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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sollte heute Nacht um elf starten. Diese Information musste ich an Landry weitergeben. Und Landry musste sie an Armedgian weitergeben.
    Zum Teufel damit. Ich dachte nicht daran, Armedgian irgendwas zu geben. Wenn ich die Möglichkeit fand, ihn wie einen Idioten dastehen zu lassen, würde ich sie ergreifen. Gott wusste, dass Armedgian und Dugan nach dem Fiasko im Players sowieso nichts mehr mit mir zu tun haben wollten.
    Ich beschloss, selbst zum Flugplatz zu fahren, auf Van Zandt zu warten und Landry erst dann anzurufen. Wenn Tomas Van Zandt dachte, er könne in meinem Land mit Mord durchkommen, hatte er sich geschnitten.

47
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon in dem Kofferraum des Wagens lag. Die Nacht war in den Tag übergegangen. Das merkte er an der Hitze. Die verdammte Sonne von Florida schien sengend auf das Auto herunter, und die Temperatur im Kofferraum wurde unerträglich.
    Er würde hier sterben, und das alles wegen dieser russischen Schlampe. Wegen zwei russischer Schlampen. Ihre Gesichter überlappten sich in seinem Kopf. Immer wieder verlor er wegen der Schmerzen und der Hitze das Bewusstsein.
    Er hätte versucht auszubrechen, aber er konnte sich nicht bewegen. Er wusste nicht, wie viele seiner Knochen gebrochen waren. Er hätte geschrien, aber die untere Hälfte seines Gesichts war mit Klebeband umwickelt. In den vergangenen Stunden hatte er oft befürchtet, kotzen zu müssen und daran zu ersticken.
    Wie diese fette Pferdepflegerin. Dämliche kleine Hure. Sie war bereit gewesen, mit Jade zu schlafen. Sie hätte willens sein sollen, mit ihm zu schlafen. Auch die war daran schuld, dass man ihn zusammengeschlagen hatte. Kulak hatte von ihrem Tod gewusst.
    Ein Unfall. Kein Mord. Wenn er sich der Leiche so hätte entledigen können, wie er das gewollt hatte, hätte niemand es je erfahren. Niemand hätte Fragen danach gestellt, wo Jill war. Wer um alles in der Welt hätte sich denn auch nur einen Deut um die geschert?
    Hätte er sich nicht dazu überreden lassen, die Leiche in die Mistgrube zu werfen, dann wäre vieles nicht passiert. Und vielleicht würde er jetzt nicht auf seinen Tod warten.
    Er hörte Geräusche neben dem Auto. Maschinengeräusche, Männerstimmen. Russen, die Russisch sprachen. Verdammte Russen.
    Irgendwas prallte gegen das Auto, ließ es schwanken, dann bewegte es sich vorwärts. Das Maschinengeräusch wurde lauter, wie eine Bestie aus der Hölle, die alles verschlang, was ihr in den Weg kam. Der Krach wurde ohrenbetäubend – das Brüllen der Bestie, das Knirschen und Quietschen von Metall, als das Vorderteil des Autos zusammengedrückt wurde.
    Er wusste, was auf ihn zukam. Er wusste es und begann zu schreien, obwohl das Geräusch seinen Kopf nicht verlassen konnte. Er schrie den Namen jeder Frau, die sich gegen ihn gewendet hatte.
    Frauen. Dämliche, undankbare Kühe. Der Fluch seines Lebens. Wie oft hatte er gesagt, dass Frauen noch mal sein Tod sein würden. Und wie immer hatte er Recht gehabt.

48
    Die Szene war albtraumhafter als alles, was Landry je gesehen hatte. Erin Seabright, mit gespreizten Armen und Beinen ans Bett gefesselt, schreiend und weinend, während einer ihrer Peiniger sie vergewaltigte.
    Dugan, Weiss, Dwyer und Landry standen im Halbkreis, die Arme verschränkt, und starrten auf den Bildschirm, ihre Gesichter versteinert. In der Mitte des Halbkreises saß Bruce Seabright auf einem Stuhl, sein Gesicht so weiß wie Wachs.
    Landry schaltete den Fernseher aus und schlug mit der Faust dagegen. Dann wirbelte er zu Seabright herum.
    »Sie elender Hurensohn.«
    »Ich hab das nie zuvor in meinem Leben gesehen!«, schrie Seabright und stand auf.
    »Landry …«, warnte Dugan.
    Landry hörte ihn nicht, hörte auch Weiss’ Handy nicht klingeln. Er nahm die anderen im Raum kaum wahr. Er sah nur Bruce Seabright und wollte ihn mit bloßen Händen zu Tode prügeln.
    »Was? Sie haben sich das für später aufgehoben?«, fragte Landry. »Für Ihr privates kleines Filmfestival?«
    Seabright schüttelte vehement den Kopf. »Ich weiß nicht, wie das Ding in mein Arbeitszimmer gekommen ist.«
    »Sie haben es dort hingelegt«, sagte Landry.
    »Hab ich nicht! Ich schwöre es!«
    »Die Entführer haben es Ihnen geschickt, genau wie das erste.«
    »Nein!«
    »Und wenn es nach Ihnen gegangen wäre, hätte niemand diese Bänder zu sehen bekommen.«
    »Das – das stimmt nicht –«
    »Sie verlogener Sack Scheiße!«, brüllte ihm Landry ins Gesicht.
    Dugan versuchte sie zu trennen,

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