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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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erwiderte ich. »Und welche Ausrede haben Sie hier zu sein?«
    Er zuckte mit den Schultern. Mir fiel auf, dass er etwas in der Hand hielt. Etwas aus der Praxis des Tierarztes.
    »Der Müde findet keine Ruhe«, sagte er.
    »Oder der Bösewicht.«
    Rompun. Eines der für Pferde verwendeten Beruhigungsmittel. Jeder hatte das Zeug rumliegen, hatte Paris gesagt, als sie von der in Stellars Blut gefundenen Droge sprach.
    »Veranstalten Sie eine Party?«, fragte ich und schaute demonstrativ auf die Schachtel.
    »Ich hab einen, der schwer zu beschlagen ist«, erklärte Berne. »Er braucht ein bisschen was gegen die Nervosität.«
    »War Stellar auch schwer zu beschlagen?«
    »Nein. Warum fragen Sie?«
    »Nur so. Haben Sie Paris heute schon gesehen?«
    »Sie war am frühen Morgen da. Gerade rechtzeitig, um mitzukriegen, wie die Einwanderungsbehörde ihren letzten Pferdepfleger abschleppte.«
    »Was?«
    »Heute Morgen war eine Razzia«, klärte er mich auf. »Paris’ Guatemalteke war einer der Ersten, der abgeführt wurde.«
    »Von wem hatten die den Tipp? Von Ihnen?«, fragte ich unverblümt.
    »Nein, nicht von mir«, erwiderte er. »Ich hab selbst einen meiner Jungs verloren.«
    Die Einwanderungsbehörde führte eine überraschende Razzia durch, und ein Mann aus Stall neunzehn war einer  der Ersten, den es erwischte. Der Einzige aus Jades Mannschaft, den man vielleicht hätte überreden können, die Wahrheit zu sagen – wenn er sie kannte –, abgeführt, als sich der Fall gerade aufzudröseln schien.
    Trey hatte mich mit Javier sprechen sehen. Vielleicht hatte er es Paris erzählt. Oder Bert Shapiro wollte den Guatemalteken außer Landes haben, falls der was über Jade wusste.
    »Wie ich höre, ist er im Gefängnis«, sagte Michael Berne.
    »Jade? Ja. Außer er konnte die Kaution stellen. Soll wegen Entführung angeklagt werden. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Warum sollte ich?«
    »Vielleicht waren Sie an dem Abend hier, als es passiert ist. Sonntag vor einer Woche, spätabends am hinteren Tor.«
    Berne schüttelte den Kopf und wollte gehen. »Nein. Ich war zu Hause. Mit meiner Frau.«
    »Sie sind ein sehr hingebungsvoller und verzeihender Ehemann, Michael«, meinte ich.
    »Ja, das bin ich«, bestätigte er selbstgefällig. »Ich bin hier nicht der Verbrecher, Ms. Estes.«
    »Nein.«
    »Don Jade ist es.«
    Nein ,dachte ich, als er wegging, das glaube ich auch nicht .

50
    Mein Handy klingelte, als ich zum Wagen zurückging.
    »Wir treffen uns zum Lunch«, sagte Landry.
    »Deine Telefonmanieren lassen zu wünschen übrig«, wies ich ihn zurecht.
    Er nannte mir ein Imbisslokal, das zehn Minuten entfernt lag, und beendete das Gespräch.
     
    »Erin Seabright hat Jade mit dem toten Pferd in der Box erwischt«, berichtete Landry. Wir saßen in seinem Auto, eine Papiertüte zwischen uns, aus der es nach gegrilltem Fleisch und Pommes roch. Keiner von uns rührte das Zeug an. »Sie hat ihn erwischt, als er an der Ventilatorschnur herummachte.«
    »Das hat Erin dir erzählt?«
    »Ich bin auf dem Weg zu ihr, um sie danach zu fragen. Heute Morgen sind wir nicht dazu gekommen, die ganze Geschichte mit dem toten Pferd durchzukauen. Ich hab sie nur nach Einzelheiten über die Entführung befragt. Paris Montgomery ist aus eigenen Stücken zu mir gekommen und hat es mir erzählt. In den Morgennachrichten wurde über Erins Flucht vor den Entführern berichtet. Offenbar hat das Ms. Montgomery einen Mordsschreck eingejagt.«
    »Kommt mir eher wie ein Aasgeier vor, der über einem sterbenden Tier kreist«, erwiderte ich. »Sie riecht die Gelegenheit. Sie behauptet, Erin hat Jade erwischt und am Abend desselben Tages hat Jade Erin entführt? Das kommt doch nicht hin, Landry.«
    »Ich weiß. Der Entführungsplan lief bereits.«
    »Wenn es überhaupt eine Entführung war«, meinte ich zweifelnd. »Haben die Technikfreaks was aus dem ersten Band rausholen können?«
    »Ja, aber ich hatte noch keine Zeit, es mir anzusehen. Wieso?«
    »Halt Ausschau nach dem Armband, das ich dir heute Morgen gegeben habe.«
    »Was ist damit?«
    »Glaubst du, die Entführer haben es ihr zum Abschied geschenkt?«, fragte ich. »Ich hab mir das Video an die fünfzigmal angeschaut. Ein Armband hab ich nicht gesehen, aber letzte Nacht trug sie eins.«
    Landry schaute mich ungläubig an. »Willst du damit sagen, das Mädchen ist an der Sache beteiligt? Du bist verrückt. Estes, du hast sie nicht gesehen. Sie ist völlig fertig. Du hast das Band nicht gesehen, auf dem

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