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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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der Kerl sie mit der Reitgerte schlägt. Und heute Morgen haben Weiss und Dwyer noch ein Band in Seabrights Arbeitszimmer gefunden. Es zeigt, wie das Mädchen brutal vergewaltigt wird.«
    Das ließ mich innehalten. »Er hatte es bei sich zu Hause? In seinem Arbeitszimmer?«
    »Hinter irgendwelchen Büchern auf einem Regal.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Genau darauf hatte ich gehofft – dass Seabright für die Sache büßen musste. Aber von einer aufgezeichneten Vergewaltigung zu erfahren, war etwas anderes.
    »Sah es echt aus?«, fragte ich.
    »Mir haben sich die Nackenhaare gesträubt«, erwiderte Landry. »Ich wollte mir Seabright greifen und ihn würgen, bis ihm die Augen aus dem Kopf treten.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Sitzt in einer Arrestzelle. Der Staatsanwalt versucht zu entscheiden, wofür er ihn anklagen kann.«
    »Was ist bei Jades Anhörung passiert?«
    »Trey Hughes hat die Kaution gestellt.«
    »Ich frag mich, ob Paris das weiß.«
    »Ich wette, der bezahlt auch Bert Shapiro.«
    »Hast du ihn schon verhört? Trey?«
    »Er wurde gebeten, aufs Revier zu kommen. Shapiro lässt es nicht zu.«
    »Überprüf Trey im Computer«, schlug ich vor. »Der hat eine unsaubere Vergangenheit. Gestern hat er mir erzählt, dass er meinen Vater beruflich kannte. Man wendet sich nicht an Edward Estes wegen Verkehrsvergehen.«
    Landry schüttelte angewidert den Kopf. »Diese Bande ist wie ein gottverdammter Sack Schlangen.«
    »Ja«, bestätigte ich. »Und jetzt müssen wir rausfinden, welche davon giftig sind.«
     
    Nichts fördert Verachtung so sehr wie unerwiderte Hingabe. Ich fuhr nach Loxahatchee, dachte an Paris Montgomery, die einfach ins Büro des Sheriffs marschiert war und ihren Chef des Mordes an einem Pferd und des Versicherungsbetrugs bezichtigt hatte. Paris war ein Mädchen, das die erste Geige spielen wollte und bei Don Jade drei Jahre lang nur an zweiter Stelle gestanden hatte. Sie hatte ihm geholfen, seine Klientel aufzubauen.
    Mit der einen Hand hatte sie ihn verteidigt und ihm mit der anderen gleichzeitig das Wasser abgegraben.
    Hatte Paris der Einwanderungsbehörde selbst den Tipp wegen Javier gegeben? Sie war letzte Nacht mit Trey zusammen gewesen. Möglich, dass er ihr erzählt hatte, er hielte mich für eine Privatdetektivin und hätte mitgekriegt, wie ich in fließendem Spanisch mit Jades einzigem verbliebenen Angestellten geredet hatte, der etwas Wichtiges wissen könnte.
    Oder Trey hatte selbst angerufen, aus eigenen Gründen. Ich versuchte ihn mir als einen der Entführer vorzustellen. Hatten die Jahre der Ausschweifung ihn derart verbogen, dass er in der Entführung eines Mädchens ein Spiel sah?
    Der Nachmittag war schon halb vorüber, als ich in die Straße zu Paris Montgomerys Haus bog. In den dichten Wäldern des ländlichen Loxahatchee war das meiste Licht bereits den langen Schatten der hohen, dünnen Kiefern zum Opfer gefallen.
    Ich fuhr an Paris’ Haus vorbei in die Sackgasse, wo ich den Abend vorher beinahe Jimmy Manetti erschossen hatte. Die Arbeiten an den halb fertigen Häusern waren für diesen Tag bereits eingestellt worden. Ich parkte den Wagen, nahm die Glock aus ihrem Versteck, ging die Straße entlang zurück, duckte mich, so schnell ich konnte, in den Schutz der Bäume.
    Das Haus glich dem von Eva Rosen: In den Siebzigerjahren im pseudospanischen Stil erbaut, mit gräulichem Stuck und einem mit Moos überwachsenen Zedernschindeldach. Durch eine Seitentür betrat ich die Garage, in der sich die Gartenmöbel und der Weihnachtsschmuck der eigentlichen Hausbesitzer stapelten. Der dollargrüne Infiniti war nicht da.
    Die Tür zum Haus war verschlossen, und die Lichter an der Alarmanlage zeigten, dass sie eingeschaltet war. Ich ging außen um das Haus herum, suchte nach einer unverschlossenen Tür oder einem Fenster, das einen Spalt breit offen stand. Kein Glück.
    Durch die Wohnzimmerfenster konnte ich einen hässlichen, ehemals weißen Flokatiteppich sehen, dazu eine Menge kitschiger »mediterraner« Möbel, zu denen sich niemand aus dem Mittelmeerraum je bekannt hätte. Der Fernseher sah fast so groß aus wie ich und war mit einer ganzen Reihe von Apparaten verbunden – Videorecorder, DVD, Dolby Surround, zu dem eine Stereoanlage gehörte, die wie etwas von der NASA aussah.
    Hinter dem Haus fand ich auf dem mit Fliegengitter eingezäunten Patio ein großes Heißwasserbecken aus Redwoodholz, dazu eine Ansammlung scheußlicher Terrassenmöbel und von der Sonne

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