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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie zuweisen wollte. Vielleicht hatte Jade sie nicht geliebt. Vielleicht hatte er ihr das Herz gebrochen. Und in ihrem Schmerz, ihrem Entsetzen, unter dem Einfluss von Drogen hatte sie dann seine Identität auf ihren Peiniger übertragen.
    Oder ihr Peiniger hatte ihr diese Idee eingeredet.
    Wieder dachte ich an Michael Berne. Für ihn wäre es ganz einfach gewesen, bei Radio Shack anzurufen und sich das Handy zurücklegen zu lassen. Er konnte irgendjemand geschickt haben, um das Ding abzuholen. Wenn er von Erins Verliebtheit in Jade gewusst hatte, hätte er das während Erins Gefangenschaft ausspielen können.
    Aber wer könnte Michaels Partner sein? Er hatte keine Verbindung zu den Seabrights, soviel ich wusste. Und mit Trey Hughes hatte er sich überworfen.
    Trey Hughes, der die Telefonnummer meines Vaters in der Brieftasche mit sich trug. Trey, mit seiner Vorliebe für junge Mädchen und seiner Verbindung zu jedem Aspekt dieser schmutzigen Geschichte.
    Ich wollte nicht glauben, dass er an etwas so Gemeinem teil hatte, wie es Erin Seabright angetan worden war. Ich setzte immer noch auf Van Zandt.
    Aber es kam mir so vor, als hätte ich Teile von drei verschiedenen Puzzles. Der Trick würde sein, ein vollständiges Bild zu erhalten, das nicht abstrakt war.

45
    Dem stellvertretenden Staatsanwalt schien es nichts auszumachen, dass Erin Seabright die Gesichter ihrer Peiniger nicht gesehen hatte. Wie Elena gesagt hatte, sie besaßen genug Beweise, um Jade anzuklagen, ihn dem Richter vorzuführen und entweder eine sehr hohe Kaution zu verlangen oder eine Freilassung auf Kaution abzulehnen. Dann blieben ihnen, nach den Gesetzen Floridas, 175 Tage, um Jade vor ein Geschworenengericht zu bringen. Genug Zeit, den Fall zusammenzufügen, vorausgesetzt, es fanden sich zusätzliche Beweise.
    Die Blutgruppe des in der Box, in der Jill Morone gestorben war, gefundenen Blutes stand fest. Wenn sie Jades Blutgruppe entsprach, konnten sie ihm zusätzlich zu der Anklage wegen Entführung auch noch eine Mordanklage anhängen. Sie hatten Jades Alibi für die Nacht von Jills Ermordung in Frage gestellt. Er hatte kein Alibi für die Nacht, in der das Pferd gestorben war, der Vorfall, der nach Estes’ Meinung alles andere in Gang gesetzt hatte.
    Landry dachte an Elena, als er das Büro des Staatsanwalts verließ. Es gefiel ihm nicht, dass sie Zweifel an Jades Beteiligung hatte, und es gefiel ihm noch weniger, dass ihm das etwas ausmachte. Sie hatte ihn in diesen Schlamassel hineingezogen, und er wollte, dass sich die Sache als so einfach erwies wie ihre ursprüngliche Theorie. Die meisten Verbrechen waren so: klar und eindeutig. Bei Mord ging es im Allgemeinen um Geld oder Sex, und für die Lösung brauchte man keinen Sherlock Holmes. Bei Entführung für Lösegeld war es genauso. Gute, solide Polizeiarbeit führte zu Verhaftungen und Verurteilungen. Er wollte nicht, dass es bei diesem Fall anders war.
    Und vielleicht lag der Grund, warum ihn Estes’ Zweifel so sehr beschäftigten, darin, dass dieselben Zweifel auch in seinem Hinterkopf herumspukten. Er versuchte sie abzuschütteln, als er den Flur hinunterging. Weiss kam ihm aus der Einsatzzentrale entgegen.
    »Paris Montgomery ist hier. Fragt nach dir«, sagte er mit einem Augenrollen.
    »Habt ihr bei den Seabrights was gefunden?«
    »Den Jackpot«, erwiderte Weiss. »Auf dem Regal in Seabrights Arbeitszimmer war ein Videoband versteckt. Du wirst es nicht glauben. Darauf ist tatsächlich zu sehen, wie das Mädchen vergewaltigt wird. Wir haben Seabright im Konferenzraum. Ich bin auf dem Weg dahin.«
    »Warte auf mich«, sagte Landry mit Wut im Bauch. »Ich will diesen Drecksack fertig machen.«
    »Und nicht nur du«, versicherte ihm Weiss.
    Paris Montgomery ging hinter dem Tisch auf und ab, als Landry den Vernehmungsraum betrat. Sie sah verstört und nervös aus, obwohl ihr Gefühlszustand sie nicht davon abgehalten hatte, sich zu schminken und ihr Haar zu stylen.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Ms. Montgomery,« begrüßte Landry sie. »Setzen Sie sich doch. Möchten Sie etwas trinken? Kaffee?«
    »Gott, nein«, erwiderte sie und setzte sich. »Wenn ich noch mehr Koffein in mich reinpumpe, drehe ich mich wie ein Kreisel. Ich kann es einfach nicht fassen. Don im Gefängnis. Erin entführt. Mein Gott. Geht’s ihr gut? Ich habe im Krankenhaus angerufen, aber man wollte mir nichts sagen.«
    »Sie ist ziemlich grob angefasst worden«, sagte Landry. »Aber sie wird’s

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