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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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grauen Zellen sicher nicht verschont. Richtig gekannt hatte er mich nie, obwohl er bei mehreren Gelegenheiten heftig mit mir geflirtet hatte. Ich erinnerte mich, wie beeindruckt ich damals von mir selbst war, obwohl Trey Hughes mit jedem hübschen jungen Ding flirtete, das ihm über den Weg lief.
    »Paris, Schätzchen, warum tust du mir das an?« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange.
    »Das ist eine Verschwörung, Trey.«
    Er lachte. »Ja, ich hab immer gedacht, ich sei paranoid, bis sich herausstellte, dass tatsächlich alle es auf mich abgesehen haben.«
    Er trug Reithosen, ein Hemd und eine Krawatte. Sein Mantelsack hing ihm über der Schulter. Für mich sah er genauso aus wie vor zwanzig Jahren: attraktiv, fünfzig und selbstzerstörerisch. Natürlich war er damals dreißig gewesen. Zu viele Stunden in der Sonne hatten sein Gesicht faltig und bronzefarben gemacht, und er war schon vorzeitig ergraut – das lag in der Familie. Damals war er mir schneidig und weltgewandt vorgekommen. Jetzt wirkte er nur noch Mitleid erregend.
    Wieder beugte er sich vor und lugte unter meine Hutkrempe. »Wusste ich doch, dass jemand da drunter ist. Ich bin Trey Hughes.«
    »Elle Stevens.«
    »Kenne ich Sie?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Gott sei Dank. Ich behaupte immer, ein schönes Gesicht niemals zu vergessen. Sie hätten mich beinahe denken lassen, ich würde alt.«
    »Dein Hirn ist vom Alkohol derart aufgeweicht, dass es sich sowieso nichts mehr merken kann, Trey«, bemerkte Jade trocken.
    Hughes würdigte ihn keines Blickes. »Ich erkläre den Leuten schon seit Jahren, dass ich aus medizinischen Gründen trinke. Vielleicht zahlt es sich endlich mal aus. Nehmen Sie’s mir nicht übel, meine Liebe«, sagte er zu mir.
    »Tu ich nicht.«
    Seine Brauen zogen sich zusammen. »Sind Sie sicher …?«
    »Ich bin ein neues Gesicht«, erwiderte ich, fast amüsiert über meinen eigenen Scherz. »Waren Sie je in Cleveland?«
    »Gott, nein! Was sollte ich da?«
    »Tut mir Leid, das mit Stellar zu hören.«
    »Tja, ja nun …«, brummelte er, machte eine wegwerfende Geste. »So was passiert. Stimmt’s, Donnie?« Die Frage klang etwas scharf. Er sah Jade immer noch nicht an.
    Jade zuckte mit den Schultern. »Pech. So geht’s im Pferdegeschäft.«
    C’est la vie . C’est la mort .
    Seine Trauer war überwältigend.
    »Gott schütze General Fidelity«, sagte Hughes und hob ein imaginäres Glas. »Vorausgesetzt, sie zahlen.«
    Wieder lag Schärfe in seinen Worten, aber Jade schien unbeeindruckt.
    »Kaufen Sie ein belgisches Pferd«, meinte Van Zandt. »Dann werden Sie sagen: Stellar, wer?«
    Hughes lachte. »Soll ich mein Geld ausgeben, noch bevor ich es in der Tasche habe, V.?«
    »Das scheint am klügsten, so wie ich Sie kenne, mein Freund.«
    »Meine ganze Kohle geht für die neuen Stallungen drauf«, erwiderte Hughes. »Casa de Geldverschwendung.«
    »Was nützt ein schicker Stall, wenn man keine Pferde zum Unterstellen hat?«, fragte Van Zandt.
    »Überlassen wir es Mr. Jade, mit einer Wagenladung neuer Kunden zu kommen, die die Hypothek bezahlen und mir ein neues Schnellboot kaufen«, antwortete Hughes. »Wie man das in Wellington halt so macht.«
    Das stimmte. Viele aus Wellington bezahlten eine Jahreshypothek mit der unverschämt hohen Miete, die sie den Winterleuten in der drei oder vier Monate dauernden Saison abknöpften.
    »Trey, steig auf dein Pferd«, befahl Jade. »Ich hoffe, du bist nüchtern genug, wenigstens einmal über den Parcours zu kommen.«
    »Zum Teufel, DJ., das schaffe ich nur unter Strom. Nüchtern hätte ich keine Chance.« Er schaute sich suchend um. »Erin, meine Süße«, rief er. »Sei ein Schatz und bring mir meinen edlen Gaul.«
    »Erin arbeitet nicht mehr hier, Trey. Hast du das vergessen?« Paris nahm ihm den Mantelsack ab und reichte ihm den Helm.
    »Ach ja. Du bist sie losgeworden.«
    »Sie ist gegangen.«
    »Hm.« Er schaute versonnen, lächelte vor sich hin. »Ich meinte, sie gerade gesehen zu haben.« Er schaute sich um, ob die Luft rein war, und sagte dann zu Paris: »Warum hast du statt ihrer nicht die kleine Plumpskuh rausgeworfen?«
    Paris verdrehte die Augen. »Steig auf dein Pferd, Trey.«
    Sie rief dem Guatemalteken auf Spanisch zu, den Grauen zu bringen, und das Gefolge verließ langsam den Gang. Ich drehte mich um, wollte ihnen hinterhergehen. Jade stand immer noch da, beobachtete mich nach wie vor.
    »War nett, Sie kennen zu lernen, Elle. Ich hoffe, wir sehen uns wieder

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