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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd
Autoren: Tami Hoag
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Wagenschlag.
    »Sie müssen aber eine Menge zufriedener Kunden haben, wenn Sie sich für die Saison so einen Leihwagen leisten können«, meinte ich.
    Van Zandt lachte wie die Katze, die den Rahm und den Kanarienvogel erwischt hat. »Ich habe so zufriedene Kunden, dass mir einer dieses Auto über den Winter geliehen hat.«
    »Meine Güte. Wenn mein Ex mich so glücklich gemacht hätte, würde ich vielleicht noch in der Gegenwartsform von ihm sprechen.«
    Van Zandt lachte. »Wo haben Sie geparkt, Miss Elle?«
    »Am hinteren Tor.«
    Während wir über den Weg zur Wiese fuhren, fragte ich: »Sie kennen diese Erin? Arbeitet sie nicht gut?«
    Er verzog den Mund, als hätte er etwas Verfaultes gerochen. »Eingebildet. Schnippisch. Flirtet mit den Kunden. Amerikanische Mädchen geben keine guten Pferdepflegerinnen ab. Sind verwöhnt und faul.«
    »Ich bin ein amerikanisches Mädchen.«
    Er ging darüber hinweg. »Suchen Sie sich ein gutes polnisches Mädchen. Die sind stark und billig.«
    »Krieg ich die bei Wal-Mart? Ich hab jetzt eine Russin. Die denkt, sie sei eine Zarin.«
    »Russinnen sind arrogant.«
    »Und Holländer?«
    Das ölige Lächeln glitt über seinen Mund, während er den Mercedes auf meine Anweisung neben den BMW lenkte.
    »Ich komme aus Belgien«, verbesserte er mich. »Männer aus Belgien sind charmant und wissen, wie man Damen behandelt.«
    »Wohl eher glattzüngige Gauner«, sagte ich. »Die Damen sollten besser auf der Hut sein.«
    Van Zandt kicherte. »Sie lassen sich nicht so leicht was vormachen, Elle Stevens.«
    »Ein Lächeln und ein Akzent allein hauen mich noch nicht um. Dafür müssen Sie sich schon ein bisschen mehr anstrengen.«
    »Eine Herausforderung!«, rief er, entzückt von der Aussicht.
    Ich stieg aus, ohne darauf zu warten, dass er um den Wagen herumkam und mir die Tür öffnete, und zog meine Schlüssel aus der Gesäßtasche. Dabei streifte mein Handrücken die Waffe in meinem Hosenbund.
    »Danke, dass Sie mich mitgenommen haben«, sagte ich.
    »Ich danke Ihnen, Elle Stevens. Sie haben einem ansonsten langweiligen Abend ein Glanzlicht aufgesetzt.«
    »Lassen Sie das Ms. Montgomery nicht hören.«
    »Sie ist total geknickt, redet nur noch über den toten Wallach.«
    »Ein Pferd zu verlieren, das so viel Geld wert ist, würde mich auch deprimieren.«
    »War ja nicht ihr Geld.«
    »Vielleicht mochte sie das Pferd.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es gibt immer ein anderes.«
    »Das Sie, nehme ich an, dem trauernden Besitzer gern für ein hübsches Sümmchen verkaufen werden.«
    »Natürlich. Warum nicht? So was nennt man Geschäft – für mich und für ihren Stall.«
    »Sie sind mir ja ein ganz Sentimentaler.«
    Im grellen Licht der Sicherheitslampen sah ich, wie sich Van Zandts Kinnmuskeln spannten. »Ich bin seit dreißig Jahren in diesem Geschäft, Elle Stevens«, sagte er, eine gewisse Ungeduld in der Stimme. »Ich bin kein herzloser Mann, aber für Profis kommen und gehen Pferde. Es ist schade, dass der Wallach gestorben ist, aber Sentimentalität macht ihn nicht wieder lebendig. Das Leben geht weiter. Das der Besitzer auch. Die Versicherung wird für das tote Pferd zahlen, und der Besitzer wird sich ein neues kaufen.«
    »Das Sie gerne für ihn finden werden.«
    »Natürlich. Ich hab da bereits ein belgisches Pferd im Auge: saubere Röntgenaufnahmen und nimmt die Hindernisse doppelt so gut wie das andere.«
    »Und geht für bloße eins Komma acht Millionen Dollar an einen glücklichen Amerikaner und kann von Don Jade geritten werden.«
    »Die guten kosten, die guten gewinnen.«
    »Und die anderen können mitten in der Nacht ein Kabel durchbeißen und an einem Stromschlag sterben?«, fragte ich. »Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen, Van Zandt. Ein Versicherungsagent könnte Sie hören und auf die falsche Idee kommen.«
    Das wehrte er nicht mit einem Schulterzucken ab. Ich merkte, wie er sich anspannte.
    »Ich hab nie behauptet, dass jemand das Pferd getötet hat«, sagte er, die Stimme erstickt und leise. Er war wütend auf mich. Ich hatte kein Hirn zu haben. Ich hatte die nächste Amerikanerin mit zu viel Geld und zu wenig Verstand zu sein, die nur darauf wartete, dass er sie umgarnte und auf einen Einkaufstrip mit nach Europa nahm.
    »Nein, aber Jade hat diesen Ruf, nicht wahr?«
    Van Zandt kam einen Schritt näher. Mein Rücken war gegen den Rand meines Autodaches gedrückt. Ich musste zu dem Mann aufschauen. Weit und breit kein Mensch. Nur offenes Land hinter dem Tor.
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