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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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– ob V. Ihnen nun ein Pferd verkauft oder nicht.«
    »Wir sehen uns bestimmt. Jetzt bin ich fasziniert.«
    »Wie die Motte vom Licht?«, fragte er.
    »So was in der Art.«
    Er schüttelte mir die Hand, und ich spürte, wie mich der Strom wieder durchfuhr.
    Ich sah ihnen nach, wie sie zum Trainingsparcours stapften. Van Zandt ging neben dem Grauen, belegte Hughes mit Erzählungen über belgische Springpferde. Hughes saß mit Schlagseite auf dem Pferd. Paris schaute zurück, wollte sehen, wo Jade blieb.
    Ich machte mich auf den Weg zu meinem Wagen, wünschte, ich hätte Zeit, nach Hause zu fahren und zu duschen, fühlte mich schmutzig. Jades Bande hatte etwas glitschig Öliges, das eigentlich einen Geruch hätte haben sollen, wie ich immer der Meinung gewesen bin, dass Schlangen einen Geruch haben sollten. Ich wollte nichts mit denen zu tun haben, aber jetzt waren die Räder in Gang gesetzt. Das alte vertraute Summen nervöser Erregung ertönte in meinem Kopf. Vertraut, wenn auch nicht ganz willkommen.
    Ich hatte lange am Rand gestanden, hatte von einem Tag zum nächsten gelebt, ohne zu wissen, ob ich beschließen würde, es sei ein Tag zu viel. Ich wusste nicht, ob ich geistig in der Lage war, die Sache durchzuziehen. Und wenn nicht, könnte Erin Seabrights Leben am seidenen Faden hängen.
    Wenn Erin Seabright überhaupt noch ein Leben hatte.
    Du bist sie losgeworden ,hatte Trey Hughes gesagt. Oberflächlich gesehen eine ganz unverfängliche Bemerkung. Eine Redewendung. Und das von einem Mann, der nicht mal wusste, welcher Tag heute war. Doch die Bemerkung hatte einen Nerv getroffen.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich meinem Instinkt trauen konnte, weil er so lange außer Dienst gewesen war. Und sieh dir an, was beim letzten Mal passiert ist, als ich ihm vertraut habe. Mein Instinkt, meine Entscheidung und die Konsequenzen. Alle untauglich.
    Aber diesmal war es nicht mein Handeln, das den Schaden verursachte. Diesmal war es die Untätigkeit. Die Untätigkeit von Erin Seabrights Mutter, vom Büro des Sheriffs.
    Jemand musste etwas tun. Die Menschen, die Erin Seabright gekannt und für die sie gearbeitet hatte, waren viel zu gleichgültig, wenn man sie auf das Mädchen ansprach, und viel zu unbekümmert, wenn es um Tod ging.

6
    Die Adresse, die Molly mir gegeben hatte, war eine Garage für drei Autos, die ein unternehmerischer Geist in eine Mietwohnung verwandelt hatte. Geografisch lag sie nur ein paar Meilen vom Haus der Seabrights in Binks Forest entfernt. In jeder anderen Hinsicht lag sie in einer anderen Welt.
    Das ländliche Loxahatchee, wo die Nebenstraßen schmutzig sind und die Kanalisation nicht funktioniert, wo es keine Bauvorschriften gibt, die man ignorieren kann. Eine seltsame Mischung aus Heruntergekommenem, neuen Mittelschichtshäusern und kleinen Pferdekoppeln. Ein Ort, in dem die Leute Baumstämme mit Schildern benageln, die alles von »Verdienen Sie viel Geld mit Heimarbeit« über »Welpen zu verkaufen« bis zu »Superbillige Baumstumpfentsorgung« anbieten.
    Auf dem Grundstück, wo Erin gewohnt hatte, standen hohe Kiefern und kümmerliche verkrüppelte Palmen. Das Haupthaus war im pseudospanischen Ranchstil erbaut und stammte etwa aus der Mitte der Siebzigerjahre. Der weiße Putz war grau geworden. Der Garten bestand aus dreckigem Sand und bleichem, von der Sonne ausgedörrtem Gras. Ein älterer kastanienbrauner Honda stand neben der Einfahrt, dreckig und mit Kiefernharz befleckt. Er sah aus, als wäre er schon lange nicht mehr gefahren worden.
    Ich ging zur Haustür und klingelte, hoffte, dass mitten am Tag niemand zu Hause sein würde. Es hätte mir viel besser gepasst, selbst in die zum Gästehaus umgewandelte Garage einzudringen. Von menschlicher Kommunikation hatte ich für diesen Tag genug. Ich erschlug eine Mücke auf meiner Stirn und klingelte noch mal.
    Eine Stimme wie eine rostige Türangel rief: »Ich bin hinten!«
    Kleine braune Geckos schossen mir aus dem Weg und ins von Unkraut überwucherte Gelände, als ich um die Garage herumging. Hinter dem Haus befand sich der obligatorische Swimmingpool. Das Fliegengitter, das den Patio gegen Mücken schützen sollte, war an manchen Stellen zerrissen wie von riesigen Pfoten. Die Tür hing, weit geöffnet, in zerbrochenen Angeln.
    Die Frau, die im Durchgang stand, war längst aus dem Alter und der Verfassung heraus, sich in einem Bikini sehen zu lassen, aber genau so einen trug sie. Fett und schlaffe Haut hingen an ihrer gebückten Gestalt

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