtete ruhig, wie sie auf Van Zandt mit dünnen Eisenrohren einprügelten. Einer schlug zu, dann der andere, suchte sich sorgfältig sein Ziel aus. Gelegentlich gab Kulak Anweisungen auf Englisch, damit Van Zandt sie verstand.
    Sie sollten ihn nicht auf den Kopf schlagen. Kulak wollte, dass er bei Bewusstsein blieb, hören konnte, den Schmerz fühlen konnte. Sie sollten ihn nicht töten – er verdiente keinen schnellen Tod.
    Die Schläge waren strategisch platziert.
    Van Zandt versuchte zu sprechen, zu flehen, zu erklären, die Schuld von sich zu weisen. Es war nicht seine Schuld, dass Sascha sich umgebracht hatte. Es war nicht seine Schuld, dass Jill Morone erstickt war. Er hatte sich einer Frau nie aufgezwungen.
    Kulak kam auf die Plane und trat ihn in den Mund. Van Zandt würgte an Blut und Zähnen, hustete und keuchte.
    »Ich hab deine Ausreden satt«, sagte Kulak. »In deiner Welt bist du für nichts, was du tust, verantwortlich. In meiner Welt bezahlt ein Mann für seine Sünden.«
    Kulak rauchte eine Zigarette und wartete, bis Van Zandts Mund zu bluten aufhörte, umwickelte dann den unteren Teil von Van Zandts Kopf mit Isolierband, bedeckte den Mund mit mehreren Lagen. Sie fesselten seine gebrochenen Beine und warfen ihn in den Kofferraum von Lorindas gemietetem Chevy.
    Das Letzte, was er sah, war Alexi Kulak, der sich über ihn beugte und ihm ins Gesicht spuckte, dann schloss sich der Kofferraumdeckel. Tomas Van Zandts Welt wurde schwarz, und das schreckliche Warten begann.

39
    Ich beobachtete das Kommen und Gehen im Players, aber Van Zandt

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