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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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überleben.«
    »Wird man mich zu ihr lassen?«
    »Im Moment nur die engste Familie. Vielleicht später.«
    »Ich finde es schrecklich, was passiert ist. Ich meine, sie hat für mich gearbeitet. Ich hätte besser auf sie aufpassen sollen.« Tränen traten in ihre großen braunen Augen. »Ich hätte etwas unternehmen sollen. Als Don sagte, sie hätte gekündigt und wäre gegangen – da hätte ich intensiver versuchen sollen, mich mit ihr in Verbindung zu setzen. Ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte.«
    »Wieso? Hatten Sie Gründe, misstrauisch zu sein?«
    Sie sah weg; ihre Augen nahmen diesen glasigen Ausdruck an, den Menschen haben, wenn ihnen Erinnerungen durch den Kopf gehen.
    »Erin schien mit ihrem Job glücklich zu sein. Ich meine, ich wusste, dass sie Probleme mit ihrem Freund hatte, aber welches Mädchen in dem Alter hat das nicht? Nur – ich hätte ihre so plötzliche Kündigung in Frage stellen sollen. Aber während der Saison ist es nun mal so, dass Pferdepfleger kommen und gehen. Sie haben zu viele Möglichkeiten. Jemand bietet ihnen mehr Geld oder eine Krankenversicherung oder einen zusätzlichen freien Tag, und schon sind sie weg.«
    Landry äußerte keine Platitüden, erteilte ihr keine Absolution. Jemand hätte weiß Gott mehr darauf achten sollen, was mit Erin Seabright los war. Er hatte nicht vor, jemanden freizusprechen.
    »Haben Sie bemerkt, ob Erin und Don eine Beziehung hatten?«, fragte er.
    »Erin war in ihn verknallt.«
    »Wissen Sie, ob er darauf reagiert hat?«
    »Ich – na ja – Don ist sehr charismatisch.«
    »Ist das ein Ja oder ein Nein?«
    »Er hat etwas Magnetisches. Frauen fühlen sich von ihm angezogen. Er genießt das, flirtet gerne.«
    »Mit Erin?«
    »Na ja … sicher … aber ich habe nicht geglaubt, dass er das ausnützen würde. Ich will nicht glauben, dass er das getan hat.«
    »Aber es könnte sein.«
    Sie schaute unsicher, was Antwort genug war.
    »Hat Erin mit Ihnen über den Tod des Pferdes gesprochen?«
    »Sie war verstört. Wie wir alle.«
    »Hat sie angedeutet, dass sie etwas über den Vorfall wusste?«
    Wieder schaute Paris weg und drückte zwei Finger gegen die kleine Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen bildete. »Sie glaubte nicht daran, dass es ein Unfall war.«
    »Sie hat sich um das Pferd gekümmert, richtig?«
    »Ja. Sie hat das sehr gut gemacht – nicht nur mit ihm, sondern mit allen Pferden. Oft hat sie länger gearbeitet. Manchmal kam sie nach ihrer regulären Arbeitszeit zurück und hat nach ihnen geschaut.«
    »Auch an jenem Abend?«
    »Gegen elf. Alles war in Ordnung.«
    »Warum glaubte sie nicht, dass es ein Unfall war?«
    Paris Montgomery begann zu weinen. Sie schaute sich im Raum um, als suchte sie nach einem Spalt, in dem sie sich verkriechen konnte.
    »Ms. Montgomery, wenn Don Jade das getan hat, was wir glauben, dann schulden Sie ihm keine Loyalität.«
    »Ich hab nicht geglaubt, dass er etwas Schlimmes getan hatte«, sagte sie mit kleiner Stimme, als Rechtfertigung für sich selbst, nicht für Jade.
    »Was ist passiert?«
    »Erin hat mir erzählt, dass Don bereits im Stall war, als sie morgens kam. Früh. Sehr früh. Einige unserer Pferde sollten an dem Tag an einem Turnier teilnehmen, und Erin war früh gekommen, um die Mähnen zu flechten und die Pferde fertig zu machen. Sie hat mir erzählt, sie hätte Don in Stellars Box gesehen, wie er etwas mit der Schnur des elektrischen Ventilators machte. Sie ging zu der Box und fragte ihn, wieso er so früh da sei.«
    Paris hielt inne, versuchte sich zu sammeln, zu Atem zu kommen. Landry wartete.
    »Sie sah, dass Stellar am Boden lag. Don sagte, das Pferd hätte die Ventilatorschnur durchgebissen, und er hielt ihr die Schnur hin. Aber Erin sagte, er hätte etwas in der anderen Hand gehabt. Eine Art Werkzeug.«
    »Sie glauben, er hat die Schnur durchgeschnitten, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen.«
    »Ich weiß es nicht!«, schluchzte sie, bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Ich will einfach nicht glauben, dass er das arme Tier getötet haben könnte.«
    »Und jetzt könnte das die geringste seiner Taten sein«, meinte Landry.
    Ungerührt trank er seinen Kaffee, während Paris Montgomery wegen ihrer Unterlassungssünde weinte. Er dachte über die neuen Fakten nach. Erin hätte Jade für die Inszenierung des Unfalls verpfeifen können. Das hätte dann logischerweise zu ihrem Tod führen können, dachte er, wie es vielleicht zu Jill Morones Tod geführt hatte. Aber die

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