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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Sache mit dem gekauften Handy deutete darauf hin, dass die Entführung schon vor dem Pferdemord geplant war. Daher hatte das eine nichts mit dem anderen zu tun.
    »Was haben Sie gemacht, als Erin mit dieser Information zu Ihnen kam?«, fragte er.
    Paris tupfte sich die Augen mit einem Papiertuch ab. »Ich bin wütend geworden. Hab ihr gesagt, es wäre selbstverständlich ein Unfall gewesen. Don würde nicht –«
    »Trotz der Tatsache, dass Don es vorher bereits mehrfach getan hatte.«
    »Daran habe ich nie geglaubt«, erklärte sie nachdrücklich. »Nichts davon ist je bewiesen worden.«
    »Außer dass er gerissen und geschickt darin ist, sich den Konsequenzen seiner Taten zu entziehen.«
    Selbst jetzt verteidigte sie Jade noch. »In den drei Jahren, die ich bei ihm bin, habe ich nie erlebt, dass Don zu den Pferden grausam war.«
    »Wie hat Erin darauf reagiert, dass Sie ihr nicht glaubten?«
    »Zuerst war sie sauer. Wir haben noch weiter geredet. Ich erzählte ihr, wie Ihnen eben, von meiner Erfahrung in der Arbeit mit Don. Ich fragte sie, ob sie glauben könne, er sei fähig, jemandem wehzutun. Ich sagte ihr, sie solle sich schämen, so was auch nur zu denken.«
    »Und als Jade Ihnen später am Tag sagte, sie hätte gekündigt …«
    »Hat mich das nicht überrascht.«
    »Aber Sie haben nicht versucht, sie anzurufen.«
    »Doch, das hab ich, aber sie hat nicht abgehoben. Ich hab ihr was auf die Voicemail gesprochen. Zwei Tage später bin ich zu ihrer Wohnung gefahren, aber es sah aus, als sei sie ausgezogen.«
    Sie seufzte dramatisch und schaute Landry mit ihren großen Augen an, wollte Vergebung. »Ich würde alles dafür geben, wenn ich die Zeit bis zu diesem Tag zurückdrehen und das Geschehene ändern könnte.«
    »Ja«, meinte Landry. »Ich wette, das würde Erin Seabright auch.«

46
    Ich ging zu dem Tag zurück, an dem alles begann. Der Tag, an dem Stellar tot in seiner Box aufgefunden worden war. Dem Tag, an dem man Erin Seabright vom hinteren Tor des Polo-Reiterzentrums von Palm Beach entführt hatte. Ich hielt alles schwarz auf weiß fest, auf teurem Briefpapier, das ich im Schreibtisch fand. Ein Zeitablauf. Wann Jade angeblich das Handy gekauft hatte. Wann Erin und Chad sich gestritten hatten. Wann Stellar tot aufgefunden worden war. Wann Erins Entführung stattgefunden hatte. Alles, was ich über den Fall wusste, schrieb ich auf und breitete dann die Seiten in der richtigen Reihenfolge auf meinem Schlafzimmerboden aus.
    Ich hatte mich auf die Idee fixiert, dass alles mit Stellars Tod begonnen hatte, aber als ich den Zeitablauf betrachtete, erkannte ich, dass nach allem, was ich wusste, dem nicht so war. Der Entführungsplan war bereits in Gang gesetzt, als Stellar starb. Jemand hatte ein Handy mit Prepaidkarte gekauft. Jemand hatte den Wohnwagen dorthin gebracht, wo Erin festgehalten worden war, hatte die Video- und Tonausrüstung besorgt, hatte das Ketamin beschafft, das sie Erin verabreicht hatten, und den Kleinbus für die Entführung gefunden. Ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan, an dem mindestens zwei Leute beteiligt waren.
    Ich wollte alles wissen, was an dem Sonntag passiert war, dem Tag von Stellars Tod und Erins Entführung. Ich wollte wissen, was an dem Tag zwischen Jade und Erin vorgegangen war, und in den Tagen davor. Ich wollte wissen, wo Trey Hughes an dem Tag gewesen war, und Van Zandt.
    Ich schaute auf meinen Zeitablauf und all die Dinge, die ich wusste. Egal, wie oft ich den Ablauf durchging, die einfachste Erklärung war nicht die beste. Aber ich wusste, dass viele es dabei belassen hätten. Landry gehörte dazu.
    Der einfachste Weg war nie meine Sache.
    Ich ging zurück ins Wohnzimmer, nahm das Band mit der Entführung raus und schob es in das Videogerät.
    Erin wartend am hinteren Tor. Sie sah, wie der Bus ankam. Sie blieb stehen, als der Maskierte ausstieg. Sie sagte: »Nein!« Dann rannte sie weg. Er packte sie.
    Ich spulte das Band zurück und sah es mir noch mal an.
    Ich dachte an die Dinge, die sie Landry erzählt hatte, und an die Dinge, die sie nicht erzählt hatte.
    Ich überlegte, wer unter Verdacht geraten war und wer nicht.
    Don Jade saß im Gefängnis. Bruce Seabright wurde unter die Lupe genommen. Tomas Van Zandt, bekannter Frauenschänder, vermutlicher Mörder, war nirgends zu finden.
    Ich trat an den Schreibtisch und suchte in dem Durcheinander nach dem Zettel, den ich in Van Zandts Müll gefunden hatte. Der Flugplan der Pferdefrachtflüge nach Brüssel. Das Flugzeug

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