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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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»Nein! Niemand hat mir was von Ausziehen gesagt. Und dann auch noch das dreckige Geschirr stehen zu lassen! Man vermietet ihnen eine hübsche Wohnung, und so behandeln sie einen!«
    »Haben Sie in den letzten Tagen hier jemanden kommen und gehen sehen?«
    »Nein. Nur die andere. Die Dicke.«
    »Jill Morone?«
    »Die ist heimtückisch. Diese Schweinsäuglein. Ich würde sie nie auf meine Babys aufpassen lassen.«
    »Sie wohnt in der anderen Hälfte?«
    »Jemand muss mir dafür gradestehen«, murmelte Eva. »Sie haben für die ganze Saison gemietet. Sie müssen bezahlen.«
    »Wer bezahlt die Miete?«
    »Die Schecks sind auf den Jade-Reitstall ausgestellt. Das nette Mädchen, Paris, bringt den Scheck immer persönlich. Sie ist so nett. Ich kann nicht glauben, dass sie so was zulassen würde.«
    Verärgert zog sie an ihrer Zigarette, ging an die Spüle und drehte das Wasser an. Die Rohre grummelten und spuckten. Als das Wasser endlich lief, war es braun. »Die können nicht einfach mitten in der Nacht ausziehen und meinen, sie bräuchten nicht zu zahlen. Mein Taugenichts von Sohn ist wenigstens zu einem gut: Er ist gewerblicher Kautionssteller. Der kennt Leute.«
    Ich folgte Eva, die eine Tür öffnete und durch das gemeinsame Bad in Jill Morones Seite der Garage ging. Auf dem Boden lagen feuchte Handtücher, die Duschkabine war orange und schwarz vor Rost und Schimmel.
    »Die ist noch da«, murmelte Eva. »Das kleine Schwein. Sieh sich einer das Durcheinander an.«
    Das Zimmer sah aus, als sei es durchsucht worden, aber ich nahm an, dass Jill einfach nicht viel von Ordnung hielt. Kleidungsstücke und Zeitschriften lagen überall verstreut. Kippen quollen aus einem Aschenbecher auf dem Couchtisch. Ich entdeckte eine Ausgabe von Sidelines mit meinem Foto drin auf dem Boden und schubste sie heimlich mit dem Fuß unters Bett.
    »Hier würde ich nicht mal einen Hund leben lassen«, grummelte Eva Rosen und durchwühlte hemmungslos Jill Morones Sachen. »Wo kriegt sie das alles her? Das hier ist von Bloomingdale’s, noch mit Preisschild. Ich wette, die klaut. Ist genau der Typ dafür.«
    Ich widersprach nicht, sah mir den unordentlich durcheinander geworfenen Schmuck auf der Kommode des Mädchens an und fragte mich, ob davon etwas von nebenan herübergewandert war. Ein guter Tausch für einen Stapel dreckiges Geschirr.
    »Waren Sie am Sonntag hier, Mrs. Rosen?«
    » Miss Rosen. Ich war den ganzen Tag hier.«
    »Und Sonntagabend?«
    »Sonntagabend gehe ich mit meinem Freund Sid ins A-1 Thai .Ich hatte das Hühnercurry. So würzig! Hatte tagelang Sodbrennen.«
    »Wann sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Bitte, Ms. Rosen, das könnte sehr wichtig sein. Erin wird vermisst.«
    Sie gab sich einen Moment lang störrisch, legte dann den Kopf zur Seite und zuckte mit den Schultern. »Sid ist ein besonderer Freund, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich bin erst Montag nach Hause gekommen. So gegen Mittag.«
    Genug Zeit für Erin, ihr Zeug zu packen, oder für jemand anders, das zu tun.
    »Sie ist mit einem Jungen durchgebrannt, glauben Sie mir«, sagte Eva und drückte ihre Zigarette in dem überquellenden Aschenbecher aus. »Nichts gegen Ihre Familie, aber sie hatte dieses Aussehen, mit den engen Hemdchen und dem nackten Bauchnabel.«
    Und das von einer Siebzigjährigen im Bikini.
    »Was können Sie mir über den Freund erzählen?«, fragte ich. »Wissen Sie, was für ein Auto er fährt?«
    »Siebenundsechzig Jahre habe ich in Queens gelebt. Woher soll ich Autos kennen?«
    Ich versuchte, langsam zu atmen. Einer meiner weiteren Mängel als Cop: fehlende Diplomatie mit der breiten Masse. »Farbe? Größe? Irgendwas, das ich an die Polizei weitergeben könnte?«
    »Schwarz, vielleicht. Oder dunkelblau. Ich hab den Wagen nur einmal gesehen, und das bei Nacht.«
    »Was ist mit dem Jungen? Wie sieht der aus?«
    »Bin ich hier bei Law and Order? «,fragte sie, tat entrüstet. »Sind Sie die Bezirksstaatsanwältin oder was?«
    »Ich mache mir nur Sorgen um meine Nichte, Ms. Rosen. Und ich befürchte, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Sie hat niemandem gesagt, dass sie umziehen wollte. Ihre Familie weiß nichts von diesem Freund. Wie können wir sicher sein, dass sie freiwillig mit ihm gegangen ist?«
    Eva dachte darüber nach, bekam einen Moment lang glänzende Augen bei der Vorstellung einer Verschwörung, wedelte dann mit der Hand, tat gleichgültig. »Ich hab ihn nicht genau gesehen. Ich hörte sie

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