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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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getan, als achtete er nur auf das Pferd. Er warf mir einen abschätzigen Blick zu und wollte gehen.
    »Ich dachte, belgische Männer sind angeblich charmant.«
    Er blieb stehen, sah mich erneut an und erkannte mich wieder. »Elle! Nun sieh sich einer das an!«
    »Ich hab mich rausgeputzt, wie sie in der Wohnwagensiedlung sagen.«
    »Sie waren doch noch nie in einer Wohnwagensiedlung«, spottete er, begutachtete den Hut und mein Aussehen.
    »Natürlich war ich da. Ich hab mal ein Hausmädchen heimgefahren.« Mit einem Kopfnicken deutete ich in Richtung des Mannes, der mit Jade gestritten hatte. »Wer ist das?«
    »Michael Berne. Eine alte Heulsuse.«
    »Ist er ein Pferdebesitzer oder was?«
    »Ein Rivale.«
    »Ah ja … diese Springreiter sind immer so dramatisch«, sagte ich. »In meinem Teil der Reiterwelt geht es nie so aufregend zu.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen dann ein Springpferd verkaufen«, schlug Van Zandt vor, beäugte meine Einkaufstaschen, schätzte meinen Kreditrahmen ab.
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin. Scheint mir eine ziemlich grobe Bande zu sein. Außerdem kenne ich keinen der Trainer.«
    Er nahm meinen Arm. Der höfliche Gentleman. »Kommen Sie. Ich stelle Sie Jade vor.«
    »Prima«, erwiderte ich, beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. »Dann kann ich ein Pferd kaufen und die Versicherungssumme kassieren. Alles auf einen Streich.«
    Als hätte man einen Schalter umgelegt, ging Van Zandts Gesichtsausdruck von ölig zu erzürnt über, die blauen Augen so kalt wie die Nordsee und beängstigend hart. »Sagen Sie nicht so was Dummes«, blaffte er.
    Ich machte einen Schritt von ihm weg. »War ein Scherz.«
    »Bei Ihnen ist alles ein Scherz«, knurrte er angewidert.
    »Und wenn Sie damit nicht umgehen können, Van Zandt, dann können Sie mich gern haben.«
    Ich sah, wie er damit kämpfte, Mr. Hyde zurück in die Kiste zu drängen. Die Stimmungsänderung war so schnell passiert, dass er eigentlich ein Schleudertrauma hätte haben müssen.
    Er strich sich über den Mund und machte eine ungeduldige Geste.
    »Na gut. Ein Scherz. Ha, ha.« Offensichtlich immer noch verärgert, setzte er sich in Bewegung. »Vergessen Sie’s. Kommen Sie.«
    Ich rührte mich nicht. »Nein. Entschuldigen Sie sich.«
    »Was?« Er sah mich ungläubig an. »Seien Sie nicht albern.«
    »Graben Sie ruhig weiter an dem Loch, Van Zandt. Ich bin dumm und albern und was noch?«
    Seine Gesichtsmuskeln zitterten. Er wollte mich Zicke oder Schlimmeres nennen, das sah ich seinen Augen an.
    »Entschuldigen Sie sich.«
    »Sie hätten keine Scherze machen sollen«, sagte er. »Kommen Sie.«
    »Und Sie sollten sich entschuldigen«, gab ich zurück. Er schien unfähig dazu und erstaunt, dass ich darauf beharrte.
    »Sie sind dickköpfig.«
    Ich lachte laut. » Ich bin dickköpfig?«
    »Ja. Kommen Sie.«
    »Erteilen Sie mir keine Befehle wie einem Pferd«, fuhr ich ihn an. »Sie können sich entschuldigen oder mich mal sonst wo …«
    Ich wartete, war auf eine Explosion gefasst und nicht sicher, was danach passieren würde. Van Zandt schaute mich an, sah weg, und als er sich mir wieder zuwandte, lächelte er, als sei nichts passiert.
    »Sie sind eine Tigerin, Elle! Das gefällt mir. Sie haben Charakter.« Er nickte, war plötzlich sehr zufrieden. »Das ist gut.«
    »Ich bin so froh, dass Sie das gutheißen.«
    Er lachte in sich hinein und nahm wieder meinen Arm.
    »Kommen Sie mit. Ich stelle Sie Jade vor. Er wird Sie mögen.«
    »Werde ich ihn auch mögen?«
    Keine Antwort. Ihm war es egal, was ich mochte oder nicht. Er war fasziniert davon, dass ich ihn herausgefordert hatte. Das passierte ihm sicherlich nicht oft. Die meisten seiner amerikanischen Kundinnen waren vermutlich reiche Hausfrauen, deren Männer und Liebhaber sich nicht für Pferde interessierten. Frauen, die ihm blind vertrauten, bloß weil er Europäer war und ihnen Beachtung schenkte. Unsichere Frauen, die sich leicht entzücken und manipulieren ließen, beeindruckt von ein bisschen Fachwissen und einem gewaltigen Ego mit Akzent.
    Ich hatte dieses Phänomen über die Jahre vielfach beobachtet. Frauen, die nach Aufmerksamkeit und Anerkennung hungern, machen viele Dummheiten, wozu auch das Rauswerfen großer Geldsummen gehört. Das war die Klientel, an der skrupellose Händler viel Geld verdienen konnten. Das war die Klientel, die Händler wie Van Zandt hinter dem Rücken der Kundin verächtlich kichern und »dämliche Amerikaner« sagen ließ.
    Park Lane kam mit Jill, der

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